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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Grantchester gekommen bin. Deine Mutter hat mir nie gesagt, daß sie ein Kind hat.«
      Ein winziges Loch in Kits Jeans wurde immer größer, während er daran riß und zupfte. »Du bist nicht mein Dad. Du kannst es nicht beweisen.« Eine weizenblonde Haarsträhne fiel ihm in die Stirn und verdeckte die Augen, doch das eigensinnig vorgereckte Kinn sagte alles.
      Kincaid sah auf seine ruhige Wohnstraße im Licht des frühen Abends hinaus. Auf dem Nachbargrundstück wuschen ein Mann und ein Junge einen Wagen und lachten, als sie im Wasserstrahl pitschnaß wurden. Er konnte Grilldunst riechen, hörte die hohen Kinderstimmen aus den Gärten. Es war die Sprache der Familien, und er kannte sie nicht. »Ich kann es beweisen, Kit. Mit einem DNS-Test. Aber ich mache das nicht, solange du es nicht willst. Gib mir eine Chance, dein Dad zu sein. Ich weiß, wir können es zusammen schaf...«
      »Wie dieses Wochenende vielleicht?« Es gab ein seltsames Geräusch, als Kit das Stückchen Stoff aus der Jeans riß, das er herausgepult hatte. »Oder so wie du zugelassen hast, daß meine Mum stirbt?«
      »Kit, ich...«
      »Ich will zurück nach Cambridge. Tess braucht ihr Futter, und ohne mich ißt sie schlecht.« Kit schnallte sich an. Er verschränkte die Arme vor der Brust und starrte stur geradeaus.
      Sie fuhren schweigend zum Bahnhof.
     
    Lewis stellte fest, daß sich die Küche von der seiner Mum gar nicht so gravierend unterschied. Obwohl der Raum riesig war, war der Eichentisch in der Mitte abgenutzt, vom vielen Scheuern ausgeblichen, und die Fußstützen von Generationen von Füßen abgewetzt. Geschirrtücher hingen an Stangen zum Trocknen über dem Herd. Es roch nach Gebackenem, aus einem Radio ertönte Tanzmusik. Und die Köchin, eine mollige Frau mit mehlbestäubter Schürze, war zwar das genaue Gegenteil von Lewis’ schlanker Mutter, schimpfte jedoch auf dieselbe liebevolle Weise mit ihm.
      Die Köchin hatte ihm ein großes Stück Rindfleischpastete mit Pilzen und Schinken aufgetan ... was sie als Reste bezeichnete ..., doch es war mehr Fleisch, als Lewis je bei einer Mahlzeit gegessen hatte. Dazu gab es einen Krug Apfelwein, und als John Pebbles zurückkam, um ihn zu holen, fielen ihm schon fast die Augen zu.
      John trug eine abgedunkelte Laterne in der Hand, und in ihrem gedämpften Licht führte er Lewis über einen gepflasterten Hof. Als Lewis mit der Schuhspitze an einem Stein hängenblieb und strauchelte, hielt John ihn fest und schnalzte mißbilligend mit der Zunge. »Die Köchin soll sich schämen, einen kleinen Jungen mit Apfelwein abzufüllen. «
      »Sie hat gesagt, ich brauchte was Nahrhaftes«, erklärte Lewis.
      John schnaubte verächtlich. »Heißer, süßer Tee oder ein Krug Milch aus der Molkerei wäre besser gewesen. Merk dir das fürs nächste Mal, und laß dir von der Köchin keine schlechten Angewohnheiten beibringen. Hier sind wir schon«, fügte er hinzu. Sie hatten den Stall erreicht.
      Sie betraten das Gebäude durch ein großes Tor, und John nahm das Tuch von der Laterne. Lewis sah flüchtig Pferdeboxen zu seiner Rechten. In der einen stand Zeus, der sie neugierig über das Boxengatter hinweg musterte, in der anderen war ein dunkelbraunes Pferd mit einer weißen Blesse auf der Stirn.
      Auf der linken Hälfte der Scheune waren die alten Boxen offenbar entfernt worden. Dort standen unter Planen zwei große Autos. Doch bevor Lewis etwas sagen konnte, erklärte John: »Morgen, Junge.« Damit schob er ihn eine steile Treppe hinauf. »Die Autos darfst du dir morgen ansehen. Bis dahin kannst du’s dir hier oben gemütlich machen.«
      Lewis erkannte im Licht der Laterne einen schmalen holzgetäfelten Raum mit einem Bett, auf dem Decken lagen. Ein Stuhl mit steiler Lehne und eine alte Kommode mit Waschschüssel komplettierte die Möblierung. Sein verbeulter Koffer stand ordentlich neben dem mit schweren Vorhängen verdeckten Fenster.
      »Du hast einen Ölofen, aber den brauchst du heute nacht nicht. Die Wasserpumpe ist draußen auf dem Hof, und das Klo ist hinten.« John schien zu zögern. »Ich lasse dir die Laterne hier, aber du mußt mir versprechen, vorsichtig damit zu sein. Und vergiß nicht, daß wir Verdunklung haben«, sagte er schließlich. Dann stellte er die Laterne auf die Kommode und wandte sich zur Tür. »Morgen früh gehst du gleich rüber in die Küche. Gute Nacht, Junge.« Seine schweren Schritte polterten die Treppe hinunter, dann fiel unten die

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