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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wie er etwas von »versaut bloß nicht die wichtigsten Beweismittel« vor sich hin murmelte.
      »Wir schnallen sie fest.«
      Als die beiden Männer zum Leichenwagen zurückhasteten, nutzte Gemma die Gelegenheit, durch die Schwingtür auf Kincaids Seite zu gehen.
      »Fühlst du dich besser?« fragte er.
      »Viel besser. Wo ist Inspector Coppin?«
      »Im Revier von Limehouse. Sie organisiert alles Weitere. Unser Pech, daß sie das Revier hier auf der Insel dichtgemacht haben. Diese verdammten Sparmaßnahmen.«
      Gemma sah zu ihm auf und entdeckte eine kleine Stelle an seinem Kann, die er beim Rasieren am Morgen in ihrem winzigen Badezimmer übersehen haben mußte. Sie war ihm nahe genug, um ihre Seife auf seiner Haut riechen zu können, und der Gedanke an die gemeinsame Dusche ließ sie unwillkürlich lächeln. »Tut mir leid, daß dein Samstag verpfuscht ist«, seufzte sie. »Was ist mit Kit?«
      »Der Major ist für mich eingesprungen.«
      »Kit muß trotzdem schrecklich enttäuscht gewesen sein.«
      »Stimmt.« Kincaid sah sie nicht an.
      »Verdammtes Pech für dich.« Gemma wußte, wie sehr er es haßte, Kit zu enttäuschen, und sie vermutete, daß sein schlechtes Gewissen gegenüber Kit die Schuldgefühle noch verstärkten, die ihn seit Vics Tod plagten. Auch wenn er nie darüber sprach, spürte sie, daß all das seit Monaten an ihm nagte, und fühlte, daß es einen Keil zwischen sie und Kincaid trieb.
      »Ist für den Bengel doch noch viel schlimmer.«
      Gemma dachte an Toby, der ihre Abwesenheit durch unerwartete Diensteinsätze mit Gleichmut akzeptierte, weil er nie etwas anderes gekannt hatte. »Er wird sich daran gewöhnen. Der Job läßt dir eben keine andere Wahl.«
      »Wir haben sie hier gleich raus, Boß«, rief der geschwätzige Angestellte der Gerichtsmedizin, als er vom Wagen zurückkam.
      Kincaid warf einen Blick auf Gemma, schien etwas antworten zu wollen, zuckte dann jedoch nur die Schultern und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Toten auf der Bahre zu. »Ich frage mich nur«, überlegte er stirnrunzelnd, »falls der Mörder sie hier erst nach der Tat abgelegt hat... auf welchem Weg hat er sie in den Park geschafft? Dieses Gatter dürfte ihm Probleme gemacht haben.«
      »Mit einer Leiche auf der Schulter kommt man schon irgendwie durch ... vorausgesetzt, man ist kräftig genug. Allerdings muß man damit rechnen, jederzeit gesehen zu werden ... auch in der Nacht. Dürfte sicher noch andere Parkeingänge geben.« Gemma beobachtete, wie die Männer die Leiche festschnallten, die Bahre in eine aufrechte Position hievten und sie durch das Klappgatter manövrierten, und fügte hinzu: »Hat man irgendwelche Spuren in der Umgebung der Leiche sichergestellt?«
      »Nein. Vor allem fehlen deutlich sichtbare Schleifspuren. Aber der Untergrund hier ist steinhart. Glück für den Mörder, Pech für uns.«
      Die Träger brachten die Bahre hinter dem Gatter wieder in waagerechte Stellung und trugen sie zum Parkplatz hinunter. Gemma und Kincaid folgten ihnen. Kurz darauf schoben die beiden Männer die Bahre unter lautem Getöse in den Wagen und knallten die Türen zu.
      Gemma zuckte unwillkürlich zusammen und dachte daran, wie sorgsam die Leiche der Frau auf die Grasmatte gebettet gewesen war. »Warum jetzt plötzlich diese Hast? Ändert doch auch nichts mehr, oder?«
      Kincaid warf ihr einen überraschten Blick zu. »Du weißt, daß diese Leute völlig abgestumpft sind. Eine Leiche ist für die kein Mensch mehr.«
      Gemma schüttelte den Kopf. »Für irgendjemanden, irgendwo, ist sie das sehr wohl noch.«
      »Sie hat erstaunlich friedlich ausgesehen«, murmelte er. Es klang betroffen. Komisch, dachte Gemma, je schlimmer die Leichen zugerichtet waren, desto leichter fiel es, das Schicksal des jeweiligen Opfers nicht an sich heranzulassen. Kincaid berührte leicht ihre Schulter und fügte hinzu: »Machen wir weiter. Reden wir zuerst mit dem Rentner, der die Leiche entdeckt hat. Und auf dem Weg zu ihm möchte ich mir mal die Lage des Parks genauer ansehen.«
      Nachdem er Jackett und Stadtplan aus dem Wagen genommen hatte, stiegen sie wieder zum Mudchute Plateau hinauf. Sie gingen um den Tatort herum und in östliche Richtung weiter den Pfad entlang. Zu ihrer Linken lag eine Steilböschung und darunter die durch hohe Zäune begrenzten, rückwärtigen Gärten einer neuen Siedlung. Die dichte Vegetationsdecke aus Brombeeren und Winden, die die

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