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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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mit der Zigarette zitterte.
      Edwina fixierte den Mann, zündete sich selbst eine Zigarette an und sagte: »Das ist mein Cousin, Freddie Haliburton. Er wurde bei einem Einsatz der Luftwaffe verwundet und bleibt eine Weile bei uns.« Sie hielt inne und nippte an einem Glas Sherry, ohne den Kindern ebenfalls einen Aperitif anzubieten. Lewis entging Williams Enttäuschung darüber nicht, er grinste hämisch und hörte nur mit halbem Ohr zu, als Edwina fortfuhr: »Freddie ist euer neuer Hauslehrer. Deshalb möchte ich, daß ihr euch gleich bekannt macht.«
      Das wiederum riß Lewis augenblicklich aus seinen Gedanken, und als sich der Fremde langsam umdrehte, hörte er, wie Irene neben ihm die Luft anhielt.
      Es kostete Lewis all seine Beherrschung, keine Reaktion zu zeigen, obwohl er mit einem flüchtigen Seitenblick registrierte, daß Irene eine Hand vor den Mund geschlagen hatte und William leichenblaß geworden war. Freddie Haliburtons linke Gesichtshälfte war eine glänzende Masse aus rotem Narbengewebe, das eine Augenhöhle und Augenbraue überzog und den Mundwinkel in einer Weise verzerrte, die seine Züge zur häßlichen Fratze werden ließ.
      »Oberst der Luftwaffe, Haliburton, heißt das korrekt«, verbesserte der Mann Edwina, und Lewis wußte, daß ihm das Entsetzen in ihren Augen nicht entgangen war. »Aber da wir ja gute Freunde werden wollen, dürft ihr mich Mister Haliburton nennen.« Seine lässige, süffisante Sprechweise wurde von einem leisen Rasseln begleitet, so als habe er Atemschwierigkeiten. Dann lächelte er. Oder zumindest hob sich sein rechter Mundwinkel zu einer lächelnden Fratze, die noch abstoßender wirkte als sein unbewegtes Gesicht, und Lewis beschlich ein sehr ungutes Gefühl.
      Jetzt wandte sich Freddie Haliburton von der Tafel ab und den Schülern zu, und während sich das Entsetzen über seinen Anblick mittlerweile gelegt hatte, war Lewis’ Abneigung gegen ihn eher noch gewachsen.
      »Mr. Finch«, begann Freddie mit jenem Grinsen, das Lewis inzwischen haßte, »wollen mal sehen, ob deine Fähigkeit zum logischen Denken, was das House of Commons, das Unterhaus, betrifft, seit gestern eine gewisse Besserung erfahren hat. Oder sollte es sich wieder mal bewahrheiten, daß gemein bleibt, wer von gemeiner Geburt?«
     
    Kincaid schlief unruhig in dem schmalen Bett. Beim Aufwachen fand er die Daunendecke auf dem Fußboden wieder, sein Kopf dröhnte, und ein Bild von Annabelle Hammond hatte sich irgendwie in einen lebhaften Traum von Vic gemischt.
      Der Tag, der ihn empfing, als er aus seinem Zimmer und in den umgebauten Stalltrakt des Bauernhauses hinaustrat, war allerdings frisch und klar genug, um seine Lebensgeister zu wecken. Nachdem er gefrühstückt und seinen Gastgebern gedankt hatte, machte er sich mit dem Rover auf den Weg, Madelaines Wegbeschreibung neben sich auf dem Beifahrersitz.
      Die Straße wand sich in vielen Kurven leicht ansteigend durch das hügelige Land. Gelegentlich boten Lichtungen in der dichten Waldkulisse einen herrlichen Ausblick auf das Surrey Weald. Er dachte daran, wie er im vergangenen Herbst mit Gemma auf dem Weg zur Besteigung des Leith Hill durch diese Wälder gewandert war. In Erinnerungen versunken, verpaßte er schließlich die Abzweigung zum Hotel.
      Nachdem er den Rover auf der schmalen Straße vorsichtig zurückgesetzt hatte, bog er in die Auffahrt ein und holperte im Schrittempo weiter. Hinter der nächsten Biegung kam das Herrenhaus in Sicht... ein solides Backsteingebäude im späten viktorianischen Baustil. Und obwohl es ein beeindruckendes Beispiel vergangener Pracht war, war Kincaid sofort klar, warum das Gebäude nicht mehr privat genutzt wurde.
      Hinter dem Hotel und rechts daneben fiel das Grundstück sanft zum Tal hin ab. Links stieg es leicht an, und dort erkannte er durch die Bäume hindurch ein Stück von einem Kamin und ein rotes Ziegeldach, das, wie er annahm, zu dem Cottage gehören mußte, von dem Madelaine gesprochen hatte.
      Er stellte den Rover auf dem Parkplatz vor dem Haus ab und lief den schmalen Kiesweg hinauf, der in das Wäldchen führte. Als er sich dem Cottage näherte, hörte er Stimmen ... oder vielmehr eine Stimme, wie er kurz darauf entschied. Diese hob und senkte sich in deklamatorischer Art und hielt schließlich inne, um von vorn zu beginnen.
      Nach wenigen Metern erreichte er eine Lichtung. Hier stand, umgeben von einem Garten, hinter einer niedrigen Mauer ein Cottage aus rotem

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