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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schließlich gelang es ihr, das Gespräch zu beenden. »Tut mir leid! Meine Mutter«, erklärte sie, während sie sich die Hände an einem Geschirrhandtuch abwischte. »Ich bin übrigens Jo.«
    »Cate.«
    Jo schüttelte Cates Hand mit festem Griff.
    »Die Frau ist über achtzig « , fuhr sie fort und schob das klein geschnittene Gemüse in einen Kochtopf, »und sie glaubt immer noch, sie könnte ihre Dachrinnen allein sauber machen! Verrückt! Ich sag Ihnen, sie steht vor mir auf, geht später ins Bett als ich und bringt mehr zustande als ich. Was mache ich falsch? Sind Sie Vegetarierin?«
    »Nein.« Lachend lehnte Cate sich an die Arbeitsplatte.
    »Gott sei Dank! Sonst hätten Sie ja gestern Abend gar nichts zu essen bekommen.« Jo öffnete den Kühlschrank und holte ein in Alufolie eingewickeltes Hühnchen heraus. »Ich dachte, Sie würden Brathühnchen zum Mittagessen und Hühncheneintopf zum Abendessen mögen. Ich weiß, Hühnchen, Hühnchen, Hühnchen! Ein bisschen langweilig, aber ich muss die Gefriertruhe und alles leer kriegen. Wenn Sie hier fertig sind, war’s das. Ende einer Ära.«
    Cate sah ihr zu, wie sie ein wenig Öl in den Topf träufelte und diesen auf den Herd stellte.
    »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, fragte sie.
    »Ich bin auf dem Gut aufgewachsen. Meine Mutter war ihr Leben lang hier Haushälterin. Um die Wahrheit zu sagen, als ich jünger war, wollte ich unbedingt hier weg. Ich habe mit meinem zweiten Mann auf Mallorca eine Pension geführt. Verrückt, ehrlich. Im Grunde habe ich nur einen Strand gegen einen anderen eingetauscht. Aber als die Ehe auseinanderging, bin ich zurückgekommen, um mich um Mum zu kümmern. Und irgendwann habe ich mich auch um Irene gekümmert. Sie war eine gute Frau. Aber sie war sehr eigen, wenn es darum ging, neue Leute ins Haus zu holen. Sie hat mir doppelt so viel gezahlt wie normal, nur um keine Fremden ins Haus lassen zu müssen. › So bleibt es doch in der Familie, was? ‹ , hat sie immer gesagt.«
    »Ein wunderbares Haus.«
    »Hmm.« Jo schwenkte den Topf, und in der Küche breitete sich der wohlduftende Geruch bräunender Zwiebeln aus. »Es hat seinen Charme. Und was ist mit Ihnen? Sind Sie aus London?«
    »Ja, nun«, Cate trat von einem Fuß auf den anderen, »ja und nein … Ich habe zuletzt in New York gelebt.«
    Jos Miene leuchtete auf. »Oh, ich liebe die Staaten! Die Menschen sind so freundlich! Wenn ich könnte, würde ich dorthin ziehen und keinen Blick zurückwerfen.«
    »Es hat seinen Charme«, stimmte Cate ihr zu.
    »Es hat mehr als das.« Cate sah zu, wie sie einen frischen Laib Brot aus einem Einkaufskorb auf dem Tisch nahm und auswickelte. »Nehmen Sie eine Scheibe Toast«, befahl sie und holte ein Brotschneidebrett und ein Messer. »Ich meine, mit diesem ganzen Klassenscheiß haben die da drüben nichts am Hut. Niemand lauscht auf den Klang deiner Stimme, um herauszufinden, in welche Schublade er dich stecken soll.«
    Cate trank einen Schluck Kaffee. »Hmm.«
    Mrs Williams hatte sich offensichtlich von den Dingen verführen lassen, von denen sich alle englischen Touristen in ihrem zweiwöchigen Urlaub in Florida bezaubern ließen − von der gnadenlosen Munterkeit des amerikanischen Dienstleistungsgewerbes, von strahlendem, hilfsbereitem Hotelpersonal und lächelnden Kellnern, die einem einen schönen Tag wünschten, während sie einem eine zweite Tasse Kaffee einschenkten.
    »In New York spielt Klassenzugehörigkeit eine große Rolle. Der Unterschied liegt nur darin, wo die Grenzen markiert werden.«
    »Ehrlich? Ich war vor zwei Jahren in Disneyland, da war alles einfach wunderbar. Ich habe es geliebt!«
    »Es ist ein großes Land«, pflichtete Cate ihr bei und schnitt sich eine Scheibe Brot ab. Es war frisch und weich. Sie riss ein Stück ab und steckte es in den Mund.
    »Möchten Sie es nicht getoastet?« Jo nahm das Gemüse von der Platte.
    Cate schüttelte den Kopf. »Es ist köstlich so.«
    »Meine Mum bäckt es. Beschämt mich als Köchin. Sie kam mit fünfzehn Jahren als Kammerzofe ins Haus, aber als der Krieg ausbrach, mussten alle entlassen werden. Also hat sie sich selbst das Kochen beigebracht. Sie hat einige saukomische Geschichten zu erzählen. Wie das eine Mal, als sie auf die Idee kam, die silberne Servierschüssel im Ofen vorzuwärmen, damit das Essen nicht so schnell kalt wird, und als sie die Ofentür öffnete, rollten nur noch ein paar Silberkügelchen heraus! Können Sie sich das vorstellen? Sie hatte ein Stück vom

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