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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Böschung überwucherten, ragte teilweise bis auf den Pfad, wies jedoch keinerlei sichtbare Trittspuren auf. Gemma blieb stehen, um hinunterzusehen, und fühlte, wie die Sonne auf ihr Haar brannte, während die Luft über dem am höchsten gelegenen Teil des Parks in der Mittagshitze flimmerte.
      Kincaid pflückte eine reife Brombeere und steckte sie in den Mund. »Nach dem Plan zu urteilen, ist es möglich, daß sie in der Siedlung unten ermordet und dann in den Park heraufgebracht wurde.« Er schüttelte den Kopf. »Aber an dieser Stelle gibt es keinen Zugang ... da müßte jemand schon fliegen können.«
      Gemma betrachtete prüfend eine Brombeere. Sie hatte vom Beerenpflücken im Wald gelesen, es jedoch niemals selbst versucht ... Die Beeren in ihrer Kindheit waren in Schalen aus dem Supermarkt gekommen, und ihre Familie hatte nie Zeit für Ferien auf dem Land gehabt. Als Kincaid weiterging, pflückte sie ebenfalls eine Brombeere. Sie hinterließ klebrige, purpurrote Flecken an ihren Fingern, und als sie Kincaid hinterherlief, verschaffte ihr der herb-süße Geschmack auf der Zunge ein unerwartetes Gefühl von Freiheit.
      Vor ihnen machten sowohl Pfad als auch Steilhang eine scharfe Rechtsbiegung. Gemma dachte an die unregelmäßige Ausdehnung des Parks, die sie bei einem flüchtigen Blick auf die Karte erkennen konnte. »Ich dachte, es sei ein ganz gewöhnlicher Stadtpark, aber jetzt kommt es mir fast so vor, als habe man die hügeligen Teile von Hampstead Heath wahllos auf einer Tischplatte verteilt.«
      »Du vergleichst das Gelände mit einer Tischplatte?«
      »Schätze, schon. Ist alles irgendwie komisch hier. Der Ort... und schon der Name ...«
      »Der Mudchute Park ist durch Schlammaufschüttungen aus dem MiUwall Dock entstanden. Ich glaube, der Schlick wurde einfach über eine Rutsche hierherbefördert«, erklärte Kincaid. Als Gemma ihn überrascht ansah, fügte er lächelnd hinzu: »Ich habe Inspector Coppin eine Frage gestellt und einen umfangreichen Vortrag als Antwort bekommen. Das Grundstück gehörte zum Dock, und da das Betreten verboten war, hatte es für die Kinder der Gegend natürlich jahrelang einen großen Reiz. Erst vor zwanzig Jahren hat man einen öffentlichen Park daraus gemacht.«
      Gemma und Kincaid kamen zu einer Parkbank, die etwas abseits des Weges lag und einen natürlichen Aussichtspunkt markierte. Gemma blieb stehen und sah über die sanft gewellten Wiesen, auf denen vereinzelt Bäume standen. »Ist ja ein riesiges Gelände! Was war hier früher?«
      »Hauptsächlich Schrebergärten der Dockarbeiter. Außerdem wurde es als Holzlagerplatz genutzt.« Er deutete die an dieser Stelle nur noch sanft geneigte Böschung hinab und auf ein kleines, mit Karnickeldraht umzäuntes Gemüsebeet. »Schau mal. Da ist ja ein Garten. Ein Teil des Parks wird noch immer von den Schrebergärtnern genutzt. Aber vermutlich ist es damit zu Ende, wenn die letzten der alten Garde tot sind. Außerdem gibt es einen Musterbauernhof, der hauptsächlich für den Anschauungsunterricht in den Schulen dient.«
      »Klingt, als sei das Eis zwischen dir und Inspector Coppin geschmolzen. Wie hast du das fertiggebracht?«
      Er grinste. »Ganz einfach. Es macht ihr Spaß, mehr zu wissen als ich.«
      Vor ihnen mündete der Pfad in eine breitere Dreckspur. Eine Brise wehte den Gestank von Kuhmist zu ihnen herauf. »Soll das eine Straße sein?« fragte Gemma.
      Kincaid studierte die Karte. »Wir kommen jetzt zur Farm. Sieht so aus, als führe eine Fahrspur vom Farmgelände in unsere Richtung. Schauen wir mal, ob sie von hier aus zugänglich ist.«
      »Wenn man so weit mit dem Wagen fahren kann, ist es kein Problem, eine Leiche zu der Stelle zu tragen, an der wir sie gefunden haben.«
      Kincaid warf einen Blick zurück zum Parkweg und runzelte die Stirn. »Ist trotzdem eine hübsche Strecke, wenn man schwer zu tragen hat.« Er kniete nieder und zerrieb die trockene Erde zwischen den Fingern. »Aber so hart, wie der Untergrund hier ist, kann man möglicherweise auch einen Teil der Strecke fahren, ohne Reifenspuren zu hinterlassen.«
      Sie gingen den sanften Hang hinunter und hatten bald die Hauptgebäude der Farm erreicht. Im zentralen Hof aß eine Kindergruppe Eis, das sie am Kiosk gekauft hatten. »Ein blühendes Geschäft muß das sein«, sagte Gemma. Beim Anblick der Kinder dachte sie an Toby, den sie mangels anderer Gelegenheit in die Obhut ihrer Schwester gegeben hatte. Ein

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