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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sicher zwei Jahre. Und dieser Wagen war ungeschützt, roh, intuitiv. Der Motor brummte, ein tiefes, kehliges Knurren, der Wind spielte mit ihrem Haar. Er war trotz seines hohen Alters ein sexy Gefährt. Und ihn zu fahren hatte etwas Intimes, sie fühlte sich mit einem Teil von Jack verbunden, der ebenfalls wild war, unberechenbar und komplex zugleich.
    Sie beschleunigte über den Hügelkamm, jagte um die Kurve, zog an einer Wiese voller Schafe vorbei. Hier war die Straße. Sie fuhr langsamer und schaute nach den Hausnummern. Nummer 27, das war das Haus. Sie hielt vor dem freistehenden Cottage im »William and Mary«-Stil, das beträchtlichen Charme besaß und einen hübschen Ausblick über das Meer bot. Vor dem Haus lag ein großer, romantischer Garten mit Stockrosen, Kletterrosen, Hasenglöckchen und Gänseblümchen. Cate stieg aus, hievte eine Kiste vom Rücksitz und öffnete das Gartentor. Der Blumenduft umwehte sie schwer und berauschend, raffiniert wie eine Kreation von Creed oder Guerlain. Sie stellte die Kiste ab und klingelte, gespannt, ob Jo sich über ihr unerwartetes Geschenk freuen würde.
    Die Tür wurde geöffnet. Doch es war nicht Jo, die zu ihr aufschaute, sondern eine zarte, ältere Frau mit strahlenden schwarzen Augen. »Ja?«
    »Ich suche Jo, ich meine, Mrs Williams. Ob sie wohl da ist?«
    »Das ist meine Tochter. Sie ist einkaufen gegangen. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, ich heiße Cate. Ich habe Jo drüben in Endsleigh kennengelernt. Ich arbeite für das Auktionshaus Deveraux & Diplock und habe etwas für Jo, ein Geschenk. Ich wollte es vorbeibringen.«
    »Oh, da wird sie sich aber freuen!« Die Frau lächelte. »Wissen Sie, es hat sie sehr aufgewühlt, dass sie ausziehen musste. Die ganze Sache ist für sie doch nicht so leicht zu verkraften. Wollen Sie auf eine Tasse Tee hereinkommen?«
    »Das ist sehr freundlich, aber ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Das macht doch keine Umstände. Sie sind hier auf dem Land − Teetrinken ist unser Nationalsport!«
    Cate trug die Kiste ins Haus und stellte sie hinter der Haustür auf dem Boden ab.
    »Milch?«
    »Ja, bitte«, rief Cate.
    Es war ein hübsches Haus, das sich nach hinten zu einem lichtdurchfluteten Wintergarten mit bequemen Sesseln, einer überwältigenden Menge Zierdeckchen und unzähligen kleinen Porzellanfiguren öffnete. Während Jos Mutter Teewasser aufsetzte, sah sich Cate die Fotos auf dem Kaminsims an. Es waren verblasste Schwarz-Weiß-Fotos verschiedener Familiengruppierungen: Kinder und Enkelkinder, zwei sehr alte Babyfotos von verdutzt blickenden Kleinkindern in langen weißen Taufkleidern, eines von Jo und einem Mann in einem Rollstuhl – vermutlich ihr Ehemann – vor einem Haus am Strand, daneben ein Schild mit der Aufschrift »Weißes Haus«.
    »Ich hoffe, der Tee ist Ihnen nicht zu stark. Ich trinke ihn gern stark.«
    Cate drehte sich um. »Sicher nicht«, sagte sie und nahm den dampfenden Becher entgegen. »Ich habe gerade Ihre Familienfotos bewundert.«
    »Danke. Ich war wahrlich gesegnet.« Sie setzte sich in einen Lehnstuhl. »Und jetzt brechen Jo und ich auf, um uns die Welt anzusehen!«
    »Ehrlich?«
    »Hat sie Ihnen das nicht erzählt? Sie hat so eine schicke Kreuzfahrt für uns gebucht. In einer Woche fahren wir nach London, verbringen ein paar Tage in einem vornehmen Hotel, und dann geht’s los − drei Monate! Wir fahren nach Südafrika, in den Nahen Osten, nach Ägypten, Russland, Spanien, Monaco …«
    »Das klingt phantastisch!«
    »Ich war noch nie im Ausland. Aber ich wäre immer gern gereist, nur dass ich jetzt zu alt bin zum Fliegen. Jo sagt, so können wir alles sehen, und abends gehen wir in unsere kleine Kabine und essen unser Abendessen. Sie sagt, wenn wir nicht wollen, müssen wir nicht mal das Schiff verlassen. Normalerweise würde ich niemals so etwas Extravagantes tun, aber wir sind zu ein bisschen Geld gekommen, also ist es wohl in Ordnung.«
    »Sie müssen uns Bescheid sagen, wenn Sie in London sind, dann können wir uns treffen.«
    »Ja, gern. Wir logieren irgendwo mitten in der Stadt … im Belleview oder so ähnlich. Ich muss noch mal nachschauen.« Sie lächelte. »Ich kann also nicht gut Geheimnisse wahren«, gestand sie. »Was haben Sie für Jo gebracht?«
    »Nun.« Cate stellte ihre Teebecher ab, ging die Kiste holen und riss das Klebeband ab. »Während wir das Inventar des Hauses evaluiert haben, sind wir im Westflügel auf ein Zimmer gestoßen. Sie kennen es bestimmt. Ein

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