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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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besten Familiensilber eingeschmolzen! Meine Güte! Natürlich war sie damals noch ein halbes Kind.«
    »Und Sie sind hier aufgewachsen?«
    »Ja.«
    »Das muss zauberhaft gewesen sein.«
    Jo lehnte sich an die Arbeitsplatte. »Es ist ein wunderbares altes Haus. Wir sind zwar auf dem Gut aufgewachsen, aber nicht in Endsleigh selbst. Sie sind in Irenes Zimmer, nicht wahr? Es hat eine hübsche Aussicht, finden Sie nicht? Sie bekommen natürlich dauernd solche Anwesen zu sehen.«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Die Bibliothek ist etwas Besonderes. Viele Leute haben sich zu dieser Kuppel geäußert. Palladianisch. Ein sehr frühes Werk von Robert Adam. Natürlich wurde sie nie richtig fertiggestellt; die Restaurationsarbeit wurde im Krieg unterbrochen.«
    »Ehrlich? Ich mag das Goldzimmer.«
    »Goldzimmer?«
    »Ja. Wie das Sonnenlicht auf der Vergoldung tanzt, das ist einfach zauberhaft.«
    »Vergoldung?« Jo schnaubte. »In dem Haus hier gibt es keine Vergoldung!«
    »Es tut mir leid, ich meine das Zimmer in dem hinteren Flügel, das auf den Rosengarten hinausführt.«
    »Im hinteren Flügel?« Jos Züge verhärteten sich. »Dieser Raum ist verschlossen. Es war immer abgeschlossen.«
    Röte stieg in Cates Wangen. »Mr Syms hat uns einige Schlüssel gegeben … Damit …« Sie unterbrach mitten in ihrer Lüge. Plötzlich kam sie sich vor, als wäre sie fünf Jahre alt.
    Jo faltete das Küchenhandtuch und legte es weg. »Zeigen Sie es mir. Wollen doch mal sehen, wovon Sie da reden.«
    Cate marschierte zögernd hinter Jo aus der Küche. Auf dem oberen Treppenabsatz der Haupttreppe kam Jack gerade aus seinem Zimmer, für den Tag gekleidet. Cate wurde bewusst, dass sie noch ihren Morgenrock trug.
    »Hey!« Er schaute von einer zur anderen. »Was ist los? Ich bin übrigens Jack«, stellte er sich vor und streckte die Hand aus.
    »Jo Williams«, sagte Jo und schüttelte die Hand. »Ihre Freundin hier sagt, sie hat etwas gefunden − ein Zimmer.«
    Er sah zu Cate hinüber. »Ehrlich?«
    »Während Sie sich gestern ausgeruht haben, habe ich mich ein wenig umgesehen«, erklärte Cate halbherzig.
    »Na, dann schauen wir doch mal«, sagte Jack, um einen lässigen Tonfall bemüht, doch Cate hörte eine leise Verärgerung in seiner Stimme.
    Auch sie wurde langsam ärgerlich. Es war nicht ihre Schuld, dass es dieses verdammte Zimmer gab! Sie eilte den langen Flur hinunter, blieb vor der letzten Tür stehen und öffnete sie weit. »Hier.«
    Die Morgensonne war weich, der Raum lag nach Westen, und obwohl das Licht nicht so blendete wie am Nachmittag zuvor, war die Wirkung immer noch phänomenal.
    Mit weit aufgerissenen Augen trat Jo langsam mitten ins Zimmer. »Ich werd verrückt!«
    Cate gab ihre abwehrende Haltung auf. »Sehen Sie!« Sie öffnete die Terrassentüren, die auf den Balkon führten. »Ist das nicht bezaubernd? Waren Sie wirklich noch nie hier drin? Haben Sie sich nie Gedanken gemacht?«
    Jo schüttelte den Kopf. »Während des Krieges war der größte Teil des Hauses abgeschlossen. Um Heizung und Strom zu sparen, haben sie in zwei Räumen gelebt, die verdunkelt waren. Und danach waren sie nur noch zu zweit − Irene und der Colonel. Sie haben das Haus nie wieder richtig bewohnt. Wenn man für jemanden arbeitet, lernt man, nicht zu genau hinzuschauen oder zu viele Fragen zu stellen. Jeder hat schließlich seine kleinen Eigenheiten.«
    »Es ist wunderschön«, pflichtete Jack bei. »Wirklich außergewöhnlich.«
    »Ich weiß!« Cate war ganz aufgeregt. »Aber kommt es Ihnen nicht komisch vor, dass dieses verborgene, abgeschlossene Zimmer der schönste Raum im ganzen Haus ist?«
    Er sah sie an. In ihrem seidenen Morgenmantel, ohne Make-up, sah sie frisch aus, jünger, als sie eigentlich war, voller überschwänglicher Begeisterung. War das dieselbe Frau, die in der Nacht zuvor so geheimnisvoll gewesen war? Es schien, als gäbe es zwei Cates, besser gesagt, mindestens zwei.
    »Ich weiß nicht«, sagte er leise und wandte sich ab. »Vielleicht ein Hauch der berühmten englischen Exzentrizität.«
    »Sehen Sie sich diese Bücher an. Sie sind ungelesen. Hier.« Sie zog eines heraus und reichte es Jack. »Sie sind alle funkelnagelneu.«
    Er blätterte darin.
    »Warum wurde das Zimmer abgeschlossen?«, fragte Jo.
    Die Frage schwebte in der warmen Morgenluft.
    »Vielleicht hat die Heizung nicht funktioniert, oder das Dach war leck.« Jack gab Cate das Buch zurück. »Bei alten Häusern ist es nicht ungewöhnlich, dass ganze Flügel

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