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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zurück und wartete, bis er sah, daß sie sich langsam entspannte und kaum merklich hin und her zu wiegen begann. Dann sagte er: »Sonst hat Con wirklich nichts darüber gesagt, wohin er wollte?«
      Sie schüttelte den Kopf, ohne ihn zu heben. »Ich hab immer wieder darüber nachgedacht. Über jedes Wort, das er gesagt hat, und über jedes Wort, das ich gesagt hab. Aber ich weiß nichts.«
      »Und Sie haben ihn an diesem Abend nicht wieder gesehen?«
      »Das hab ich Ihnen doch schon gesagt!« gab sie zurück und hob den Kopf von ihren Knien. Ihre helle Haut war fleckig vom Weinen. Sie schniefte und rieb sich unbefangen die Augen. »Wozu wollen Sie das alles überhaupt wissen?«
      Anfangs war ihr Bedürfnis zu sprechen, einen Teil ihres Schmerzes zu äußern, stärker gewesen als alles andere, jetzt aber trat, wie Kincaid sah, ihr natürliches Mißtrauen wieder hervor.
      »Hatte Con getrunken?« fragte er.
      Sharon lehnte sich in ihrem Sessel zurück und sah ihn unsicher an. »Ich glaub nicht - auf jeden Fall hat er nicht so gewirkt, aber manchmal konnte man’s auch nicht gleich erkennen.«
      »Er hat wohl eine ganze Menge vertragen, wie?«
      Sie zuckte die Achseln. »Con hat gern was getrunken, aber er ist nie gemein geworden, wie manche andere.«
      »Sharon, was glauben Sie, ist Con zugestoßen?«
      »Der Idiot ist auf dem Wehr spazierengegangen, reingefallen und ertrunken! Was soll das heißen, >was ist ihm zugestoßen      Kincaid wußte, daß er ihr jetzt als Zielscheibe des Zorns diente, den sie an Connor nicht auslassen konnte - ihres Zorns darüber, daß Connor gestorben war, daß er sie verlassen hatte. »So leicht ertrinkt ein erwachsener Mann nicht, wenn er ins Wasser fällt, es sei denn, er hatte einen Herzinfarkt oder war sturzbetrunken. Wir können diese Möglichkeiten nicht ausschließen, solange wir nicht den Obduktionsbefund kennen, aber ich glaube, wir werden feststellen, daß Connor bei guter Gesundheit war und auch relativ nüchtern.« Während er sprach, wurden ihre Augen immer größer, und sie wich in die Tiefe ihres Sessels zurück, als könnte sie so seiner Stimme entkommen, doch er fuhr erbarmungslos zu sprechen fort. »Er hatte Druckmale am Hals. Ich glaube, daß ihn jemand gewürgt hat, bis er bewußtlos war, und dann ins Wasser gestoßen hat. Wer könnte das getan haben, Sharon? Haben Sie eine Ahnung?«
      »Dieses Luder!« stieß sie hervor, und ihr Gesicht unter der Schminke wurde kreidebleich.
      »Was -«
      Zornig sprang sie auf, stolperte, verlor das Gleichgewicht und fiel vor Kincaid auf die Knie. »Dieses Luder!«
      Speicheltröpfchen sprühten ihm ins Gesicht. Er roch den Sherry in ihrem Atem. »Von wem sprechen Sie, Sharon?«
      »Sie hat alles getan, um ihn fertigzumachen, und jetzt hat sie ihn umgebracht.«
      »Wer, Sharon? Von wem sprechen Sie?«
      »Von ihr natürlich. Von Julia.«
     
    Die Frau, die neben Kincaid saß, stieß ihn an. Die Gemeinde hatte sich erhoben und schlug ihre Gesangbücher auf. Er hatte die Predigt, die von dem kahlköpfigen Geistlichen mit kultivierter Gelehrtenstimme vorgetragen worden war, nur bruchstückweise mitbekommen. Hastig stand er auf, schnappte sich ein Gesangbuch und warf einen Blick in das seiner Nachbarin, um die richtige Seite zu finden.
      Er sang automatisch, in Gedanken noch immer bei seinem Gespräch mit Connor Swanns Geliebter. Trotz Sharons Anschuldigungen glaubte er nicht, daß Julia Swann überhaupt die körperliche Kraft besaß, die notwendig gewesen war, um ihren Mann zu erwürgen und in den Kanal zu stoßen. Im übrigen hatte sie auch gar nicht die Zeit dazu gehabt, es sei denn, Trevor Simons hatte gelogen, um sie zu schützen. Er wurde aus der ganzen Sache nicht klug und fragte sich, wie Gemma wohl in London vorankam, ob sie bei ihrem Besuch in der Oper irgend etwas Nützliches in Erfahrung gebracht hatte.
      Der Gottesdienst ging zu Ende. Die Leute grüßten einander und plauderten beim Hinausgehen freundlich miteinander, aber nirgends hörte er eine Erwähnung Connor Swanns oder der Ashertons. Man musterte ihn neugierig und ein wenig scheu, doch niemand sprach ihn an. Er folgte der Menge nach draußen, aber anstatt ins Hotel zurückzukehren, machte er, den Mantelkragen hochgeschlagen, die Hände in den Taschen, einen Spaziergang durch

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