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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Bemühungen einen ziemlichen Dämpfer gegeben haben, als Ihre Schwester und ihr Verlobter einen Streit vom Zaun gebrochen haben«, bemerkte Gemma mitfühlend.
      »Ein bißchen peinlich war es schon«, gab Jo stirnrunzelnd zu.
      »Soviel ich verstanden habe, arbeiten die beiden zusammen. Muß im Beruf noch viel peinlicher sein, wenn sie sich nicht verstehen.«
      Jo zuckte die Achseln. »Ich finde, sie kommen besser miteinander aus als die meisten ... Hatten auch genug Zeit, ihre Differenzen auszufechten.«
      »Dann kennen sich die beiden schon lange?« fragte Kincaid.
      »Seit ihrer Kindheit. Unsere Eltern waren befreundet. Und eigentlich war es Vater, der Annabelle ermuntert hat, sich für Reg zu entscheiden.«
      »Sie meinen beruflich? Nicht privat?«
      »Vater hatte von jeher ehrgeizige, dynastische Pläne mit Annabelle, und Reg paßt in jeder Hinsicht prächtig ins Bild. Eine Verbindung der Hammonds mit den Mortimers würde ihn sogar fast dafür entschädigen, keinen Sohn in der Firma zu haben.«
      »Was ist denn so Besonderes an den Mortimers?« erkundigte sich Gemma.
      »Sir Peter ... Regs Vater ... ist ein ziemlich großes Tier im Gastronomiegewerbe. Ich mag ihn eigentlich sehr. Was den Schwiegervater betrifft, hat Annabelle es gut getroffen.« Und nachdenklich fügte sie hinzu: »Was soll das alles? Sie nehmen diese Vermißtenanzeige doch wohl nicht ernst, oder?«
      »Mrs. Lowell, haben Sie Ihre Schwester gesehen oder von ihr gehört, seit sie vergangenen Abend Ihr Haus verlassen hat?« Kincaid wußte, daß er in die üblichen Polizeiplatitüden verfiel, aber ähnlich der Floskeln anläßlich von Geburten und Todesfällen hatten sie durchaus ihre Berechtigung.
      Jo starrte ihn an. »Nein, aber daran ist nichts Ungewöhnliches. Manchmal sprechen wir uns wochenlang nicht. Was ...«
      »Mrs. Lowell, ich glaube, Sie sollten sich setzen.«
      Jo kam langsam und unwillig zum Tisch und ließ sich auf einem Stuhl nieder, ohne den Blick von ihnen zu wenden. Ihre Miene wurde ängstlich. »Was ist passiert? Ist mit Annabelle alles in Ordnung?«
      Kincaid sah zum Fenster hinaus und auf die Szene, die die beiden Kinder auf dem Rasen boten. Sarah Lowell stand mit dem Rücken zum Haus, den Baseballschläger erhoben, und als der Bruder ihr den Ball zuwarf, schimmerte die Sonne in seinem Haar.
      Falls sie sich geirrt hatten, mußte Jo Lowell die Fahrt zum Leichenschauhaus umsonst auf sich nehmen. Wenn sie recht hatten, wünschte er, er könne ihr gerade diesen Moment bewahren, ungetrübt von Trauer, erfüllt vom Kinderlachen in der Abendluft.
     
    Kincaid hatte Gemma nach der Rückkehr vom Leichenschauhaus nach Hause geschickt. An diesem Abend kamen sie in ihrem Mordfall sowieso nicht mehr weiter. Kincaid wollte lediglich den anstehenden Papierkram im Limehouse-Polizeirevier erledigen. Darauf hatte er bestanden. In Wirklichkeit jedoch brauchte er etwas Zeit für sich allein, um die Eindrücke des Tages zu verarbeiten.
      Jo Lowells ruhige Identifizierung der Leiche ihrer Schwester hatte ihm mehr zu schaffen gemacht als Tränen. Seine Beileidsbekundung hatte selbst in seinen Ohren steif und plump geklungen. Anschließend hatte er sie nach Hause gefahren, ohne den Versuch zu machen, sie weiter zur Sache zu befragen.
      Jetzt, da das Opfer einen Namen hatte, würde man bei den Ermitdungen dazu übergehen, die Beweise zu sichten und jeder Verbindung zu Annabelle Hammond nachzugehen. Der Constable, den man zum Greenwich-Fußgängertunnel geschickt hatte, hatte keine Spur von einem Straßenmusikanten entdecken können, auf den Reg Mortimers Beschreibung gepaßt hätte. Aber Kincaid hatte von Anfang an seine Zweifel bezüglich des Wahrheitsgehalts der Geschichte gehabt. Sie kam einfach viel zu gelegen für Reg Mortimer, und Kincaid hatte den Verdacht, daß der Verlobte des Opfers über einigen Erfindungsreichtum verfügte.
      Nachdem er die Papiere auf seinem provisorischen Schreibtisch im Limehouse-Revier aufgearbeitet hatte, verabschiedete er sich von den diensthabenden Beamten im Bereitschaftsraum und verließ das Gebäude durch einen Seiteneingang. Als er den Midget vom Parkplatz fuhr, hörte er Musik und Lachen aus der Kneipe gegenüber. Die Vorstellung, daß Kit jetzt allein in seiner Wohnung wartete, erstickte die Versuchung, auf ein Glas Bier einzukehren, bereits im Keim. Während er sich vornahm, den Midget gleich am folgenden Morgen gegen einen Rover-Funkwagen aus dem

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