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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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er sich einfach nicht konzentrieren. Er streckte sich und sah auf seine Uhr - fünf vorbei - und merkte plötzlich, wie hungrig er war. Er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Rasch warf er die Berichte, die er geschafft hatte, in den Ausgangskorb und nahm seine Jacke vom Haken.
      Er würde nach Hause fahren, nach Sid sehen, ein paar frische Sachen einpacken, sich vielleicht beim Chinesen etwas zu essen holen. Doch diese Planungen konnten die innere Ruhelosigkeit, die ihn quälte, seit er das Pfarrhaus verlassen hatte und nach London zurückgefahren war, nicht vertreiben. Wieder stieg Julias Bild vor ihm auf. Ihr Gesicht war jünger, weicher, aber bleich unter dem dunklen, fieberfeuchten Haar, und sie warf sich ungetröstet in dem weißen Krankenbett hin und her.
      Er hätte gern gewußt, wieviel politischen Einfluß die Ashertons tatsächlich besaßen, und wie vorsichtig er sein mußte.
      Erst als er seinen Wagen aus der Garage von Scotland Yard in die Caxton Street hinauslenkte, dachte er daran, Gemma noch einmal anzurufen. Er hatte im Lauf des Nachmittags mehrmals versucht, sie zu erreichen, jedoch ohne Erfolg, obwohl sie ihre Gespräche im Coliseum schon vor Stunden abgeschlossen haben mußte. Er warf einen nachdenklichen Blick auf sein Autotelefon, hob jedoch nicht ab, sondern fuhr, nachdem er den St. James’s Park umrundet hatte, automatisch Richtung Islington. Gemma war nun schon seit Wochen in ihrer neuen Wohnung, und die halb verlegene Begeisterung, mit der sie von ihr sprach, hatte ihn neugierig gemacht. Er würde einfach mal dort vorbeifahren; vielleicht erwischte er sie ja.
      Als er sich erinnerte, wie sorgfältig sie es vermieden hatte, ihn in ihr Haus in Leyton einzuladen, schob er den Gedanken einfach beiseite.
      Als er aus dem Wagen gestiegen war, musterte er einen Moment das Haus, eine alleinstehende viktorianische Villa aus glattem honigfarbenem Stein. In den beiden Erkerfenstern fing sich die Sonne des späten Nachmittags, ein schmiedeeiserner Zaun umgab den gepflegten Garten. Von der Treppe aus beobachteten ihn zwei schwarze Hunde mit wacher Aufmerksamkeit. Sich Gemmas Beschreibung erinnernd, folgte er dem Gartenzaun um die Ecke.
      Das Garagentor war ebenso wie die kleinere Tür links von ihm in einem leuchtenden Narzissengelb gestrichen. Das kleine Schild mit der schwarzen Ziffer 2 bestätigten ihm, daß er hier richtig war. Er klopfte, und als sich nichts rührte, setzte er sich, entschlossen zu warten, auf die Stufe, die zum Garten hinaufführte, und lehnte sich an die Eisenstangen des schmalen Türchens.
      Er hörte ihren Wagen, noch ehe er ihn sah. »Sie bekommen einen Strafzettel, wenn Sie da parken«, sagte er, als sie die Tür öffnete.
      »Bestimmt nicht. Ich blockier ja nur meine eigene Garage. Was tun Sie denn hier, Chef?«
      Sie löste Tobys Sicherheitsgurt, und sofort kletterte er mit Freudengeschrei über sie hinweg.
      »So ein freundlicher Empfang tut doch gut«, meinte Kincaid, als Toby ihm entgegenrannte. Er nahm den kleinen Jungen auf den Arm und zauste ihm das glatte blonde Haar. »Ich hab das Gefühl, Ihr Motor fängt ein bißchen an zu klopfen«, bemerkte er zu Gemma, die gerade noch ihren Wagen absperrte.
      Sie schnitt eine Grimasse. »Erinnern sie mich nicht daran. Jedenfalls nicht gerade jetzt.« Einen Moment standen sie sich verlegen gegenüber, Gemma mit einem Strauß pinkfarbener Rosen in der Hand, und als das Schweigen sich in die Länge zog, wurde ihm immer unbehaglicher.
      Wieso hatte er geglaubt, er konnte ihre so sorgsam errichteten Barrieren konsequenzlos einreißen? Sein Eindringen stand jetzt wie eine Mauer zwischen ihnen. Er sagte: »Tut mir leid. Ich komme nicht mit rein. Ich konnte Sie nur den ganzen Nachmittag nicht erreichen und wollte irgendwie mit Ihnen Kontakt aufnehmen.« Aus einem Gefühl, Wiedergutmachung leisten zu müssen, fügte er hinzu: »Wie wär’s, wenn ich Sie und Toby zum Essen einlade?«
      »Ach, hören Sie doch auf!« Sie kramte in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln. »Natürlich kommen Sie mit rein.« Sie sperrte die Tür auf und trat mit einem Lächeln zurück. Toby rannte ihnen stürmisch voraus. »Da sind wir«, sagte sie, als sie hinter ihm eintrat.
      Ihre Kleider hingen an einer Kleiderstange neben der Tür. Flüchtig roch er das blumige Parfüm, das sie im allgemeinen benützte. In aller Ruhe sah er sich um. Die Schlichtheit überraschte ihn einerseits, andererseits jedoch

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