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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Treppe begegnet, wir sind uns im Korridor begegnet, aber an die genaue Zeit kann ich mich nicht erinnern.«
      »Erinnern Sie sich an etwas, das sie gesagt hat?«
      Eliot schüttelte resigniert den Kopf. »Nur an ganz banale Dinge wie >Morgen, Darcy<, >Kann ich den Kopierer heute vor dir benutzen, Darcy<.« Er runzelte die Stirn. »Ich glaube, sie wollte ein Sandwich an ihrem Schreibtisch essen, während sie sich für das Seminar um halb zwei Uhr vorbereitete ... aber ich weiß nicht, ob sie das wirklich getan hat. Ich war zum Mittagessen aus und hatte dann den restlichen Nachmittag selbst Unterricht.« Er sah zu Kincaid auf und fügte ohne die übliche spöttische Miene hinzu: »Es tut mir leid. Nehmen Sie das als Beileidsbezeugung. Gelegentlich fällt es einem schwer, diese Dinge auszusprechen.«
      »Alte Gewohnheiten?« fragte Kincaid.
      »Sie sagen es.«
      Die Tür zu Vics Büro war geschlossen, aber nicht verschlossen, wie Kincaid entdeckte. Er öffnete sie langsam, ging hinein und fühlte sich wie ein Eindringling. In ihrem Arbeitszimmer im Cottage hatte er diese Skrupel nicht gehabt. Er wünschte sich plötzlich, er hätte sie hier gesehen, hier in ihrem Element, wo sie tat, was sie liebte, so daß er diesen Teil ihres Lebens wenigstens marginal mit ihr hätte teilen können.
      Die örtliche Polizei hatte überall unauffällig ihre Spuren hinterlassen. Der Schreibtisch war völlig ausgeräumt, und die leeren Schubladen hingen wie offene Münder in den Leisten. Die Bücher und privaten Fotos auf den Regalen hatten sie nicht angerührt. Die Bilder von Kit hatte er erwartet. Da waren Babybilder, das erste Fahrrad, komisch steife Schallaufnahmen mit glatt gekämmtem Haar, dann eines aus der jüngsten Zeit mit einem Baseballschläger und konzentrierter Miene.
      Von Ian keine Spur. Es kam Kincaid beinahe so vor, als habe Vic nicht gezögert, Ian dort aus ihrem Leben zu entfernen, wo seine Abwesenheit Kit nicht weiter tangierte.
      Als er sich abwandte, erregte etwas Vertrautes seine Aufmerksamkeit - ein Schnappschuß, der hinter einem der Rahmen steckte.
      Es war im hochsommerlichen Garten seiner Eltern gewesen. Vic und er saßen lachend im Gras. In Vics Schoß lag der Spaniel seiner Mutter. Sie waren damals gerade ein paar Monate verheiratet gewesen, und er hatte sie zu einem Besuch der Eltern nach Cheshire mitgenommen.
      Er sah aus dem Fenster. Vics Büro lag gegenüber Darcy Eliots Zimmer, und ihr Fenster zeigte nach Süden, dorthin, wo Newnham lag. Lydias College. Vic, dachte er, hatte das sicher gefallen.
      Laura Miller wartete an ihrem Schreibtisch bereits auf Kincaid.
      »Sie sehen mitgenommen aus«, bemerkte sie. »Ich habe Teewasser aufgesetzt, als ich Darcys Schützling nach oben gehen sah. Ich dachte, Sie könnten vielleicht eine Tasse vertragen.«
      Er sank in den bereits vertrauten Besuchersessel und lockerte seine Krawatte. »Danke.«
      Laura verschwand in einer kleinen Küche und kam kurz darauf mit zwei Teebechern zurück. »Milch und Zucker? Richtig?«
      »Wunderbar.« Kincaid umfaßte den warmen Becher mit beiden Händen. »Sind Sie sicher, daß mit Dr. Winslow alles in Ordnung ist? Sie scheint sich nicht wohl zu fühlen.«
      Laura zog eine Grimasse, als sie sich am heißen Tee die Zunge verbrannte. »Ich drängle sie schon tagelang, wegen ihrer Kopfschmerzen zum Arzt zu gehen, aber sie ist eigensinnig.« Sie warf einen Blick auf Dr. Winslows Tür und senkte die Stimme. »Um die Wahrheit zu sagen, mache ich mir um sie schon seit Dr. Whitecliffs Tod im vergangenen Juni Sorgen. Das hat sie ganz offensichtlich aus der Bahn geworfen. Seither ist sie nicht mehr dieselbe. Wir haben sie immer wieder zu überreden versucht, einen von Vics Tees zu probieren.« Sie verstummte entsetzt, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Verdammt!« murmelte sie und kramte in ihrer Schublade nach einem Taschentuch.
      »Erzählen Sie mir von Vics Tees«, bat Kincaid.
      Laura lächelte. »Sie hat immer dieses scheußliche Zeug getrunken - Liebstöckel -, soll eine gute harntreibende Wirkung haben. Sie hatte diesbezügliche Probleme ...«
      Kincaid hielt ihre Zurückhaltung für reichlich altmodisch. »Ich glaube, ich verstehe.«
      »Wir haben uns oft auf Vics Kosten amüsiert ... Ich meine, an der Teesorte, die sie trank, wußten wir immer, wann im Monat es wieder soweit war ...«
      »Hat sie auch Dienstag von einem ihrer Spezialtees getrunken?«
      »Keine

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