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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Verlobung mit Reginald Mortimer?«
      »Ihre Verlobung? Was hat denn das mit der Sache zu tun?« Hammond zog unwirsch die Augenbrauen hoch.
      »Waren Sie mit der Verlobung einverstanden?« beharrte Gemma.
      »Natürlich. Ich kenne den Jungen seit seiner Geburt. Man hätte sich kein harmonischeres Paar wünschen können. Und seine Familie ist aus der ersten Gesellschaft. Sein Vater, Sir Peter, gehört unserem Verwaltungsrat an und ist ein persönlicher Freund. Peter und Helena hat das sehr hart getroffen ... Sie haben Annabelle wie eine Tochter geliebt.«
      »Reginald und Annabelle haben sich also gut verstanden?« warf Kincaid ein. »Es gab keine Streitereien oder Meinungsverschiedenheiten?«
      »Soviel ich weiß, kamen sie außerordentlich gut miteinander aus, und wenn sie Meinungsverschiedenheiten hatten, dann haben sie diese mir nicht mitgeteilt.« Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Ich hoffe, Sie haben Reginald nicht mit dieser Art von Fragen belästigt. Der arme Bursche hat schon genug Kummer.«
      Kincaid beließ es bei einer längeren Gesprächspause, bevor er hinzufugte: »Mr. Hammond, Sie sind ein erfahrener Mann. Würden Sie Reg Mortimer als ehrlich bezeichnen?«
      »Was soll denn das heißen?« Blaue Venen traten auf William Hammonds Handrücken hervor, als er die Hände verschränkte. »Er ist ein prima Kerl. Peter Mortimer und ich kennen uns seit Oxford, und ich habe vollstes Vertrauen in Vater und Sohn.«
      Vertrauen genug, überlegte Gemma, um ihm seine Tochter anzuvertrauen und ihn aus purer Freundschaft in die Firma aufzunehmen? »Sie haben gesagt, Sir Peter sei Mitglied des Verwaltungsrats«, nahm sie den Faden wieder auf. »Bedeutet das, daß er finanziell an der Firma Hammond’s beteiligt ist?«
      »Natürlich besitzt er einige Aktien. Tut mir leid, aber ich sehe keinen Grund für all diese Fragen. Außerdem habe ich viel um die Ohren ... ich erwarte Beileidsbesuche.« Trotz des höflichen Tons war das ein Rausschmiß. Er servierte sie ebenso bestimmt ab wie zuvor Teresa Robbins.
      »Danke, daß Sie uns Ihre Zeit geopfert haben, Mr. Hammond. Wir belästigen Sie im Moment nicht weiter.« Kincaid erhob sich. Gemma folgte seinem Beispiel und war sich peinlich bewußt, daß ihr Rock feucht an der Rückseite ihrer Oberschenkel klebte. »Unsere Leute von der Spurensicherung müssen sich allerdings in der Firma noch umsehen«, fügte Kincaid hinzu, als sei ihm das gerade erst eingefallen. »Vielleicht könnte Teresa einen Termin arrangieren?«
      »Hier? In meinem Lagerhaus?« William Hammond versagte die Stimme. Er wirkte plötzlich erschöpft, und Gemma vermutete, daß er trotz seines beherrschten Auftretens nervlich am Ende sein mußte.
      »Die Kollegen werden sich bemühen, das normale Tagesgeschäft in der Firma nicht zu stören«, erwiderte Kincaid besänftigend.
      Gemma beobachtete die Staubpartikel, die in den Sonnenstrahlen schwebten, die tunnelartig die Luft durchschnitten, und atmete die komplexe Geruchsmischung ein, die im Lagerhaus vorherrschte ... der Modergeruch alten Holzes, die Frische des nahen Wassers und das volle Aroma des Tees. Diese die Sinne reizenden Gerüche, das goldene Licht und die träge unter den Ventilatoren wirbelnde Luft schufen eine Atmosphäre jenseits von Zeit und Raum, und Gemma fragte sich, welche dramatischen Ereignisse das alte Gemäuer wohl schon erlebt haben mochte. Dann wandte sie sich unvermittelt an Hammond: »Teresa hat erzählt, daß Ihr Urgroßvater die Firma gegründet hat. Die Firma hat also immer den Hammonds gehört?«
      »Ist auch stets eine Verpflichtung ganz besonderer Art für mich gewesen ... die Familientradition weiterzuführen, meine ich. Und Annabelle hat es ebensoviel bedeutet ...«
      »Wie geht es jetzt weiter?« wollte Gemma wissen. »Übernimmt Jo Annabelles Aufgaben?«
      »Jo hat ihr eigenes Unternehmen. Und sie hat sich nie sonderlich für die Firma interessiert.« Hammond fing Gemmas Blick auf, und sie sah die Verzweiflung in seinen Augen. »Aber ich bezweifle, daß es eine Rolle spielen würde, selbst wenn sie dasselbe Interesse hätte. Niemand kann Annabelle ersetzen.«
     
     

* 7
     
    Daß die Insel längst nicht mehr das sei, was sie einst gewesen ist, ist eine gefühlsmäßige Aussage, der jeder Bewohner der Isle of Dogs über Vierzig zustimmen würde ... wenn er sich mit sehnsüchtigem Bedauern jener Tage erinnert, als noch »alle Haustüren unverschlossen waren« und »jeder jeden

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