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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einen Baum gelehnt, die Arme um die Knie geschlungen, und sah Kincaid mit einer Mischung aus Trotz und Mißtrauen entgegen.
      »Hallo, Sportsfreund.« Kincaid ging in die Knie und kraulte Tess hinter den Ohren. »Wo ist Colin?«
      Es dauerte lange, bis Kit widerwillig antwortete. »Nebenan. Er will Nägel holen. Sind uns ausgegangen.«
      Im Gras sah Kincaid eine Plattform im Rohzustand neben einem kleinen Gerüst aus Brennholz liegen. »Wofür ist das?« fragte er und deutete auf die Plattform.
      »Für Tess.« Beim Klang ihres Namens verließ der Hund Kincaid und setzte sich aufmerksam neben Kits Knie.
      Kincaid betrachtete die Holzkonstruktion prüfend. »Okay. Aber wozu ist das?«
      »Gehört zu meinem Hindernisparcours«, sagte Kit ungeduldig. »Soll eine Rampe und ein Tennisballspender werden, aber wir wissen nicht, wie der Ballspender funktionieren soll.«
      »Vielleicht fällt mir ja was ein«, erbot sich Kincaid.
      Kit schüttelte den Kopf. »Ist unser Projekt. Colins und meines. Außerdem hast du sowieso keine Zeit.«
      Kincaid ignorierte die Spitze. »Ich dachte, wir könnten uns in Cambridge mit Sandwiches eindecken und ein Ruderboot mieten.«
      »Rudern ist blöd«, behauptete Kit und sah weg. »Außerdem macht Laura Beefburger. Ich will nicht Weggehen.«
      »Auch gut:« Kincaid setzte sich ins Gras. »Vielleicht können wir uns dann einfach mal unterhalten.«
      »Reden will ich auch nicht.« Kit preßte die Lippen zusammen und schlang die Arme fester um die Knie.
      »Wie wär’s, wenn ich rede, und du hörst zu?« schlug Kincaid vor. »Du brauchst gar nichts zu sagen.«
      Als Kit nicht antwortete, redete er weiter, wobei er sich jedes Wort überlegte: »Tut mir leid, daß ich dich neulich abends damit so überfallen habe. Deshalb ändert sich nichts zwischen uns. Es ist einfach eine Tatsache ... wie wenn man blaue Augen oder blondes Haar hat und bedeutet schließlich nicht, daß ich nicht dein Freund bin oder daß ich anders gehandelt hätte, wenn es diese Verbindung zwischen uns nicht gäbe. Ist einfach eine Zugabe ... wie Zuckerguß auf dem Kuchen.« Als er innehielt, blinzelte Kit, sah ihn jedoch noch immer nicht an.
      »Ich bleibe immer dein Freund, egal, was passiert. Du kannst mich weiterhin in London besuchen, genau wie vorher. Falls Ian einverstanden ist ...«
      »Ich geh nicht zurück! Nicht ins Cottage.« Kit sprang auf, wandte Kincaid den Rücken zu und trat gegen den Baum. Trotzdem hatte Kincaid gerade noch gesehen, daß Tränen in seinen Augen standen. »Du kannst mich nicht zwingen.«
      »Kit, ich bin nicht hier, um dich zu irgendwas zu zwingen. Aber du kannst mit mir reden. Sag mir, warum du nicht zurück willst.«
      Kit schüttelte den Kopf, aber diesmal drückte die Geste eher Angst als Eigensinn aus.
      »Ist es wegen deiner Mutter?« fragte Kincaid sanft, und betete, daß er wenigstens einmal das Richtige sagte.
      »Ich kann nicht ...« Kit versagte die Stimme, und Kincaid merkte, welche Energie es ihn kostete fortzufahren: »Sie ist nicht ...«
      Als er nicht weitersprach, dachte Kincaid einen Moment fieberhaft nach. »Kit, weißt du noch, als du von deinen Großeltern fortgelaufen bist und ich dich im Cottage gefunden habe? Du hast in deinem Zimmer geschlafen ... du und Tess. Und dort hast du dich sicher gefühlt, stimmt’s?«
      Kincaid kam es wie eine Ewigkeit vor, bis Kit nickte.
      »War doch gar kein so schlechtes Gefühl, oder?« Kincaid wußte, auf welch unsicheres Terrain er sich begab, als er sich weiter vortastete: »Kann auch was Gutes haben, sich an einige Dinge zu erinnern, die du mit deiner Mutter erlebt hast ...«
      »Ich will hierbleiben, hier bei Laura«, sagte Kit und drehte sich zu ihm um. Zum ersten Mal klang das wie eine Bitte und nicht wie die Weigerung, Alternativen auch nur in Betracht zu ziehen.
      Das allerdings war ein Wunsch, den Kincaid ihm nicht erfüllen konnte. Dazu hatte er kein Recht. Er fuhr behutsam fort. »Vielleicht kannst du erst mal besuchsweise zu Ian ins Cottage gehen, dich umsehen, feststellen, wie es so ist. Bist du in letzter Zeit bei Nathan gewesen?«
      »Nein.« Kit bohrte die Spitze seiner Turnschuhe ins Gras. »Nicht, seit ich mit dem Fischprojekt für die Schule letzten Monat fertig geworden bin.«
      »Du könntest Nathan besuchen. Ich bin sicher, daß er Tess sehen möchte.«
      Kit zuckte die Achseln, lehnte den Vorschlag jedoch nicht rundweg

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