Deception – Betörendes Trugbild – Teil 5 (German Edition)
zu wollen, denn wieder bedeutete er ihnen, dass sie einsteigen sollten.
Michael zuckte mit den Schultern, setzte Romans Schwester vorsichtig auf das Polster und nahm dann auf der gegenüberliegenden Bank Platz. Durch die Heckscheibe sah Samantha, die nun neben Michael saß, wie Roman und der zweite Gorilla aus der Haustür traten. Mittlerweile loderten Flammen überall; klirrend platzten die ersten Scheiben.
Die gesamte Szene wirkte so unrealistisch, dass Sam erwartete, jeden Moment in dem Kleintransporter aufzuwachen. Sie wagte es nicht zu fragen, ob die Brüder tot waren; eigentlich wollte sie es auch gar nicht wissen – sie war eine Diebin, keine Mörderin. Es war nicht an ihr, zu entscheiden, wer den Tod verdiente und auf einen Streit mit Roman konnte sie ebenfalls getrost verzichten.
Die Männer stiegen ein und ein leichter Rauchgeruch erfüllte das Innere des Wagens, der sich sofort in Bewegung setzte. Samantha starrte auf das brennende Gebäude und ein bitteres Gefühl der Traurigkeit überkam sie. So dicht war sie an ihrer Madame Récamier gewesen und nun verbrannte das wundervolle Original an diesem furchtbaren Ort.
Sie ballte eine Faust und sah nach unten. Leiden konnte sie später auch noch, zuerst sollte sie sich überlegen, wie sie aus dieser Situation herauskam. Auf einen kurzen, spontanen Urlaub in Russland verspürte sie im Moment kein Verlangen. Michael starrte auch nur vor sich hin, dann legte er eine Hand auf Sams Knie und drückte es tröstend.
Der Wagen stoppte. Überrascht hob Sam den Kopf und sah direkt in Romans undurchdringliche Miene. Was hatte das zu bedeuten? Würde er sie gehen lassen?
Der Fahrer stieg aus und öffnete die Tür. Roman hielt Sam auffordernd die Hand hin; nach einem unschlüssigen Blick auf Michael griff Sam danach und folgte ihm aus dem Wagen. Michael wollte es ihr gleich tun, allerdings waren die Gorillas anderer Meinung und richteten ihre Waffen auf ihn.
Entsetzt drehte Sam sich zu Roman, der ihre Hand festhielt und sie einfach um den Wagen herum führte. Vor dem Kofferraum blieb er stehen und deutete auf den Inhalt. Samanthas Herzschlag setzte beinahe aus, als sie ihre Reisetasche erkannte. Daneben lagen Michaels Sachen, einschließlich seiner Laptoptasche. Zuerst wollte Sam Roman um den Hals fallen, doch sein eisiger Gesichtsausdruck hielt sie davon ab.
„Welche ist deine?“, wollte er von ihr wissen und reichte ihr die entsprechende Tasche. Samanthas Herz machte einen Satz, als er den Kofferraum danach schloss. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt drehte er sich zu ihr um. „Ich habe ein Auto für dich besorgen lassen. Nimm es, fahr wohin du willst und lass es dort einfach stehen.“
Er wies auf einen dunklen Kleinwagen von Ford, der hinter der Limousine parkte. Übelkeit stieg in Samantha auf. „Was ist mit Michael?“
Roman betrachtete sie mit einem leicht verächtlichen Gesichtsausdruck. „Ich habe einen Freund bei der Schweizer Kantonspolizei, der mir schon vor einiger Zeit von dem selbst ernannten Finanzberater berichtet hat. Du kennst mich, Candy, ich lasse mich nicht gern betrügen.“
Der Blick, den er ihr zuwarf, war eindeutig.
2003
Es lief wie am Schnürchen. Abgesehen davon, dass Samantha sich immer noch vor ihrem blondierten Spiegelbild erschrak, konnte sie sich nicht beklagen. Der Club war bis unter die Decke mit Partywütigen gefüllt und auch ihr Ziel, den Kriminellen Roman Golubew, hatte sie schon erspäht. Was noch wichtiger war: Er hatte auch sie bereits gesehen.
Allerdings war Samantha, wie sie in dem roten Mikrobikini an der silbernen Stange tanzte, weit oben auf einem schwindelerregend hohen Podest über der Masse, sowieso nicht zu übersehen. Die Musik wummerte aus den Boxen, die Temperatur schien weit über 40 Grad zu liegen und die Luft ließ sich schneiden. Trotzdem gab Sam alles und räkelte sich verführerisch an der Stange. Mit Erfolg: Nur kurze Zeit später tauchte der Besitzer des Clubs auf – ein neues Mädchen mit noch biegsameren Gliedern und einem noch knapperen Bikini im Schlepptau – und bedeutete Sam, von der Plattform zu steigen.
Die Stirn gerunzelt beugte sie sich nah zu ihm, er war kaum zu hören. Endlich verstand sie, ein reicher Gönner lud sie in den VIP-Bereich auf ein Glas Champagner ein. Nickend setzte sie sich in Bewegung, strich ihre Haare zurück und rückte ihren Bikini zurecht. Der Türsteher, der mit Argusaugen das rote Samtband bewachte, das den hinteren Bereich des Clubs
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