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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie sich sehnte, war, wieder in die traumhafte Halbwelt zu schlüpfen und dort zu bleiben, diesmal für immer.
    In ihrer Tasche steckte die kleine Tüte aus der Apotheke. Die Tabletten, die der Arzt ihr verordnet hatte. Antibiotika und Schmerzmittel.
    Sie starrte darauf. Rachel kam erst in einigen Tagen zurück.
    Sie holte das Fläschchen heraus, kippte es zur Seite und zählte die kleinen weißen Pillen.
    Wie viele brauchte man? Vielleicht waren oben auch noch welche.
    Ihr Herzschlag verlangsamte sich, sie fühlte sich ruhiger, fast heiter.
    Es dauerte eine Weile, bis sie das Klingeln des Telefons hörte. Sie wartete, dass der Anrufbeantworter ansprang.
    Doch es klingelte weiter. Wieder und wieder und wieder … Sie stolperte ins Halblicht des Wohnzimmers und tastete nach dem Hörer. »Hallo?«
    Die Verbindung war schlecht. Die Stimme kam von weit weg. »Hallo? Hallo, Katie? Bist du das?«
    »Mum?«
    »Was ist los? Warum bist du in London?«
    Cate sank auf den Stuhl an Rachels Tisch . »Mum …«
    »Katie?«
    Sie fing an zu weinen. »Mum … Warum rufst du an?«
    »Beruhige dich, Katie.«
    »Warum? Warum rufst du an?«
    »Katie …«
    »Warum, Mum?« Raue Schluchzer zerrten an ihrer Brust, rissen sie schier auseinander. »Warum?«
    Die Stimme ihrer Mutter war resolut, ruhig; ein sicherer Hafen in einer Welt, die völlig außer Kontrolle geraten war. »Einfach so. Bleib dran. Ich bin jetzt hier. Ich gehe nirgendwohin. Ich bin hier.«

DRITTER TEIL
    * * *

* * *
    Endsleigh
    Devon
    7. September 1940
    Mein Liebling,
    was gibt es Neues? Du kannst nicht behaupten, London wäre langweilig. Gefährlich, ja, aber im Leben nicht langweilig! Und bitte sag nicht, dass Du auf irgendeine streng geheime Mission abkommandiert wurdest und keine Korrespondenz führen darfst. Du weißt, dass ich hier eingehe, und deswegen ist es, im Sinne der Kriegsanstrengungen, Deine Bürgerpflicht, mich mit möglichst viel Klatsch und Tratsch zu versorgen. Die Häppchen, die ich hier und da aufschnappe, halten nicht lange vor. Wooton Lodge wurde zum Beispiel als eine Art Krankenhaus für bekloppte Militärangehörige übernommen, was wir zum Lachen finden, denn das passt doch perfekt zu diesem Haus. Wenn ich nur an die Wochenenden denke, an denen ich dort war − Leute, die sich nicht auf ihren Namen besinnen konnten und gegen Wände liefen, Treppen hinunterstürzten und vor sich hin brabbelten wie Schwachsinnige. Irene sagte, Baba Metcalf habe ihr geschrieben, um es ihr zu berichten. Zu witzig! Und Irene lernt Krankenpflege und ist sehr eindrucksvoll und gleichzeitig bescheiden, was sicher nicht so leicht ist. Krisen scheinen ihr gut zu bekommen. Wir leben jetzt nur noch in einer Handvoll Räume. Der Rest ist verdunkelt. Man hat uns ausgerechnet zwei Evakuierte aus Shoreditch geschickt − einen Jungen und ein Mädchen, obwohl das Mädchen noch fast ein Baby ist, noch keine drei Jahre alt, das hat der Junge uns jedenfalls erzählt. Er heißt John, und die Kleine heißt Jess. Sie sind schrecklich süß, aber Irene ist gar nicht begeistert, sie im Haus zu haben. Sie sagt, sie hätten Läuse, und hat sie zu Alice ins Cottage verbannt, bis die sie richtig entlaust hat. Und der kleine John hat einen tiefsitzenden Husten, von dem sie meint, er könnte ansteckend sein, also hält sie mich von ihm fern, was zu schade ist, denn er hat einen urkomischen Akzent und sagt Sachen wie: »Mensch! Wassn hohes Dach!«, wenn er in die Halle mit der großen Kuppel tritt. Ich hätte ihn gern bei mir, ich höre ihn zu gern reden! Aber Irene verhält sich wirklich ganz schön eigenartig ihnen gegenüber. Ich bin wohl davon ausgegangen, dass sie begeistert wäre, Kinder im Haus zu haben, aber es ist so, als würde sie es nicht ertragen, sie in ihrer Nähe zu haben. Sie starrt das kleine Mädchen oft an, das von Alice so gut wie adoptiert wurde. Aber es kommt mir nicht vor wie Faszination, sondern mehr wie Furcht. Sie sagt, Malcolm würde die Kinder sowieso nicht im Haupthaus wollen, und da hat sie vermutlich recht. Sie beugt sich immer seinem Willen, selbst wenn er nicht da ist. Trotzdem, zu mir ist sie sehr freundlich … auf ihre Art. Schreib mir, Liebling. Schreib mir bald.
    Baby

D iesmal war die Fahrt nach Endsleigh ganz anders. Cate fuhr mit Rachel in deren ramponiertem blauen Volkswagen zur Auktion in das Herrenhaus. Der Himmel war wolkenverhangen, trüb und grau, von der Straße stieg Hitze auf.
    Immer wieder ging ihr das Gespräch mit ihrer Mutter im Kopf herum.

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