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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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jetzt daran zurückdenke, kann ich sehen, daß das Ganze etwas Hektisches hatte, aber damals ist mir das nicht aufgefallen.«
      »Gehen Sie noch einmal ein Stück zurück«, bat Kincaid. »Sie sagten, es sei naiv von Ihnen gewesen, Connors Begründung für seinen Wunsch, bei Ihnen anzufangen, für bare Münze zu nehmen. Hat sich denn herausgestellt, daß sie nicht zutreffend war?«
      »Sagen wir, er hat eine Menge weggelassen«, antwortete Frye. »Einige Monate später sickerte langsam durch, was wirklich los war.« Er sah Kincaid stirnrunzelnd an. »Hat seine Frau es Ihnen nicht erzählt? Sie haben doch mit der Frau gesprochen?«
      »Was soll sie mir erzählt haben?« entgegnete Kincaid, der Beantwortung der Frage ausweichend.
      Frye schob den Rest seines Salats zu einem sauberen Häufchen in der Mitte seines Tellers zusammen. »Cons ehemalige Firma in London macht die gesamte Werbung für ENO. Dadurch hat er seine Frau überhaupt erst kennengelernt - bei irgendeinem Empfang, soviel ich weiß. Ich vermute, sie war mit ihren Eltern dort. Als sie ihn dann verließ, und er ...« Ziemlich verlegen sah Frye zu seinem Teller hinunter und stocherte mit seiner Gabel in den Salatresten herum. »Er hatte so eine Art Nervenzusammenbruch, so kann man’s wohl nennen. Anscheinend hat er völlig durchgedreht - hat vor Kunden plötzlich zu weinen angefangen und dergleichen mehr. Die Firma hat versucht, alles zu vertuschen - ich nehme an, sie wollten es nicht riskieren, die Ashertons vor den Kopf zu stoßen, indem sie ihn ganz offiziell an die Luft setzten.«
      Sie waren alle sehr diskret gewesen, dachte Kincaid. Hatte Mitleid eine Rolle gespielt? »Und er kam mit einer Empfehlung der Firma, als er bei Ihnen anfing?«
      »Sonst hätten wir ihn nicht genommen«, antwortete Frye sachlich.
      »Und wann begann es schiefzulaufen?«
      Ein Ausdruck schlechten Gewissens löste die Verlegenheit auf Fryes Gesicht ab. »Es war keinesfalls so, daß Con ein totaler Reinfall war - den Eindruck wollte ich Ihnen nicht vermitteln.«
      »Das haben Sie ganz gewiß nicht«, erwiderte Kincaid beschwichtigend, weil er hoffte, damit weitere Beteuerungen Fryes abzubiegen, die nach >Die Toten soll man ruhen lassen< klangen.
      »Es kam allmählich. Er verpaßte Termine mit Kunden - natürlich immer mit einer guten Entschuldigung, aber wenn so was mehrmals passiert, werden auch die besten Entschuldigungen etwas fadenscheinig. Er hat Dinge versprochen, die wir nicht erfüllen konnten ...« Er schüttelte den Kopf bei der Erinnerung. »Das ist für einen Kreativdirektor der absolute Alptraum. Und die vielen neuen Kunden, die er uns bringen wollte, die guten Verbindungen, die er hatte ...«
      »War alles nur leeres Gerede?«
      Frye nickte bekümmert. »Leider, ja.«
      Kincaid schob seinen leeren Teller weg. »Warum haben Sie ihn dann behalten, Mr. Frye? Das hört sich ja wirklich an, als sei er für Sie mehr zu einer Belastung geworden.«
      »Nennen Sie mich doch einfach John«, sagte Frye. Er beugte sich etwas vor und fuhr in vertraulichem Ton fort: »Wissen Sie, es war komisch, vor ein paar Monaten hatten Gordon und ich uns gerade nach langem Hin und Her entschlossen, ihn an die Luft zu setzen, da fing es plötzlich an, besser zu werden. Es war nichts Weltbewegendes, aber er wurde etwas zuverlässiger, er zeigte etwas mehr Interesse.«
      »Haben Sie eine Ahnung, woher diese Veränderung kam?« fragte Kincaid, der an Sharon und die kleine Hayley dachte.
      Frye zuckte die Achseln. »Keinen Schimmer.«
      »Wußten Sie, daß er eine Freundin hatte?«
      »Freundinnen, meinen Sie. Im Plural«, sagte Frye mit Nachdruck. Mit der resignierten Miene des Festverheirateten fügte er hinzu: »Nachdem meine Frau ihn ein paarmal gesehen hatte, hätte sie mir am liebsten strikt verboten, nach der Arbeit noch mit ihm auf ein Bier zu gehen. Sie war überzeugt, er würde mich auf Abwege führen.« Er lächelte. »Zu meinem Glück oder zu meinem Pech, wie man’s nimmt, hatte ich nie Connors umwerfenden Charme.«
      Das Lokal hatte sich geleert, die Reihen am Tresen waren merklich gelichtet. Marian kam, um abzuräumen. »Sonst noch etwas, meine Herren? Einen kleinen Nachtisch? Wir haben noch einen phantastischen Kuchen da -«
      »Bitte, quälen Sie mich nicht so!« Frye schlug stöhnend beide Hände vor sein Gesicht.
      Marian nahm Kincaids Teller und bedachte ihn mit einem ganz und gar nicht eisigen Augenzwinkern.

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