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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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falls Sie reden möchten ... oder wenn Ihnen was einfällt, das Sie mir verschwiegen haben. Jederzeit. Tag oder Nacht. In Ordnung?«
      Teresa nickte, und Gemma verabschiedete sich. Draußen auf der Galerie blieb sie eine Weile stehen und sah auf das untere Stockwerk des Speichers hinab. Sie dachte an die Beziehungen zwischen den Menschen, die in diesem Gebäude gearbeitet und sich in ein Netz von Heimlichkeiten und Halbwahrheiten verstrickt hatten, das immer komplizierter geworden war. Sie wußte jetzt etwas, das sie noch vor einer halben Stunde nicht geahnt hatte.
      Wenn ihr Instinkt sie nicht trog, war Teresa Robbins in Reg Mortimer verliebt, und Reg hatte diese Tatsache ausgenutzt. Aber zu welchem Zweck?
     
    Als Reg vor dem Spiegel seines Ankleidezimmers die Krawatte band, dachte er an Annabelle und wie gern er ihr zugesehen hatte, wenn sie sich zum Ausgehen zurechtgemacht hatte. Sie hatte sich mit der Konzentration eines Malers geschminkt, der seinem Gemälde die letzten Pinselstriche hinzufügte, ohne daß man dem Resultat all die Mühe angesehen hätte ... Annabelle war einfach nur noch schöner geworden.
      Sie war so egozentrisch gewesen wie eine sich putzende Katze, und er hatte das damals als amüsant empfunden. Diese Ichbezogenheit hatte sich allerdings auch auf andere Aspekte ihrer Beziehung ausgeweitet, und er fragte sich jetzt, wieso er das akzeptiert hatte. Selbst im Bett war sie ihm stets distanziert erschienen, so als bliebe ein Teil von ihr für ihn immer unerreichbar. War sie bei den anderen auch so gewesen?
      Der Gedanke verursachte ihm Übelkeit, und Schweiß brach ihm aus. An diesem Morgen, als er sich von Teresa verabschiedet hatte, hatte er vorgehabt, nach einer Dusche und dem Rasieren in seinem Badezimmer sofort ins Büro zu gehen. Kaum hatte er jedoch sein Apartment erreicht, hatten Magenkrämpfe ihn aufs Sofa gezwungen.
      Sein ganzes Leben schien vor seinen Augen wie ein Kartenhaus einzustürzen, und es kostete ihn all seine Kraft, die nackte Panik in Schach zu halten. Seine Eltern konnte er nicht um Hilfe bitten ... sein Vater hatte ihn schon zu oft herausgepaukt und im vergangenen Jahr keinen Zweifel daran gelassen, daß damit Schluß sei. Er konnte nicht hoffen, daß er seine Haltung ändern würde.
      Wenn er nur einen Weg finden könnte, seine Gläubiger noch etwas länger hinzuhalten ... und wenn er William überzeugen könnte, seine Nominierung als Geschäftsführer vor den Mitgliedern des Verwaltungsrates zu unterstützen, dann blieb ihm vielleicht eine Hoffnung zu überleben.
      Und dann war da noch Teresa. Sie wenigstens glaubte ihm. Er begriff selbst nicht, wie er die wohltuende Kraft ihrer Beständigkeit und Loyalität solange hatte übersehen können.
      Das Telefon klingelte. Er zuckte zusammen, ging zum Nachttisch und hob den Hörer ab.
      Es war Fiona, die Empfangsdame der Firma Hammond’s. Sie teilte ihm mit, daß Miß Robbins sie gebeten habe, ihn zu informieren, daß Mr. Hammond eine Verwaltungsratssitzung für zehn Uhr am folgenden Vormittag einberufen habe. Als er mit sinkendem Mut fragte, weshalb Teresa nicht selbst angerufen habe, antwortete Fiona verlegen: »Das weiß ich wirklich nicht, Sir.« Sie legte auf.
      Reg ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Was war jetzt schon wieder passiert? Allmählich schien sich alles gegen ihn zu wenden.
     
    Am Nachmittag des zweiten Tages der Bombenangriffe fand Edwina Lewis in seinem Zimmer über dem Stall, wie er seine Habseligkeiten in den alten, verbeulten Koffer packte. Er richtete sich auf, sah sie trotzig an und erwartete, für seinen Ungehorsam gescholten zu werden, denn als er sie am Morgen gebeten hatte, nach London zurückkehren zu dürfen, hatte sie ihm die Erlaubnis verweigert.
      Statt dessen ließ sie sich elegant auf dem einzigen Stuhl des Zimmers nieder und musterte ihn so verständnisvoll, daß er sich abwenden mußte und durchs Fenster auf die Spatzen sah, die auf den Dachsparren des Stalles saßen.
      »Lewis, tu’s nicht«, sagte sie ruhig. »Ich weiß, welche schrecklichen Sorgen du dir machst. Aber das einzige, was du für deine Familie tun kannst, ist hierzubleiben ... hier, wo sie dich immer erreichen können.«
      »Aber ... was, wenn ... nicht zu wissen ... Das kann ich nicht ertragen ...«
      »Wir wissen nicht, wie lange die Bombenangriffe noch andauern. Und deshalb haben sie dich ja auch weggeschickt, damit du in Sicherheit bist. Wie würde sich deine Mutter

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