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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Irene hat nur darüber gelacht … Sie hat die Geschichte gern bei Dinnerpartys zum Besten gegeben. Aber sie hat sie nur dann erzählt, wenn ich im Zimmer war, um aufzuwarten. In den Augen der anderen war sie damit die wunderbarste, nachsichtigste Gastgeberin der Welt. Sie gab vor, es mit einem Achselzucken abzutun, und die ganze Tischgesellschaft sah mich neugierig an, wie ich wohl reagierte, und lachte. Doch für mich war es jedes Mal eine Demütigung, und ich konnte es kaum erwarten, das Zimmer zu verlassen. Und dann, eines Abends, als sie die Geschichte wieder einmal erzählte, schaute ich zufällig auf und begegnete ihrem Blick. Und da konnte ich es sehen, sie machte sich nicht einmal die Mühe, es zu verbergen. Sie wusste genau, wie sehr sie mich damit demütigte. Sie ließ mich für meinen Fehler büßen, doch sie tat es auf eine Art und Weise, dass nur sie und ich es wussten.«
    »Warum sind Sie nicht gegangen?«
    »Ich war damals sehr jung und hatte nicht viel Erfahrung. Ich dachte, sie würde mir einen Gefallen tun, indem sie mich einstellte. Und wie gesagt, sie war nicht immer so. Sie konnte sehr charmant sein. Und ich habe sie bewundert. Sie hatte große Pläne für Endsleigh. Sie wollte es restaurieren und modernisieren, eine richtige Attraktion daraus machen. Aber eigentlich hatte sie große Pläne für jeden und alles, für ihren Mann, für sich selbst. Ich glaube, eine Weile hat sie wirklich gedacht, er würde Premierminister. Aber es gab immer ein Haar in der Suppe: Baby. Baby tat dauernd irgendetwas Unmögliches, etwas, das Irenes Ambitionen gefährdete. Und natürlich war jeder fasziniert von Baby, besonders die Männer. Selbst Irenes Mann war bezaubert. Baby hat ihm einmal direkt ins Gesicht gesagt, wenn sie seinem langweiligen Geschwafel über Politik noch eine Sekunde länger zuhören müsste, würde sie ihn mit seiner eigenen Krawatte erdrosseln, und er hat nur gelacht. Irene hätte es nie gewagt, so mit ihm zu reden. Sie verehrte ihn, und das wusste er. Aber Baby konnte sich alles erlauben, und niemand zuckte auch nur mit der Wimper. Irene machte das rasend. Ihr Stolz verbot ihr zuzugeben, dass ihre kleine Schwester so viel Macht besaß. Und in der Öffentlichkeit behandelte sie sie wie ein ungezogenes Schoßhündchen. Aber im Privaten, wenn sie allein war, fraß es sie regelrecht auf. Die Regeln, nach denen sie lebte, galten für Baby nicht − sie war so schnell wie ein Rennauto, und niemand schien sich daran zu stören. So ist das bei wirklich schönen Menschen. Es ist, als hätte Gott ihnen einen besonderen Dispens erteilt.«
    »Ich dachte, Irene sei sehr religös gewesen.«
    »Ja. Aber Irene fand, selbst Gott sollte ihren Regeln folgen. Und sie war keine gute Verliererin. Dann kam der Krieg, und alle Männer wurden eingezogen. Da kam sie so richtig in Fahrt. Sie leitete alle möglichen Wohltätigkeitsorganisationen, machte eine Ausbildung in Krankenpflege, fuhr durch die Gegend und hielt Vorträge und sprach im Radio darüber, wie wichtig es sei, Opfer zu bringen und sich dabei stets an christlichen Werten zu orientieren. Dann wurde London bombardiert, und Baby kam nach Endsleigh. Aber sie war schwanger. Wieder setzte Baby sich über Sitte und Anstand hinweg und bekam, was Irene versagt blieb. Nur dass Irene diesmal im Vorteil war. Baby konnte nirgendwo hin. Aus Angst, gesehen zu werden, durfte sie nicht einmal das Haus verlassen.«
    Alice unterbrach sich. »Irene wollte dieses Kind unbedingt haben. Sie hat es nie direkt gesagt, aber ich wusste es. Sie machte sich daran, das Kinderzimmer vorzubereiten, und kaufte Spielsachen und Bücher. Strich es, bis es aussah wie eine perfekte, goldene Traumwelt. Doch Baby ging es nicht gut. Und das Eingesperrtsein tat sein Übriges. Es ging ihr immer schlechter statt besser. Sie schrieb lange Briefe, vermutlich an ihren Liebsten, doch er schrieb nie zurück. Irene brachte sie eigenhändig zur Post. Jeden Tag fragte Baby, ob ein Brief für sie gekommen sei. Doch es kam keiner. Irene versuchte, Baby bei Laune zu halten, doch an manchen Tagen war sie so elend, dass sie nicht einmal das Bett verlassen wollte. Verstehen Sie, Baby hatte früher schon einiges angestellt. Sich geschadet. Irene bekam es mit der Angst zu tun und trug mir auf, Baby im Auge zu behalten. Deswegen kaufte sie ihr das Armband.
    Sie ließ es eigens anfertigen, und dann gab es einen Luftangriff über der Küste, und sie musste im Krankenhaus Extraschichten arbeiten. Also bat sie mich,

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