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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Wochenende. Stimmt’s, Gemma?«
      Daphnes Blick wanderte von Gemma zu dem blauunterlaufenen Bluterguß unter Kincaids Auge. Ihre Nervosität schien zu steigen. »Falls das hier ein netter Plausch werden soll, Mr. Kincaid, muß ich Sie bitten ...«
      »Wir hatten ein sehr aufschlußreiches Gespräch mit Morgan Ashby ...« Kincaid lächelte. »Zumindest, nachdem er sich etwas beruhigt hatte. Sieht so aus, als hätte Morgan guten Grund gehabt, mit ihrer Beziehung zu Lydia nicht einverstanden zu sein - abgesehen von der Tatsache, daß Lydia mit Ihnen intim war.«
      »Natürlich waren wir intim«, sagte Daphne gereizt. »Lydia war meine engste Freundin.«
      »Keine Ausflüchte, bitte, Miß Morris. Sie wissen genau, daß ich das nicht gemeint habe. Aber wenn Sie möchten, daß ich deutlicher werde, dann tue ich das gern. Sie hatten ein festes Liebesverhältnis mit Lydia Brooke. Laut Morgan hat sie damit geprahlt, wenn sie sich stritten. Es muß ihr Spaß gemacht haben, ihm das Gefühl des Versagens zu geben.« Kincaid schüttelte enttäuscht den Kopf. »Sie hat Ihnen das nie erzählt, was?«
      »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich ...« Daphne Schluckte und verschränkte die Hände fester. »Es stimmt nicht. Sie hätte Morgan nichts dergleichen erzählt. Sie hat gesagt, er habe sie zu einem Geständnis zu zwingen versucht, aber sie habe sich nicht kleinkriegen lassen.«
      »Heißt das, daß sie keinen Sex mit Lydia hatten, oder einfach nur, daß Sie glauben, Lydia hätte ihr Geheimnis nicht mit ihrem Ehemann teilen wollen?« Kincaid machte eine Kunstpause, bevor er fortfuhr: »Aber wenn sie es ihm erzählt hat, dann hat sie es vielleicht auch anderen erzählt - vielleicht ist sie so weit gegangen, es jemandem zu erzählen, der es dazu benutzen konnte, Ihre Karriere zu ruinieren.«
      »Nein!« Daphne stand auf und stützte sich auf die Schreibtischkante. »Sie begreifen gar nichts. Morgan war ein Choleriker und krankhaft eifersüchtig. Er hat sich alle möglichen Dinge eingebildet. Wenn überhaupt, dann hat Lydia ihm etwas gesagt, weil er sie bedroht hat. Die beiden waren Gift füreinander. Er hat sie dazu getrieben ...«
      »Warum hat sie ihn dann geheiratet?« erkundigte sich Kincaid, und Gemma dachte an Morgan, der vor dreißig Jahren ein geradezu gefährlich gutaussehender Mann gewesen sein mußte. Die Leidenschaft seiner Gefühle für Lydia dürfte am Anfang mehr als schmeichelhaft für sie gewesen sein. Gemma bezweifelte, daß Lydia geahnt hatte, welche Abgründe sich dahinter auftun würden.
      »Ich weiß es nicht«, erwiderte Daphne. »Ich habe es nie verstanden. Ich kann Ihnen nur sagen, daß in jenem Sommer etwas passiert sein muß. Danach war Lydia nie mehr dieselbe.«
      »Morgan behauptet, Sie seien an dieser Veränderung schuld, hätten sie in den Wahnsinn getrieben - Sie und die anderen.« Kincaid beugte sich vor und zeigte mit dem Finger auf Daphne. »Sie hat mit allen geschlafen - mit Ihnen, Adam, Nathan und Darcy -, und das hat sie seelisch nicht verkraftet. Das hat sie krank gemacht.«
      »Wir haben mit Darcy gesprochen. Er hat es bestätigt«, warf Gemma ein. »Vielleicht haben Sie recht, und Morgan ist ein Paranoiker. Aber wir haben keinen Grund, Darcy nicht zu glauben, wenn er sagt, daß Sie und Lydia ein Liebespaar gewesen sind. Weshalb sollte er lügen?«
      Daphne starrte auf ihre Hände. Ihre Knöchel waren weiß. Nach einigen Minuten ließ sie die Schreibtischkante los und ging langsam zum Fenster. Sie hatte ihnen den Rücken zugewandt, als sie sagte: »Darcy ist ein Schwein. Was weiß er schon von Liebespaaren ... oder Liebe? Er, der immer nur auf die Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse aus gewesen ist? Außerdem war es viel komplexer.« Sie verstummte und starrte auf den gepflegten Schulgarten hinunter.
      »Komplexer? Was?« wollte Gemma wissen.
      »Das mit Lydia.« Daphne schüttelte den Kopf. »Ich habe Lydia vom ersten Moment an geliebt. Ich stand im Eingang von Newnham ... und sie rannte die Treppe mit einem Stapel Bücher in den Armen hinauf. Sie hat gelacht. Sie schien so viel lebendiger, so viel gefühlsbetonter zu sein als andere Menschen. Man hatte das Gefühl, daß man nur nahe genug an sie herankommen müsse, damit etwas von diesem Besonderen auf einen abfärbte.
      Aber Lydia war auch leicht verwundbar. Und damit war sie vermutlich das gefundene Fressen für Morgan.« Sie drehte sich um. »Ich sage Ihnen, was Sie wissen wollen. Ich

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