Deception – Betörendes Trugbild – Teil 5 (German Edition)
zuerst passierte gar nichts. Sicherheitshalber strich sie den Teppich wieder glatt und stand auf. Kaum hatte sie sich umgedreht, glitt beinahe völlig geräuschlos ein ganzes Regal voller Bücher zur Seite und offenbarte einen dunklen Gang. Ohne über die möglichen Risiken nachzudenken betrat Sam den Gang und die Tür schloss sich wieder hinter ihr. So weit sie sehen konnte, führte der Gang vor ihr mit einer sanften Steigung nach oben.
Sie streckte die Hand aus, bis sie die glatte Wand unter ihren Fingerspitzen spüren konnte. So konnte sie sich zumindest ein wenig orientieren und dem Gang folgen. Mit langsamen Schritten tastete sie sich nach und nach durch das Gewölbe. Samantha wollte sichergehen, nicht zu stürzen oder sich auf andere Weise zu verletzen.
Bald sah sie in einiger Entfernung einen blassen Lichtschein. Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag und, obwohl sie es nicht wollte, auch ihr Schritt. Zu groß war die Neugier.
Zuerst hatte sie befürchtet, dass der Lichtschein von einer zweiten Person im Gang stammen könnte, doch zu ihrer Erleichterung war sie noch immer allein. Stattdessen stellte sie schnell fest, dass das Licht durch einen Einwegspiegel fiel und sie sich dahinter befand. Von hier aus konnte sie in Scotts Schlafzimmer sehen. Im gleichen Moment wünschte sie sich, es nicht getan zu haben; dieses Bild würde sie so schnell nicht wieder aus ihrem Kopf bekommen.
Zachary kniete nackt auf dem Bett, zwischen den Beinen einer ebenfalls nackten Frau und war offensichtlich kurz davor, in sie einzudringen. Scott hockte am Fußende des Bettes, massierte seinen Schwanz und lutschte dabei hingebungsvoll an den Zehen der Frau.
Was Samantha jedoch am meisten schockierte war der emotionslose, fast schon tote Gesichtsausdruck der Frau. Die feinen Haare an Sams Körper richteten sich auf, als sie erkannte, dass es der exakt gleiche Gesichtsausdruck war, den die unzähligen Fotographien in Zacharys Stockwerk zierten. Der Impuls, von innen gegen den Spiegel zu hämmern, wurde für einen Moment übermächtig und Samantha musste sich auf die Zungenspitze beißen, um dagegen anzukommen.
Wie bei einer schlechten Talkshow konnte sie einfach nicht wegsehen. Außerdem kam die Frau ihr vage bekannt vor – irgendwo hatte Sam sie schon einmal gesehen, doch sie konnte nicht genau benennen, wo. Vielleicht auf einer von Scott Partys?
Dann ertrug sie den Anblick nicht länger und drehte sich um. Für einen Augenblick schloss sie die Augen. Hatten sich möglicherweise ähnliche Szenen mit Carrie abgespielt? War das der Plan der Brüder gewesen, als sie Sam den präparierten Blumenstrauß geschickt hatten? Wusste Michael davon? Michael! Sie musste mit ihm reden – nachdem sie ihm den Kopf abgerissen hatte, weil er versucht hatte, sie entführen zu lassen.
Plötzlich schienen die Wände in dem engen Gang immer näher zu kommen, gleichzeitig fiel Sam das Atmen schwer. Sie musste hier raus! Hastig rannte sie den Gang hinauf. Dieses Mal war es ihr sogar egal, ob man sie hörte. Die Winters waren einfach Schweine! Langsam verstand sie Michaels Vorhaben – obwohl sie eigentlich nicht nachtragend war, wollte sie nun auch, dass die Brüder bankrott gingen. Sie ballte eine Faust und versuchte, ihren Blutdruck unter Kontrolle zu bekommen.
Endlich erreichte sie eine schmale Tür. Im ersten Moment wollte Sam sie aufreißen und um jeden Preis den engen Gang verlassen, doch dann hatte sie sich wieder im Griff. Vorsichtig schob sie das Panel zur Seite und spähte in den Flur: Er lag ruhig und verlassen da. Erleichtert atmete sie auf und schlüpfte hinaus. Nachdem sie die Geheimtür wieder hinter sich geschlossen hatte, machte sie sich auf den Weg zu Michaels Zimmer.
Gelassen klopfte sie gegen die Tür und hoffte, dass er auch wirklich da war. Sie hatte Glück. Die Tür schwang auf und Michaels fassungsloser Gesichtsausdruck entschädigte Sam fast für ihre Strapazen. Sie schob sich an ihm vorbei und wartete, bis er sich wieder gefangen hatte.
Erstaunlich schnell schlug seine Überraschung in Wut um. „Was machst du hier?“
„Was fällt dir ein, mich einfach verschleppen zu lassen? Und mich anzulügen?“ Mit verschränkten Armen marschierte Sam im Kreis durch das Zimmer. Sie war so aufgebracht, dass sie gerade überhaupt nicht wusste, wo sie mit ihrem Bericht ansetzen sollte.
Schließlich blieb sie stehen und rieb ihre Nasenwurzel. „Weißt du was? Darüber, dass du dachtest, es wäre eine gute Idee,
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