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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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junge Frau, schlank, die Haare zu einem eleganten Bob geschnitten, weißblond in der frühen Morgensonne. Ihr Gesicht war oval, ihre Augen grün, ihre Haut von einer leichten Sonnenbräune. Sie trug ein helles Leinenkleid, Sandalen und eine cremefarbene Kaschmirstrickjacke. In einer Hand hatte sie einen Handkoffer und in der anderen eine klassische Kelly-Bag von Hermès in leuchtendem Orange. An ihren zarten Handgelenken klimperten silberne Armreifen, und um den Hals trug sie eine einreihige Perlenkette in Rosa.
    Sie war schön.
    Bestürzend attraktiv.
    Dies war keineswegs die unglückliche junge Künstlerin, die er erwartet hatte. Dies war eine Angehörige der Schickeria, ein Starlet, ein Geschöpf mit Stil, Anmut und Haltung. Als sie die Stufen herunterkam, hatten ihre Bewegungen eine leicht sexuelle Anmutung. Und als sie sich auf den Beifahrersitz schob, stieg Jack ein Duft von frisch gemähtem Gras, Minze und einem Hauch Tuberosen in die Nase, eine berauschende Mischung mit scharfen Kanten und von raffiniertem Luxus. Es war lange her, dass eine attraktive Frau neben ihm im Auto gesessen hatte. Es war eine beunruhigend sinnliche Erfahrung.
    Sie wandte sich ihm zu und reichte ihm die Hand. »Ich bin Cate.«
    Ihre Hand schob sich kühl und weich in die seine. Er ertappte sich dabei, dass er sie nicht schüttelte, sondern, fast ein wenig ehrfürchtig, nur in seiner Hand hielt. Sie lächelte, dabei öffneten sich ihre Lippen langsam über einer Reihe gleichmäßiger weißer Zähne. Mit ihren grünen Augen fixierte sie die seinen. Und bevor er es wusste, lächelte er zurück, schenkte diesem goldenen Geschöpf − dessen Hand sich so perfekt in seine Handfläche schmiegte und das den Beifahrersitz seines Oldtimer-Kabrioletts so perfekt zierte − sein leicht schiefes Grinsen, bei dem sich um seine Augen Fältchen bildeten und Runzeln um seine Nase.
    »Sie sind auf das hier genauso wenig scharf wie ich.« Ihre Stimme war tief, intim. »Wir müssen uns nicht unterhalten.«
    Und damit zog sie ihre Hand zurück, schlang sich einen Seidenschal um den Kopf und setzte sich eine Schildpatt-Sonnenbrille auf.
    Schon war sie verschwunden, von ihm abgerückt.
    Er blinzelte. »Mögen Sie … Ist Oper in Ordnung? Die Hochzeit des Figaro ?«
    Sie nickte.
    Er drückte auf »Play«, startete den Motor und reihte sich in den Verkehr ein. Er hatte die halbe Nacht nicht geschlafen, so sehr hatte ihm davor gegraut, sich auf der langen Fahrt mit der jungen Frau unterhalten zu müssen. Und als er am Morgen seine Tasche gepackt hatte, hatte er Rachel verflucht.
    Doch als er jetzt auf die breite Allee des Portland Place fuhr, vor sich das kühle Grün des Regent’s Park, war er perplex, verwirrt. Er hatte mit einer nervösen, introvertierten jungen Frau gerechnet, mit jemandem, dessen alberne Fragen er abwehren müsste. Er hatte die Absicht gehabt, mit seinem forschen Tonfall und seinen knappen Antworten eine stillschweigende Grenze zwischen ihnen zu errichten. Doch jetzt arbeitete sein Hirn auf Hochtouren daran, was er tun konnte, um noch einmal den Klang ihrer Stimme zu hören.
    Er konnte ihr natürlich einfach eine Frage stellen. Doch schweigend neben ihr zu sitzen hatte etwas Köstliches. Es war schließlich unvermeidlich, dass sie sich näherkamen: Stunden, ja, Tage, erstreckten sich vor ihnen. Er spürte, dass auch sie sich dessen bewusst war. Und das faszinierte ihn.
    Er schaltete einen Gang herunter, und dabei streifte seine Hand beinahe ihr Knie. Die wilde Inbrunst der Overtüre der Hochzeit des Figaro erfüllte die Luft um sie herum mit köstlicher, frenetischer Intensität. Sie fuhren über den Outer Circle um den Park herum. Der Motor röhrte, als Jack beschleunigte und mit untypisch draufgängerischer Verve an einer langen Reihe Fahrzeuge vorbeizog.
    Und plötzlich lachte sie, warf den Kopf zurück, klammerte sich mit beiden Händen an den Sitz und stieß ein unerwartet tiefes, erdiges Kichern aus.
    Die Frau liebt die Geschwindigkeit, dachte er, kindisch entzückt über den Erfolg seines Manövers. Und ehe er sichs versah, überholte er weitere drei Autos, sauste auf der Marylebone Road über eine gelbe Ampel und schnitt beim Auffahren auf die Autobahn einen LKW.
    Hupen dröhnten hinter ihnen her, als sie London verließen.
    Und zum ersten Mal seit langer Zeit war die Welt in Ordnung. Es war ein wunderschöner, sonniger Vormittag, und der ganze Sommer lag vor ihnen. Er fühlte sich attraktiv, maskulin und jung.
    Und auch er

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