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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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seiner Kinder seine Leidenschaft für alles, was mit Tee zusammenhängt, mit ihm geteilt hat... wenn auch nicht die Bewahrung des Familienerbes. Der Tod seiner Tochter muß ein harter Schlag für ihn sein. Und für den armen Lewis, falls er sie geliebt hat. Wer hätte gedacht, welche Prüfungen das Leben für uns alle bereit hält?« Sie seufzte. »Es gab ein paar zauberhafte Jahre, in denen ich gedacht habe, uns drei könne das Schicksal nichts anhaben.«
      »Sie meinen, während des Krieges?«
      »Sie müssen die Umstände begreifen, Mr. Kincaid. Unsere Freundschaft war zu Beginn herrlich unkompliziert... wir waren so jung und weit weg von unseren Familien und unserer Umgebung. Und in dieser Situation sind wir füreinander zur Familie geworden. Aber dann, in jenem letzten Jahr, sind wir erwachsen geworden, und die Dinge zwischen uns haben sich geändert.«
      »Sie haben sich in William verliebt«, vermutete Kincaid.
      »Himmel, nein! Im Gegenteil!« Irene sah aus dem Fenster, wo einige Bienen in den Rosenblüten und im Lavendel grabbelten. Sie hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. »Wissen Sie, Superintendent, ich hatte mich in Lewis verliebt.»
     
    »Doodlebugs ... Wünschelruten«, sagte Irene, »So nennen Edwinas Freunde vom Kriegsministerium die V-I-Raketen.« Sie saß auf einem Strohballen vor Zeus’ Box und ließ die Beine baumeln. Das Herrenhemd, das sie über Edwinas alter Reithose trug, leuchtete weiß im trüben Licht des Stalls. Sie hatten die Pferde auf die Weide mit dem saftigen Junigras gebracht. Danach war Irene Lewis zurück in den Stall gefolgt... mit jener entschlossenen Miene, die bedeutete, daß sie etwas auf dem Herzen hatte.
      Er sah auf, während er die Box ausmistete, antwortete jedoch nicht. Er vermutete, daß es voreilig gewesen war, zu hoffen, daß die Bombenangriffe vom Winter  und Frühling die letzten gewesen seien, mit denen Hitler sie quälte. Seit der alliierten Landung in Europa zu Beginn des Monats waren Gerüchte über eine deutsche Vernichtungswaffe aufgekommen, und drei Tage zuvor hatte es den ersten ernsthaften Angriff auf den Großraum London gegeben.
      »Alle sagen, es seien eigentlich ferngesteuerte Flugzeuge und daß man hört, wie die Triebwerke sich ausschalten, kurz bevor sie explodieren«, fuhr Irene fort und schlang die Arme um sich, als mache der Gedanke daran sie trotz der Sommerwärme frösteln.
      »Ich fahre trotzdem nach Hause. Bomben oder nicht Bomben. Alles ist besser als dieser verdammte Dreckskerl, der mich die ganze Zeit piesackt.« Lewis mußte nicht erst sagen, wer gemeint war: Freddie Haliburton schien sich in jeden Winkel und in jede Ecke ihres Lebens gedrängt zu haben.
      Zuerst hatten sie gedacht, Edwina würde irgendwann aufhören, Mitleid wegen seiner Verwundung mit ihm zu haben, und ihn so sehen, wie er wirklich war. Aber dann hatten sie bald feststellen müssen, daß Freddie Edwina gegenüber eine ganz andere Seite von sich präsentierte, und offenbar war sie zu ehrlich und naiv, um seinen Betrug zu durchschauen.
      Freddie beobachtete die drei ständig, horchte an Türen und Fenstern, entdeckte stets irgendeine Schwäche oder den geringsten Fehltritt als Futter für seine böse Zunge. An diesem Morgen hatte er Lewis’ Übersetzung von Vergil mit derart boshaftem Sarkasmus zerpflückt, daß Lewis angesichts der Erniedrigung puterrot geworden war. Und als ersich gewehrt hatte, hatte Freddie ihn so heftig ins Ohrläppchen gekniffen, daß er beinahe laut aufgeschrien hätte. Nur die hastige Berührung von Irenes Hand auf seinem Arm und ein warnender Blick von William hatte ihn auf seinem Stuhl gehalten, und seither kochte er vor Wut.
      »Also, ich finde, du bist ziemlich selbstsüchtig, Lewis Finch.« Irene sah ihn wütend an und reckte das Kinn vor. »Wir drei haben uns, verdammt noch mal, geschworen, beisammen zu bleiben, egal, was ...«
      Lewis rammte die Mistgabel ins Stroh. »Für dich ist das einfach. Er nennt dich schließlich nicht einen Gassenjungen ... Pöbel...«
      »Ist es vielleicht besser, verspottet zu werden, weil ich ein Mädchen bin? Wir sitzen alle im gleichen Boot. Und für William ist es auch nicht einfacher. Du weißt genau, wie gern Freddie ihn mit Horrorgeschichten über den Krieg quält, weil er weiß, wie sehr ihn das deprimiert.« Sie glitt vom Strohballen, bis ihre Füße in den Reitstiefeln auf festem Boden standen. Ihr Gesicht warfast auf seiner Augenhöhe. »Manchmalglaube

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