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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Ahnung«, erwiderte Laura mit großen Augen. »Sie glauben doch nicht ...«
      »Noch glaube ich gar nichts«, beruhigte Kincaid sie. »Ich bin nur neugierig.«
      »Vic ist früh gegangen. Deshalb haben wir an diesem Tag nicht zusammen Tee getrunken. Wir machen ... wir haben immer so gegen drei Uhr unsere Teepause gemacht.«
      »Könnte sie allein Tee getrunken haben?«
      »Sie hatte einen elektrischen Wasserkocher in ihrem Büro. Sie könnte sich eine Tasse zum Mittagessen oder auch früher aufgebrüht haben.«
      »Sie hat nicht auswärts zu Mittag gegessen?«
      Laura schüttelte den Kopf. »Das hatten wir eigentlich vor. Aber gleich am Morgen hat Vic die Verabredung abgesagt. Sie mußte die Mittagspause durcharbeiten, weil sie früh gehen wollte.«
      Kincaid horchte überrascht auf. »Wohin wollte sie? Und wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
      »Es war sicher nichts Wichtiges«, erwiderte Laura unglücklich. »Ich hatte den Eindruck, sie hatte sich über einen Vorfall in Kits Schule geärgert. Das war alles.«
      »Aber sie hat nicht gesagt, worüber?«
      »Vic hat nie geredet, bevor sie die Sache nicht aus der Welt geschafft hatte. So war es auch mit Ian. Sie hat nie ein Wort über Eheprobleme verloren. Dann kam sie eines Tages rein und erklärte: >Übrigens ... Jan ist ausgezogen.< Ich bin fast vom Stuhl gefallen.«
      Kincaid erinnerte sich an diesen Zug von Vic nur zu gut. In seinem Fall war allerdings sie diejenige gewesen, die ausgezogen war. »Vielleicht sollten wir das Pferd von hinten aufzäumen«, murmelte er. »Um wieviel Uhr hat sie die Fakultät verlassen?«
      Laura starrte stirnrunzelnd in ihre Tasse. Dann sah sie auf.
      »Halb zwei. Ich erinnere mich genau, weil Darcys Student zu spät kam.«
      »Matthews?«
      Sie lächelte. »Matthews. Der arme Junge.«
      »Hat Vic denn tatsächlich gesagt, daß sie zu Kits Schule Wollte?« fragte Kincaid.
      »Nein, nicht wörtlich. Aber ich könnte den Direktor anrufen und fragen, ob sie dort gewesen ist.« Lauras Miene heiterte sich auf. Sie war froh, etwas tun zu können. Als Kincaid nickte, griff sie nach dem Telefonhörer und wählte eine Nummer. Er hörte der einseitigen Unterhaltung mit wachsender Enttäuschung zu. Dann legte Laura auf.
      Sie starrte ihn verwundert an. »Das verstehe ich nicht. Ich hätte schwören können, daß sie genau das vorhatte. Aber der Direktor sagt, er habe sie nicht gesprochen. Außerdem konnte er sich nicht vorstellen, worüber sie hätte verärgert sein können.«
      »Vielleicht ist irgend etwas vorgefallen, und sie hat ihre Pläne geändert?« schlug Kincaid vor. »Hat sie zum Abschied sonst noch was gesagt?«
      Laura schloß die Augen und dachte nach. Als sie sie wieder aufschlug, waren ihre Wangen leicht gerötet. »Sie war in Eile, ist heruntergekommen, hat ihren Mantel angezogen, ohne ihre Tasche aus der Hand zu legen, und hat gesagt: >Männer. Allesamt wie kleine Kinder. Schade, daß wir nicht ohne sie auskommen können.< Dann hat sie mir zugewinkt. >Ciao, bella! Wir sehen uns morgen.<«
      Kincaid lächelte unwillkürlich. »Klingt wie die gute alte Vic in bester Stimmung. Was meinen Sie? Hatte sie Nachricht von Ian? War was Ungewöhnliches in ihrer Post?«
      »Nicht, daß ich wüßte. Ich hab ihr die Post gebracht. Aber die Telefongespräche laufen nicht über meinen Apparat. Sie konnte direkt wählen. Darüber weiß ich also nicht Bescheid.«
      Eine Aufgabe für die Jungs von der Ortspolizei, dachte Kincaid. Er brauchte eine Liste der Telefonate, die von Vics Apparat aus geführt worden waren. »Dann ist an jenem Tag also nichts Ungewöhnliches passiert. Und sie war wohlauf, als sie die Fakultät verlassen hat«, bemerkte er.
      »Trotzdem war sie kaum drei Stunden später tot«, sagte Laura ernst.
      Kincaid sah durch sie hindurch und dachte laut nach. »Wohin ist sie also gefahren, und wie konnte jemand sie zwischen halb drei und fünf Uhr vergiften?«
     
     

* 13
     
    Hilflos liege ich.
      Und um mich wandeln die Füße deiner Wächter. Über mir ein Rauschen und der Strahlenglanz von Flügeln,
      ein unerträglicher Strahlenglanz von Flügeln ...
     
    Rupert Brooke aus >Im Freien schlafen: Vollmond<
     
    Der Tag von Victoria McClellans Begräbnis brach an, klar und kalt. Gemma kleidete sich besonders sorgfältig. Sie wählte einen schwarzen Rock mit passendem Jackett und nahm sich Zeit, ihr Haar zu einem Zopf zu flechten.
      Sie hatte den

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