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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Einmal um den Park gehen wir jeden Morgen und jeden Abend. Hält uns fit, was, altes Mädchen?« Er streichelte den Kopf der Hündin. Das Tier klopfte mit dem Schwanz auf den Boden.
      »Um wieviel Uhr war das, Mr. Brent?«
      »Bißchen später als sonst... weil ich Mrs. Singh von nebenan mit ihrem Fernseher geholfen habe. Ungefähr halb neun, schätze ich. Und es war schon heiß wie im Backofen.«
      Gemma nippte an ihrem Saft. »Sind Sie den üblichen Weg gegangen?«
      »Wir gehen immer denselben Weg, was, mein Mädchen?« sagte Brent, und Shebas Schwanz klopfte erneut zustimmend auf Beton. »Die Stebondale Road runter, am Rope Walk in den Park, einmal quer durch, die andere Seite rauf.« Er schüttelte den Kopf. »Die verdammten Baufirmen vermiesen einem alles. Kannst dein eigenes Wort kaum noch verstehen.«
      »Sie meinen an der East Ferry Road, oder?« fragte Kincaid.
      »Farm Road haben wir sie genannt. Als ich noch ein Junge war, waren da lauter Bauernhöfe ... Kann man sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen. Als wir noch in der Glengall Road gewohnt haben, vor der Bombardierung ...«
      »Mr. Brent«, unterbrach Kincaid ihn sanft. »Erzählen Sie uns, was dann passiert ist.«
      George Brent zog ein Taschentuch aus der Hosentasche und wischte sich damit über seine glänzende Glatze. Dabei beobachtete er Sheba, die glücklich in einem Blumenbeet an der Terrasse ein Loch buddelte. »Du bist wirklich eine Teufelin, was, mein Mädchen!« murmelte er und fing dann Kincaids Blick auf. »Meistens mache ich am ASDA-Supermarkt halt und trinke eine Tasse Tee, treffe alte Kumpels, obwohl Harry Thurgat allmählich nicht mehr ganz auf dem Damm ... aber heute morgen war ich zu spät dran. Deshalb bin ich gleich oben über die Anhöhe weitergegangen.«
      Sein Blick schweifte erneut zu der Hündin ab. »Ich habe sie von der Leine gelassen ... Sie ist immer hinter den Karnickeln her ... oder das, was sie für Karnickel hält. Dann habe ich sie jaulen hören. Und als ich sie eingeholt habe ...«
      Beim Wort »Karnickel« setzte sich Sheba auf die Hinterläufe, neigte den Kopf erwartungsvoll zur Seite und trabte zu ihrem Herrn. Ihr langgezogenes, elegantes Profil erinnerte Gemma an ägyptische Wandzeichnungen von Hunden. Hatten die Ägypter nicht geglaubt, daß Hunde ihren Herren ins Jenseits folgen?
      »Haben Sie die Tote berührt, Mr. Brent?« fragte sie.
      »Nein, ich ... Also, vielleicht hab ich’s getan. Nur ein bißchen, um zu fühlen, ob sie ...«
      »Aber Sie haben ihre Lage nicht verändert?«
      Brent schüttelte den Kopf. »Ich hatte nur den einen Gedanken ... Hilfe zu holen. Keine Ahnung, warum. Bin zum Supermarkt gerannt, ich Idiot! Zu alt, um noch laufen zu können wie früher. Habe von dort den Notruf gewählt.«
      »Und haben auf die Polizei gewartet?« fragte Kincaid.
      »Konnte ja nicht wissen, daß sie Janice Coppin schicken würden, oder?« Brents Miene wurde düster, und Sheba reagierte mit leisem Knurren, das aus der Tiefe ihrer Kehle kam. »Hat mich wie ein Kind oder einen Idioten behandelt. Sie ist keine Leuchte, diese Frau. Und ihr Mann, diese Pfeife ...«
      »Dad, das reicht«, mahnte Brenda. »Außerdem ist sie von Bill geschieden, wie du weißt.« Sie sah Kincaid und Gemma an. »Wenn das alles ist...«
      »Nur noch ein paar Fragen, Mrs. Hubbard.« Kincaid wandte sich wieder dem Vater zu. »Hatten Sie die Frau ... das Opfer ... schon mal irgendwo gesehen, Mr. Brent?«
      »Ich ... ich bin nicht sicher.« George Brent wischte sich erneut mit dem Taschentuch über den Schädel. Er wirkte plötzlich alt, so als laste die eigene Unsicherheit schwer auf ihm.
      »Uns genügt eine Vermutung.« Gemma lächelte, um ihm Zuversicht zu geben. »Erzählen Sie uns einfach, wo Sie sie vielleicht gesehen haben könnten.«
      »Im Geschäftsviertel der Gegend ...«, antwortete Brent zögernd. »Dieses Haar ... so schönes Haar ... aber ihr Gesicht hatte ich nie richtig wahrgenommen.«
      »War das in der letzten Zeit?«
      Gemma hörte den Anflug von Spannung in Kincaids betont ruhigem Ton.
      Brent schüttelte den Kopf. »Nein, ich ... mein Gedächtnis ist wirklich nicht mehr das, was es war. Glaube, es war irgendwann im Frühjahr ... Vielleicht so um Ostern rum. Tut mir leid«, fügte er hinzu, als habe er die Enttäuschung in ihren Gesichtern gesehen. Aber Gemma hatte das unbestimmte Gefühl, daß der alte Mann ihnen nicht alles gesagt hatte, was er

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