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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Zum Teil rührte ihr Unbehagen sicherlich daher, daß ihr als geborene Londonerin das Land fremd war.
      Dennoch war sie erleichtert, als sie endlich die Abzweigung zum Haus der Ashertons sah. Keine zwei Minuten später hielt sie in der Lichtung vor dem Haus. Sie stieg aus und blieb einen Moment stehen. Der modrige Geruch faulender Blätter, Essenz des Herbstes, stieg ihr in die Nase.
      In der Stille hörte sie das gleiche merkwürdige Sirren, das ihr und Kincaid zuvor schon aufgefallen war. Auf der Suche nach Stromleitungen blickte sie in die Höhe, sah aber nur herbstliches Laub und ein Fleckchen grauen Himmels. Vielleicht kam das Geräusch von einem Generator oder Transformator, oder - sie lächelte erheitert - von einem UFO. Mal sehen, wie Kincaid reagierte, wenn sie damit herausrückte.
      Immer noch leicht belustigt, ging sie zur Haustür und läutete. Wie zuvor öffnete ihr Vivian Plumley, diesmal jedoch lächelte sie, als sie Gemma erkannte. »Sergeant! Bitte, kommen Sie doch herein.«
      »Ich hätte gern Dame Caroline gesprochen, Mrs. Plumley«, erklärte Gemma, als sie in das geflieste Vestibül trat. »Ist sie zu Hause?«
      »Ja, aber sie gibt gerade Unterricht.«
      Gemma hörte, wie das Klavier einsetzte und gleich darauf eine helle Sopranstimme leicht und trällernd der vorgegebenen Melodie folgte. Unvermittelt brach der Gesang ab, sie hörte jemanden sprechen, dann wiederholte eine zweite Stimme die Melodie. Sie war dunkler und reifer als die erste und besaß ein ganz eigenes Timbre. Selbst durch die geschlossene Tür erkannte Gemma sie sofort. »Das ist Dame Caroline.«
      Vivian Plumley warf ihr einen aufmerksamen Blick zu. »Sie haben ein gutes Ohr, Sergeant. Wo haben Sie sie gehört?«
      »Auf einer Kassette«, antwortete Gemma kurz, nicht bereit, ihr starkes Interesse einzugestehen.
      Vivian sah auf ihre Uhr. »Kommen Sie und trinken Sie eine Tasse Tee. Die Stunde ist bald zu Ende.«
      »Was singen sie?« fragte Gemma, als sie Vivian durch den Flur folgte.
      »Rossini. Eine von Rosinas Arien aus dem Barbier von Sevilla. Gott sei Dank auf italienisch.« Sie warf Gemma über ihre Schulter hinweg einen lächelnden Blick zu, als sie die Tür zur Küche aufstieß. »In diesem Haus allerdings ist es nicht unbedingt politisch korrekt, das zu sagen.«
      »Wegen der Auffassung, die man an der National Opera vertritt?«
      »Genau. Sir Gerald stimmt absolut mit ihrer Position überein. Ich glaube, Caro hat immer lieber in der Originalsprache gesungen, aber sie hält mit ihrer Ansicht zurück.« Vivian lächelte wieder, mit liebevoller Nachsicht. Diese Meinungsverschiedenheit hatte offensichtlich lange Tradition in der Familie.
      »Irgend etwas riecht hier köstlich«, bemerkte Gemma schnuppernd und sah sich um. Neben dem roten Herd lagen zum Abkühlen zwei braune Brotlaibe.
      »Ich hab das Brot gerade aus dem Rohr geholt«, sagte Vivian, während sie Becher und eine Keramikteekanne auf ein Tablett stellte. Auf dem Herd stand leise dampfend ein Kupferkessel.
      »Sie nehmen keinen elektrischen Wasserkochtopf?« erkundigte sich Gemma neugierig.
      »Ich gehöre wahrscheinlich zu den Dinosauriern. Für diesen ganzen modernen Schnickschnack hab ich nichts übrig.« Sie drehte sich nach Gemma um und fragte: »Sie essen doch etwas frisches Brot? Es ist ja bald Teezeit.«
      »Ich habe etwas zu Mittag gegessen, bevor ich aus London weggefahren bin«, antwortete Gemma und dachte an die fetttriefenden Würstchen, die sie sich nach dem Gespräch mit Tommy Godwin in der Kantine des Yard genehmigt hatte. »Aber doch, ich nehme eine Scheibe. Vielen Dank.« Sie trat näher, als Vivian das Brot aufzuschneiden begann. »Vollkorn?«
      »Ja. Mögen Sie das?« Vivian war sichtlich erfreut. »Das ist gewissermaßen mein Markenzeichen und meine Therapie. Man muß es zweimal mit der Hand richtig durchkneten und dann dreimal gehenlassen, aber im Rohr geht es dann auf wie ein Traum.« Sie warf Gemma einen heiteren Blick zu. »Wenn man sich beim Kneten so richtig ins Zeug legt, verschwinden alle Frustrationen.«
      Als sie sich an den großen Eichentisch setzten, sagte Gemma: »Ich bin in einer Bäckerei großgeworden. Meine Eltern haben einen kleinen Laden in Leyton. Das meiste wird natürlich maschinell gemacht, aber meine Mutter hat uns fast immer beim Kneten und Backen helfen lassen, wenn wir wollten.«
      »Ich kann mir vorstellen, daß das Spaß gemacht hat«, meinte

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