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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Innerlich lächelnd dachte Kincaid, daß Fryes Frau sich wegen Connors Einfluß nicht hätte zu sorgen brauchen - die Schwächen ihres Mannes lagen offensichtlich auf einem anderen Gebiet. Bei diesem Gedanken fiel ihm eine andere Schwäche ein, über die sie noch nicht gesprochen hatten.
      »Wußten Sie, daß Connor Spielschulden hatte?« fragte er Frye.
      »Schulden?« fragte Frye verblüfft. »Ich wußte, daß er ganz gern auf die Rennbahn ging, aber ich hatte keine Ahnung, daß es so ernst war.«
      »Haben Sie schon mal von einem Mann namens Kenneth Hicks gehört?«
      Frye runzelte einen Moment die Stirn, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich kann mich nicht erinnern.«
      Kincaid schob seinen Stuhl zurück, hielt jedoch inne, als ihm noch eine Frage einfiel. »John, haben Sie eigentlich jemals Connors Frau Julia kennengelernt?«
      Fryes Reaktion überraschte ihn. Erst räusperte er sich mehrmals verlegen, dann sah er Kincaid schließlich in die Augen. »Naja - äh - direkt kennengelernt habe ich sie nicht.«
      Kincaid zog eine Augenbraue hoch. »Wie meinen Sie das?«
      »Ich hab sie gesehen. Ich meine, ich wollte sie mir einfach mal anschauen, und da bin ich einfach hingegangen.« Er errötete, als er Kincaids zweifelnde Miene sah. »Herrgott noch mal, ich komme mir wie ein Idiot vor«, sagte er. »Nach allem, was ich über sie gehört hatte, war ich neugierig auf sie, und als ich in der Zeitung von ihrer Ausstellung in Henley gelesen habe ...«
      »Sie sind zu der Ausstellungseröffnung gegangen?«
      »Meine Frau war an dem Abend bei ihrer Mutter, und ich dachte mir, gehst einfach mal hin, es ist ja schließlich nichts dabei.«
      »Nein, was hätte denn groß dabei sein sollen?« fragte Kincaid verwundert.
      »Ich möchte malen«, erklärte Frye rundheraus. »Nur deswegen bin ich auf die Kunstakademie gegangen. Meine Frau findet es frivol von mir - zwei Kinder und das Haus und alles ...«
      »Und dann noch der schlechte Einfluß von Künstlern?« warf Kincaid ein.
      »So was in der Art, ja.« Frye lächelte bedauernd. »Sie verliert manchmal ein bißchen das Augenmaß. Ich nehme an, sie hat Angst, ich würde einfach abhauen und sie alle verhungern lassen, wenn jemand mir mit einem Pinsel winkt.«
      »Und wie war es bei der Ausstellungseröffnung? Haben Sie Julia kennengelernt?«
      Frye blickte gedankenverloren ins Leere. »Sie ist eine sehr aparte Person, nicht wahr? Und ihre Bilder - also, wenn ich so malen könnte, würde ich bestimmt nicht mein Leben damit zubringen, Reklameentwürfe für Whites Installateurbedarf und die Teppichfirma Carpetland zu machen.« Er lächelte mit einer gewissen Geringschätzung, die ihm selbst galt. »Aber ich kann eben nicht so malen.« Den Blick wieder auf Kincaid richtend, fügte er hinzu: »Ich habe sie nicht kennengelernt, aber nicht, weil ich’s nicht versucht hätte. Ich hatte gerade meinen billigen Champagner getrunken und hatte es fast geschafft, mich bis zu ihr durchzudrängen, da ging sie plötzlich hinaus und war verschwunden.«
      »Sind Sie ihr gefolgt?«
      »Ja, ich kämpfte mich bis zur Tür durch, weil ich ihr doch wenigstens sagen wollte, wie gut mir ihre Bilder gefielen.«
      »Und?« sagte Kincaid ungeduldig.
      »Draußen war sie nirgends zu sehen.«
     
     

* 9
     
    Das Geäst der alten Bäume wölbte sich über ihr, die Zweige griffen ineinander wie zusammengeschobene Finger, der Tunnel wurde immer enger - Gemma blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte laut: »Dumme Gans!« Der Klang ihrer Stimme hallte einen Moment nach, dann war es wieder ganz still im Auto, bis auf das gelegentliche durchdringende Quietschen, wenn Zweige und Wurzelwerk, die sich aus den Böschungen streckten, die Fenster streiften. Das Geräusch erinnerte sie an Fingernägel auf einer Schiefertafel.
      London und Tommy Godwins geschliffene Höflichkeit schienen Welten entfernt, und einen Moment lang wünschte sie, sie hätte darauf bestanden, Kincaid zu der Autopsie zu begleiten. Er hatte ihr im Yard eine Nachricht hinterlassen, eine Zusammenfassung der ziemlich nichtssagenden Ergebnisse.
      Sie schaltete in den zweiten Gang hinunter, als die Steigung steiler wurde. Als sie das erste Mal diesen Weg gefahren war, hatte Kincaid sie begleitet, und seine Anwesenheit hatte klau-strophobischen Gefühlen vorgebeugt. Das ist doch wirklich lächerlich, schalt sie sich selbst. Nichts weiter als eine schmale Landstraße.

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