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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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geistreich und informativ, wenn auch nicht immer harmlos. Ich persönlich habe nie verstehen können, weshalb Bücher, ob Biographien oder kritische Abhandlungen über ein Thema, die die Leute zum Lesen ermutigen und gut aufgemacht sind, peinlich für unsere Fakultät sein sollten.« Für einen Augenblick glaubte Kincaid eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Vic und dieser hochgewachsenen, eher unscheinbaren Frau zu erkennen.
      Dann rieb sich Dr. Winslow die Stirn und fügte müde hinzu: »Aber in der Schlacht gegen geistige Arroganz steht man immer auf verlorenem Posten, und ich hänge mein Schwert an den Nagel. Ich werde in meinem Garten sitzen und lernen, wieder Freude an Büchern zu haben - das war es schließlich, was mich auf diesen Stuhl hier gebracht hat.«
      »Fühlen Sie sich nicht wohl, Frau Professor?« erkundigte sich Kincaid, als Iris Winslow das Gesicht verzog und die Fingerspitzen fester gegen die Schläfen preßte.
      »Es sind nur diese verfluchten Kopfschmerzen.« Sie legte die Hände auf den Schreibtisch und lächelte angestrengt. »Seit Dienstag. Und sie geh’n einfach nicht weg.«
      »Vielen Dank, daß Sie mir so viel Zeit geopfert haben - besonders, da Sie sich nicht wohl fühlen«, sagte Kincaid und machte Anstalten aufzustehen. »Darf ich Ihnen noch eine letzte Frage stellen?«
      Sie nickte und sah ihn abwartend an.
      »Ist Ihnen Dienstag an Vic etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
      Iris Winslow schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich habe sie nur am Vormittag gesehen, leider. Wir haben kurz über eine Fakultätsangelegenheit gesprochen, dann war ich zum Mittagessen verabredet und hatte später eine Besprechung in Newnham. Sie hat einen völlig normalen Eindruck auf mich gemacht.« Sie hielt mit beiden Händen krampfhaft ihre Schreibtischkante umklammert. »Natürlich wünschte ich jetzt, ich wäre nach dem Mittagessen hierher zurückgekommen - so unsinnig das auch sein mag. Die Voraussicht, mich für immer von ihr zu verabschieden, hätte ich nie gehabt.«
      Kincaid stand auf und sah sich im Zimmer um. Jeder freie Platz an den Wänden war mit Bücherregalen verstellt. Bücher stapelten sich auf Schreibtisch, Tischen und Stühlen. Es herrschte der leicht muffige Geruch nach altem Papier und Leim vor. Er machte eine ausladende Geste, die alles mit einbezog. »Wenn wir Menschen so logisch wären, wie wir gern glauben, wär’s mit der Literatur nicht weit her, meinen Sie nicht auch, Professor?«
      Was er nicht aussprach, war, daß er denselben sinnlosen Wunsch hegte - er wünschte, er hätte Vic noch einmal sehen können.
      In der Eingangshalle wurde Kincaid klar, daß er vergessen hatte, sich nach Darcy Eliots Büro zu erkundigen. Er prüfte die anderen Türen im Erdgeschoß, konnte Darcy Eliots Namensschild nirgends entdecken und ging in den ersten Stock hinauf.
      Im zweiten Stock schließlich fand er die gesuchte Tür unmittelbar gegenüber von Vics Büro.
      Auf sein Klopfen ertönte ein brummiges: »Verdammt früh dran, Matthews, was?« Kincaid öffnete die Tür und spähte hinein. Darcy Eliot saß, der Tür halb zugewandt, einen Stapel Papiere in der Hand, hinter seinem Schreibtisch. Ohne aufzusehen, sagte er: »Warum, denken Sie, hat Gott die Uhr erfunden, Matthews? Damit der Mensch pünktlich sei, oder? Und das bedeutet in der ursprünglichen Definition des Wortes, daß er an einem bestimmten Ort weder zu früh noch zu spät sein sollte.«
      »Werde den lieben Gott bei unserer nächsten Begegnung einschlägig befragen«, sagte Kincaid amüsiert.
      Eliot wirbelte, wie von der Tarantel gestochen, herum und musterte Kincaid stirnrunzelnd. »Sie sind nicht Matthews. Und das ist nur ein Vorteil, glauben Sie mir. Matthews ist ein pickeliger Quälgeist, der die Welt kaum je mit seinen intellektuellen Fähigkeiten beeindrucken wird. Aber irgendwoher kenne ich Sie ...« Seine Miene hellte sich auf. »Sie sind Victoria McClellans ehemaliger Polizist. Oder war es Ex-Mann und immer noch Polizist?«
      »Das letztere, fürchte ich.« Kincaid deutete auf einen Stuhl. »Darf ich?«
      »Ich bitte darum«, erwiderte Eliot. »Und verzeihen Sie meine Flapsigkeit. Alte Gewohnheiten und so weiter. Aber unter diesen Umständen wohl kaum angebracht.«
      »Dr. Winslow hat mir gerade erzählt, daß Sie die Gewohnheit hatten, mit Vic geteilter Meinung zu sein«, begann Kincaid ohne Umschweife.
      Eliot verschränkte die Finger über seiner kanariengelben Weste und

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