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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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aufschließen konnte.
      »Vic«, sagte Kincaid, als sie im Wagen saßen. »Ich glaube, Vic hat um sie getrauert.«
      Gemma sah ihn an und befestigte den Sicherheitsgurt. Er war den ganzen Vormittag über ungewöhnlich schweigsam gewesen. Sie wußte nicht, ob ihn die Sorge um Kit oder der Fall beschäftigte. »Du glaubst nicht, daß Daphne mit Lydias Tod etwas zu tun hatte? Oder mit Vics?«
      Er schüttelte den Kopf. »Welches Motiv sollte sie gehabt haben? Es sei denn, sie wollte was vertuschen? Aber warum hat sie uns dann die Wahrheit gesagt? Wir hatten keinen Beweis. Die haben offenbar penibel darauf geachtet, keine Beweise für ihre Beziehung zu hinterlassen. Ich glaube, nicht mal Vic hat es vermutet.«
      Gemma schaltete die Zündung ein. »Was jetzt?« fragte sie. »Wir stecken in einer Sackgasse.«
      »Bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als mit dieser mehr als taktlosen Miß Pope ein Wörtchen zu reden«, antwortete Kincaid grimmig. »Ich habe gestern abend Laura angerufen. Sie hat gesagt, die Jungenschule sei in Comberton, gleich gegenüber von Grantchester auf der anderen Seite der Autobahn.«
      Nach einem Blick auf die Landkarte fuhren sie erneut durch den Kreisverkehr von Newnham. Eine Viertelstunde später waren sie in Comberton. Das Dorf hatte nichts von dem Charme von Grantchester. Es hatte eher Vorstadtcharakter.
      Sie fanden das Gymnasium auf Anhieb. Es war ein großzügig angelegter Gebäudekomplex. Die Nachfrage im Sekretariat wies ihnen den Weg zum Lehrerzimmer, wo sie Miß Pope in der Pause zwischen zwei Stunden erwischten.
      Miß Pope war eine Wasserstoffsuperoxyd-Blondine mit dunklen Haarwurzeln, etwas mollig und zu auffällig geschminkt. Ihre Augen waren gerötet, als hätte sie geweint.
      Sie musterte ihre Besucher unsicher. »Ja, ich bin Miß Pope. Was kann ich für Sie tun?«
      Kincaid stellte Gemma und sich vor und fragte, ob sie sich irgendwo ungestört unterhalten könnten.
      »Sie sind von Scotland Yard? Aber was ... Ich meine ... Warum ich? Worum geht es?« Sie rang die Hände.
      »Es dauert nicht lange, Miß Pope«, versicherte Gemma ihr. »Wir haben nur ein paar Routinefragen.«
      Miß Pope führte sie in ein leeres Klassenzimmer. Kincaid schloß die Tür. »Miß Pope, ist Vic McClellan vergangenen Dienstag nachmittag bei Ihnen gewesen?«
      Elizabeth Popes Lippen begannen zu zittern, und Tränen traten in ihre Augen. »Ich wollte niemandem weh tun. Ehrlich nicht. Ich habe ihr gesagt, daß ich nie die Absicht hatte, den armen Kit...« Sie zog ein Papiertaschentuch aus dem Ärmel und trocknete sich die Augen.
      »Meinen Sie damit die Unterhaltung, die Kit mit angehört hat?« erkundigte sich Gemma.
      Miß Pope putzte sich die Nase. »Ich habe leider die dumme Angewohnheit zu reden, ohne nachzudenken. Und er ist ein so attraktiver Mann, Dr. McClellan, meine ich. Er sieht so gut •aus und ist immer so charmant. Ich habe nie begriffen, wie sie ihn gehen lassen konnte, ohne ...«
      »Was genau hat Vic zu Ihnen gesagt?« fiel Kincaid ihr ins Wort.
      »Sie war natürlich wütend. Und ich konnte es ihr nicht verübeln. Sie hat gesagt, Kit sei sehr deprimiert, und ob ich bitte Miß Pope schluchzte auf und zögerte. Nach einem Blick 'auf Kincaid fuhr sie fort: »Sie meinte, die Trennung sei für Kit schon problematisch genug, und ich sollte nicht über Dinge quatschen, die mich nichts angingen. Dann hat sie gesagt, niemand kenne die Wahrheit über eine Beziehung - es sei denn, die Betroffenen selbst.« Sie rang erneut die Hände. »Wenn ich daran denke, daß sie wenige Stunden später tot war und daß ich sie so aufgeregt habe, als sie sich sowieso schon nicht gut gefühlt hat ... Und der arme Kit! Was soll denn jetzt aus ihm werden?«
      »Was soll das heißen, daß sie sich >nicht gut gefühlt hat      »Sie war blaß. Zuerst dachte ich, vor Wut und Erregung. Aber dann, nachdem wir uns ausgesprochen hatten, hat sie vermutet, das Wetter tue ihr nicht gut. Sie habe Kopfschmerzen. Und ihr standen Schweißtropfen auf der Stirn. Daran erinnere ich mich genau. Ich habe ihr Paracetamol angeboten, aber sie sagte, sie wolle nach Hause und sich einen Tee machen.«
      Kincaid sah Gemma an. »Wenn wir gewußt hätten, daß sie sich bereits schlecht gefühlt hat ...«
      Kincaids Sender piepte. Er zog ihn aus dem Gürtel und sah auf das Display. »Nathan Winter bittet dringend um Rückruf.«
     
    »Nathan Winter

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