Deception – Betörendes Trugbild – Teil 5 (German Edition)
nur neugierig. Außerdem hielten sich bei schlechtem Wetter die Menschen erfahrungsgemäß lieber drinnen auf und es wäre leichter, an der Speakers’ Corner verdächtige Gestalten auszumachen.
Nicht, dass irgendjemand noch nach Carrie suchen würde. Egal, wie oft Samantha und Michael in den vergangenen Wochen die Zeitungen, das Internet und sogar den Videotext durchsucht hatten – nirgendwo war über eine verbrannte Villa in der Schweiz berichtet worden. Kein Wort über die Brüder Winters oder einen vermissten Biologen. Wäre Michael nicht ebenfalls mit ihr dort gewesen, hätte Sam vermutlich an ihrem Gedächtnis gezweifelt.
Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt und sie schob ihre Hände tiefer in die Taschen ihres Mantels.
„Bleiben wir dabei?“, vergewisserte er sich noch einmal bei ihr.
Samantha nickte. „Ja. Wir wissen nicht, was sie mit Carrie angestellt haben und ich möchte nicht, dass sie für den Rest ihres Lebens beim Psychologen sitzt und Alpträume hat, nur weil wir etwas vermuten. Wir sagen, was sich noch abgespielt hat und versichern ihr so überzeugend wie möglich, dass wir glauben, dass sie nachts betäubt war, damit sie nichts von den perversen Spielchen im Haus mitbekommt.“
Plötzlich blieb Michael stehen und deutete auf die andere Straßenseite. Das leuchtende Rot war nicht zu übersehen. Samantha seufzte. „Und ich dachte, ich hätte ihr die Farbe abgewöhnt.“
Nun hatte auch Carrie sie entdeckt und eilte über die Straße, die hupenden Autos waren ihr egal. Ein Fahrer bekam sogar den Mittelfinger gezeigt, Samantha musste grinsen.
Vor ihnen blieb Carrie leicht außer Atem stehen. Ihr Blick wanderte zwischen Sam und Michael hin und her. „Also, Wahnsinn! Ich muss sagen, das hab ich nicht kommen sehen. Meine Fresse, ihr gebt aber auch ein attraktives Pärchen ab! Also bist du doch kein Schleimbeutel?“
Ihre letzten Worte richteten sich an Michael, der lachte. „Hat Sam das behauptet? Nein, ich bin kein Schleimbeutel. Die meiste Zeit jedenfalls nicht, Carrie.“
„Oh, ich heiße ab sofort Larissa.“ Sie deutete eine Verbeugung an, dann schlug sie den Kragen ihres Mantels hoch. „Ich weiß ja nicht, ob ihr jetzt nur noch von Luft und Liebe lebt, aber ich könnte einen Kaffee vertragen. Das Sauwetter hält ja keiner aus.“
Ohne sich darum zu kümmern, ob Michael und Sam ihr folgten, lief Carrie los und lamentierte dabei über die verstockten Briten. Große Erleichterung durchflutete Sam. Michael beugte sich zu ihr, presste einen Kuss auf ihre Schläfe und raunte leise: „Also, ich glaube, sie hat keine bleibenden Schäden davongetragen.“
„Carrie! Ähm, ich meine, Larissa. Hast du Marcus angerufen?“ Die Frage brannte Samantha in diesem Moment am meisten unter den Nägeln.
Sie drehte sich um und fuhr verlegen durch ihre Haare. „Ich wollte es. Wirklich, ich hatte es vor. Aber dann-“ Carrie verstummte und lief knallrot an.
Dieses Mal schaltete Michael schneller als Sam. „Aha, ein anderer Mann?“
Carrie murmelte etwas, das verdächtig nach einem Fluch klang und wandte sich wieder nach vorne. Samantha strahlte Michael an, der ihr Grinsen erwiderte und ihre Schulter drückte.
◆ ENDE ◆
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