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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Seufzend klopfte er einmal kurz mit dem Zeigefinger auf die Karte, ehe er sie wieder zusammenfaltete. »Diese Bäche können bei Überschwemmung sehr trügerisch und gefährlich sein, und das wurde dem jungen Matthew zum Verhängnis.«
      »Wie genau ist das denn damals passiert?« fragte Kincaid. »Ich habe die ganze Geschichte nur aus zweiter Hand gehört.«
      »Die Einzige, die genau weiß, was geschehen ist, ist Julia. Sie war ja bei ihm«, antwortete der Pastor, eine Akribie zeigend, die eines Polizeibeamten würdig gewesen wäre. »Aber ich werde mich bemühen, es für Sie zu rekonstruieren. Die Kinderwaren auf dem Heimweg von der Schule und schlugen eine Abkürzung durch den Wald ein, die ihnen gut bekannt war. Zum erstenmal seit Tagen gab es eine kurze Regenpause. Matthew, der wohl am Bachufer herumturnte, fiel ins Wasser und wurde von der Strömung mitgerissen. Julia wollte ihn herausziehen. Sie ging dabei selbst gefährlich tief ins Wasser hinein. Trotzdem gelang es ihr nicht, und sie rannte nach Hause, um Hilfe zu holen. Es war natürlich zu spät. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß der Junge schon tot war, ehe Julia ihn zurückließ.«
      »Hat Julia Ihnen die Geschichte selbst erzählt?«
      Mead nickte. »Bruchstückweise, ziemlich wirr. Sie wurde danach schwerkrank, kein Wunder nach diesem Schock und der eisigen Kälte des Wassers. In den ersten Stunden dachte keiner daran, sich um sie zu kümmern, obwohl sie bis auf die Haut durchnäßt war. Und dann fiel es auch nur Mrs. Plumley ein, nach ihr zu sehen - die Eltern waren so verstört, daß sie sie offenbar völlig vergessen hatten.
      Sie bekam eine schwere Lungenentzündung, und eine Zeitlang schwebte sie in Lebensgefahr.« Kopfschüttelnd streckte er die Hände zum elektrischen Feuer aus, als fröre ihn bei der Erinnerung. »Ich habe sie jeden Tag besucht. Mrs. Plumley und ich haben während der Krise abwechselnd bei ihr gewacht.«
      »Und ihre Eltern?« fragte Kincaid mit einem Anflug von Empörung.
      Das milde Gesicht des Pastors verzog sich in tiefer Bekümmerung. »Sie können sich den Schmerz in diesem Haus nicht vorstellen, Mr. Kincaid. Die Eltern konnten an nichts anderes denken als an ihren toten Sohn.«
      »Nicht einmal an ihre Tochter?«
      Sehr leise, beinahe wie zu sich selbst, sagte Mead: »Ich glaube, sie konnten es nicht ertragen zu sehen, daß sie lebte und der Junge nicht.« Er warf Kincaid einen Blick zu und fügte abschließend hinzu: »Das wär’s. Ich habe mehr gesagt, als ich sollte. Es ist lange her, daß ich daran gedacht habe, und Connors Tod hat alles wieder lebendig gemacht.«
      »Aber noch mehr verschweigen Sie.« Kincaid, der nicht bereit war, es dabei bewenden zu lassen, beugte sich vor.
      »Es ist nicht an mir, ein Urteil zu sprechen, Mr. Kincaid. Es war damals für alle Beteiligten sehr schwer.«
      Kincaid verstand das so, daß Mead das Verhalten der Ashertons unsäglich fand, sich jedoch nicht gestattete, es auszusprechen. »Man kann sicherlich nicht bestreiten, daß Sir Gerald und Dame Caroline jetzt um ihre Tochter sehr besorgt sind.«
      »Wie ich schon sagte, Mr. Kincaid, das ist alles sehr lange her. Es tut mir nur leid, daß Julia noch einen solchen Verlust erleiden mußte.«
      Eine Bewegung am Fenster zog Kincaids Aufmerksamkeit auf sich. Der Wind hatte eine Laubsäule vom Rasen in die Höhe gewirbelt. Sie drehte sich einen Moment, dann fiel sie zusammen. Einige Blätter schwebten zum Fenster und schlugen leicht gegen die Scheiben.
      »Sie sagten, Sie hätten Matthew gekannt, aber Sie müssen doch auch Julia sehr gut gekannt haben.«
      Der Pastor schwenkte den letzten Rest Tee in seiner Tasse. »Ich weiß nicht, ob es überhaupt jemanden gibt, der Julia gut kennt. Sie war immer ein stilles Kind. Während Matthew sich mitten in die Dinge hineinstürzte, beschränkte sie sich darauf zu beobachten und zuzuhören. Gerade deshalb waren die seltenen direkten Reaktionen von ihr um so erwärmender. Wenn sie sich aktiv für etwas interessierte, dann schien dieses Interesse echt und tief zu sein, nicht nur eine vorübergehende Laune.«
      »Und später?«
      »Sie hat während ihrer Krankheit natürlich mit mir gesprochen, aber sie war im Fieber, es ging alles durcheinander. Und als sie wieder gesund wurde, zog sie sich ganz in sich zurück. Nur bei ihrer Hochzeit habe ich noch einmal einen Schimmer des Kindes gesehen, das sie einmal war.« Sein Ton war wehmütig,

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