Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Heimsuchung von alten Jungfern und kinderlosen Ehen, bis ich die einzige war, die noch übriggeblieben ist.« Der Blick, der ihn traf, war kein bißchen selbstmitleidig.
      »Und Sie haben das Haus verkauft?«
      »Was sollte ich tun?« entgegnete sie. »Allein die Vorstellung, dort zu wohnen, war absurd. Das war in den siebziger Jahren. Mein Leben und meine Karriere spielten sich in London ab, und der Unterhalt solcher Häuser war geradezu ruinös geworden. Sie wissen, was mit diesen alten Kästen passiert. Das Cottage habe ich sozusagen als Wochenendhaus behalten ... mein Liebhaber damals war verheiratet. Also war das ganz praktisch ...« Sie betrachtete ihn amüsiert, als wolle sie prüfen, ob sie ihn mit dieser Aussage schockiert hatte.
      Kincaid beschlich plötzlich der Wunsch, ihr fünfundzwanzig Jahre früher begegnet zu sein, und er lächelte, als sie fortfuhr: »Vor ein paar Jahren dann hatte ich genug von der großen Stadt und bin ganz hierhergezogen. Mit einem Fax und einem Modem ist es heutzutage nicht mehr nötig, im Brennpunkt des Geschehens zu leben.«
      »Soviel mir bekannt ist, hat Ihre Tante Edwina während des Krieges einen Jungen bei sich beherbergt ... ihren Patensohn. Sein Name war William Hammond.«
      »William?« Irene starte ihn verdutzt an. »Warum interessieren Sie sich für William? Ist ihm was zugestoßen?«
      »Sie haben ihn gekannt?« fragte Kincaid gespannt.
      »Aber natürlich.« Irene zog ungeduldig an ihrer Zigarette. »Ich habe selbst zweieinhalb Kriegsjahre hier verbracht ... bin aus London evakuiert worden, als unser Haus zerbombt war. Wir waren unzertrennlich: William, Lewis und ich«, fügte sie leiser hinzu. Kincaid traf erneut ein prüfender Blick aus ihren strahlend blauen Augen. Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. »Erzählen Sie! Was ist mit William?«
      »Dann haben Sie’s also noch nicht gehört«, seufzte Kincaid und deutete auf die ungelesenen Zeitungen. »Es geht um seine jüngste Tochter Annabelle. Sie war Geschäftsführerin des Familienunternehmens. Sie ist ermordet worden.«
      »Ermordet!« rief Irene aus. »Wie schrecklich! Aber ich begreife nicht, was das mit dem Herrenhaus dort drüben zu tun hat.«
      Kincaid griff nach seinem Kaffeebecher. »Sie haben den Namen >Lewis< erwähnt ... war damit Lewis Finch gemeint?«
      »Ja, natürlich. Aber woher wissen Sie das?« Irene runzelte die Stirn. »Und was hat Lewis mit Williams Tochter zu schaffen?«
      »Er hatte unter anderem eine Affäre mit ihr.«
      »Lewis? Und Williams Tochter?« Sie schien perplex zu sein. Dann verzog sie amüsiert den Mund. »Also, das ist ein Ding!«
      »Annabelle Hammond hatte nicht nur eine Beziehung zu Lewis. Sie hatte sich auch ganz bewußt an seinen Sohn rangemacht. Mit Erfolg ... obwohl ich nicht glaube, daß dazu viel Überredungskunst ihrerseits nötig war.«
      »War sie schön?«
      »Ja. Nicht nur schön, auch eine sehr starke Persönlichkeit und daran gewöhnt, ihren Willen durchzusetzen.«
      »Haben Sie eine Ahnung, weshalb sie sich so für die Finchs - nennen wir es - interessiert hat?«
      »Sie scheint sehr neugierig bezüglich Lewis Finchs Vergangenheit gewesen zu sein, und das hat offenbar auch auf andere Familienmitglieder abgefärbt. Wissen Sie, daß Finch in den letzten Jahren alles daran gesetzt hat, William Hammonds Firmensitz und Grundstück zu kaufen?« wollte Kincaid wissen.
      »Nein, aber es überrascht mich nicht. Der Lagerspeicher der Firma Hammond’s ist ein Objekt, das Lewis reizen mußte.«
      »Offensichtlich war Annabelle ebenso erpicht darauf zu verkaufen, wie Finch zu kaufen ... In Annabelles Augen war der alte Speicher für die Zukunft der Firma eher eine Belastung. Sie wollte den Erlös aus dem Verkauf für einen moderneren und kostengünstigeren Firmensitz weiter flußabwärts einsetzen. Das Problem war William Hammond. Er wollte von einem Verkauf nichts wissen - unter keinen Umständen. Und er besitzt die nötige Aktienmehrheit, ihn zu verhindern, es sei denn, die anderen Anteilseigner würden geschlossen gegen ihn stimmen.«
      Irene beugte sich vor und fischte die nächste Zigarette aus der Packung. Sie zündete die Zigarette betont langsam mit einem Zündholz an. »Man sollte annehmen, daß William irgendwann einsieht, daß eine Veränderung unvermeidlich ist... aber was die Firma Hammond’s betrifft, war er schon immer ziemlich verbohrt. Schätze, er hatte Glück, daß eines

Weitere Kostenlose Bücher