Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
»Wissen Sie, bei welchem Buchmacher dieser Kenneth Hicks arbeitet?«
      Sie zuckte die Achseln. »Bei irgendeinem hier in der Stadt. Wie ich schon gesagt hab, er war immer irgendwo in der Nähe.«
      Kincaid, dem die vielen Termine im Red Lion in Connor Swanns Terminkalender einfielen, fragte sich, ob dies der regelmäßige Treffpunkt der beiden Männer gewesen war. »War Con oft im Red Lion Hotel? Ich meine das neben der Kirche, das -«
      Sie unterbrach ihn kopfschüttelnd. »Das ist doch eine Touristenfalle. Eine aufgedonnerte Hure, hat Con immer gesagt, wo man nicht mal ein anständiges Bier kriegen könnte.«
      Sie hatte entschieden schauspielerisches Talent und ein gutes Gedächtnis für Dialoge. Wenn sie Connor Swann zitierte, konnte Kincaid den Tonfall seiner Stimme hören, selbst den leichten Anklang eines irischen Akzents.
      »Nein«, fuhr sie fort, »er ist immer ins Red Lion in Wargrave gegangen. Das ist ein richtiges Pub mit anständigem Essen zu anständigen Preisen.« Sie lächelte, und in ihren Wangen bildeten sich Grübchen, die an ihre Tochter erinnerten. »Das Essen war das Wichtige, wissen Sie - Con ist nie irgendwo hingegangen, wo ihm das Essen nicht geschmeckt hat.« Sie setzte ihr Glas an den Mund und leerte es bis auf den letzten Tropfen. »Mit mir ist er da auch ein paarmal hingegangen, aber am liebsten war er zu Hause.«
      Kincaid konnte über diese Widersprüchlichkeiten nur den Kopf schütteln. Der Mann hatte allen Berichten zufolge ein äußerst flottes Leben geführt, getrunken und gespielt, aber am liebsten war er mit seiner Geliebten und deren Kind zu Hause gewesen. Er hatte ferner, wie das aus seinem Terminkalender hervorging, das ganze letzte Jahr jeden Donnerstag mit seinen Schwiegereltern zu Mittag gegessen.
      Kincaid dachte an das Ende seiner eigenen Ehe zurück. Obwohl Vic ihn verlassen hatte, war es ihren Eltern irgendwie gelungen, ihn in die Rolle des Bösewichts zu drängen, und er hatte nie wieder von ihnen gehört. Nicht einmal zu einer Weihnachts- oder Geburtstagskarte hatte es gereicht.
      »Wissen Sie, was Con donnerstags immer gemacht hat, Sharon?« fragte er.
      »Wieso? Das gleiche wie an allen anderen Tagen, soviel ich weiß«, antwortete sie stirnrunzelnd.
      Sie hatte also von den regelmäßigen Mittagessen bei den Schwiegereltern nichts gewußt. Was sonst hatte Connor ihr bequemlichkeitshalber verschwiegen?
      »Und am letzten Donnerstag, Sharon, an dem Tag, an dem er gestorben ist? Waren Sie da mit ihm zusammen?«
      »Nein. Er ist nach London gefahren. Aber ich glaube, ursprünglich hat er das gar nicht vorgehabt. Als ich Hayley abends gefüttert hatte, bin ich rübergekommen, und da war er gerade erst nach Hause gekommen. Total aufgedreht, er konnte kaum ruhig sitzen.«
      »Und hat er Ihnen gesagt, wo er gewesen ist?«
      Sie schüttelte langsam den Kopf. »Er hat nur gesagt, er müßte noch mal ein Weilchen weg. Er hätte noch was zu erledigen.«
      »Und er hat Ihnen nicht gesagt, wohin er wollte?«
      »Nein. Er hat gesagt, ich soll nicht gleich ausflippen, er wär ja bald wieder da.« Sie streifte ihre hochhackigen Schuhe ab, zog die Beine hoch und rieb sich plötzlich angestrengt die Zehen. Als sie aufsah, waren ihre Augen feucht. »Aber ich konnte nicht bleiben, weil meine Großmutter Donnerstag abends immer Bridge spielt und ich nach Hayley sehen mußte. Ich konnte nicht ...« Sie schlang ihre Arme um die angezogenen Beine und drückte ihr Gesicht auf ihre Knie. »Ich hab ihm nicht mal einen Kuß gegeben«, flüsterte sie, »als er gegangen ist.«
      Sie war also gekränkt gewesen, hatte geschmollt und auf kindliche Weise versucht, ihn zu bestrafen. Eine kindliche Reaktion, ein Verhalten, wie es zwischen Liebenden nichts Besonderes war, über das man später im Bett lachen konnte, diesmal jedoch gab es keine Möglichkeit mehr zur Versöhnung. Aus solchen Kleinigkeiten sind lebenslange Schuldgefühle gemacht, und was sie bei ihm suchte, war Absolution. Nun, er würde ihr geben, was in seiner Macht stand.
      »Sharon. Sehen Sie mich an.« Er rutschte nach vorn bis zur Sofakante, beugte sich vor und tätschelte ihre gefalteten Hände. »Sie konnten es doch nicht wissen. Keiner von uns ist so vollkommen, daß er jede Minute so leben kann, als wäre es seine letzte. Con hat Sie geliebt, und er hat gewußt, daß Sie ihn lieben. Das ist alles, was zählt.«
      Ihre Schultern zuckten. Schweigend lehnte er sich wieder

Weitere Kostenlose Bücher