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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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kurz die Augen, und Gemma vermutete, daß er all seine Beherrschung zusammennehmen mußte, um wegen Eugenia nicht ausfallend zu werden. »Wir wissen es nicht«, antwortete er schließlich. »Die Polizei versucht es gerade herauszufinden. Aber was auch geschehen ist, es ist nicht deine Schuld. Es hatte nichts mit dir zu tun.«
      Ein leises Fiepen war aus dem Wohnzimmer zu hören. Dem folgten Kindergekicher und aufgeregtes Hundegebell.
      »Ach herrje!« stöhnte Gemma. »Wir haben die kleinen Kobolde zu lange allein gelassen.« Sie schob ihren Stuhl zurück.
      »Ich mach das schon!« erbot sich Kit und sprang auf. »Ich hab ihnen vorhin >101 Dalmatiner< ins Videogerät geschoben. Kann sein, daß sie inzwischen einen Pelzmantel aus Tess gemacht haben.« Kit rannte hinaus, und Gemma sank auf ihren Stuhl zurück.
      »Zwei Dinge weiß ich jetzt«, murmelte Kincaid. »Einmal, daß wir sicher sein können, wohin Vic gefahren ist, nachdem sie an jenem Nachmittag ihre Fakultät verlassen hat. Und zum anderen«, er machte eine Pause und sah Gemma in die Augen, »daß ich nicht zulasse, daß Kit nach Reading zurückkehrt. Um keinen Preis der Welt.«
     
     

* 18
     
    Was ich gesagt, daß ich dich herzlich liebe, es ist nicht wahr.
    Solch flache, rasche Dünung erschüttert kein von Land umschloss’nes Wasser.
    Wie bei Göttern oder Toren fällt das ganze Risiko - dir zu -
    Die reine, klare Bittersüße, die ist nichts für mich.
     
    Rupert Brooke aus >Sonnet< (Januar 1910)
     
    Park Lane Hotel, Piccadilly 5. Juni 1974
      Liebe Mami,
    verzeih, daß ich lange nicht geschrieben habe, aber es ist so viel passiert, daß ich kaum eine Minute zur Ruhe komme, geschweige denn Briefe schreiben kann.
      Ich bin gestern zu meiner Buchpräsentation hergekommen und habe beschlossen, ein paar Tage zu bleiben. Gelegentlich tut es gut, dem Leben und der Gesellschaft in der Provinz zu entfliehen.
      Die Präsentation gestern war wunderbar. Danach werden mir die Treffen zu Punsch und Keksen bei den Heffers in der nächsten Woche noch trostloser Vorkommen. Daphne lungert dann stets herum und versucht, nicht weiter aufzufallen, während Darcy alle, die es hören oder auch nicht hören wollen, mit einem Vortrag über die komplizierten Zusammenhänge des Dekonstruktivismus langweilen wird. Du weißt, was sie immer sagen: Wenn du nicht schreiben kannst ...
      Wenigstens ist Adam nicht da und trauert still wie eine verlassene Krähe. Er tut irgendwo in Afrika gute Werke.
      Hast Du den Artikel in der Times gelesen? Wenn nicht, schicke ich Dir eine Kopie. Sieht so aus, als fände meine Arbeit endlich doch die Aufmerksamkeit der Kritiker, die sie verdient, obwohl ich finde, daß sich der Autor etwas besser hätte informieren können.
      Muß laufen, man erwartet mich zur nächsten glamourösen Dinnerparty.
    In Liebe, Lydia
     
    Diesmal standen sich Gemma und Kincaid in Daphne Morris’ plüschigem Vorzimmer die Beine in den Bauch. Sie hatten London am frühen Morgen in Gemmas verbeultem Ford Es-cort verlassen, nachdem Kincaid durch ein neues Motorengeräusch beim Midget aufgeschreckt worden war. Trotz heftigen Montagsverkehrs hatten sie Cambridge in Rekordzeit erreicht. Kit war ohne Widerrede einverstanden gewesen, bei Hazel und den Kleinen zu bleiben.
      Daphnes Assistentin Jeanette, die noch immer die sackartige Jacke trug, an die sich Gemma vom Freitag her erinnerte, erklärte ihnen, daß der Terminplan der Direktorin keinen Raum für ungebetene Besucher zuließ. Das bedeutete, sie mußten warten, bis ihre Geschichtsstunde vorbei war.
      Bevor die dafür angesetzten sechzig Minuten jedoch abgelaufen waren, erschien Daphne unverhofft persönlich, jeder Zoll die respektable Schuldirektorin, in marineblauem Kostüm und mit aufgestecktem Haar. Sie dirigierte sie in ihr Büro und nahm hinter dem massiven Schreibtisch Platz wie hinter einem Bollwerk. »Was kann ich heute für Sie tun?« fragte sie mit jenem gefälligen und doch genervten Lächeln, mit dem sie vermutlich sonst aufdringliche Eltern in Schach hielt.
      »Hatten Sie ein angenehmes Wochenende?« entgegnete Kincaid und machte es sich in einem der sehr femininen BeSuchersessel bequem. »War’s entspannend und so weiter?« Daphne sah ihn nur an. Gemma beobachtete, wie sie vergeblich nach dem Füller auf ihrem Schreibtisch tastete und schließlich die Hände auf der Tischplatte verschränkte.
      »Das hoffe ich doch. Wir hatten nämlich ein sehr interessantes

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