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Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde

Titel: Decker & Lazarus 07 - Weder Tag noch Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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roten Haaren und blasser Haut, genau wie er. Ihre Gesichtszüge sahen aber wie die von Rina aus. Gott sei Dank. Das Baby grinste ihn sabbernd mit seinen sechs Zähnchen an, während die Finger nach seinem Bart grapschten. Die kleinen Händchen auf seinem Mund, ließ Decker den Schnurrbart zum Entzücken seiner Tochter kräftig rotieren.
    Dann sagte er: »Ich frage mich nur, wie man von John Travolta zu einem Leben ohne Telefon kommt.«
    »Wie bist du von einem Baptisten aus dem Süden zu einem orthodoxen Juden geworden, Peter – das ist eine viel größere Wandlung. Das Leben ist eben voller kleiner Geheimnisse.«
    »Ich bin auf etwas zugelaufen, Rina. Denk dran, was ich gesagt habe. Diese Frau läuft vor etwas weg.«
    »Einverstanden. Soll sie also hierher laufen, und ich finde heraus, warum und was es ist.«

2
    Neun Monate war es jetzt her, und Decker konnte den Autopiloten immer noch nicht ausschalten. Jedes Mal, wenn er aus seiner Auffahrt herausfuhr, wollte sein Zivilfahrzeug nach Osten abbiegen statt nach Westen. Er hatte ein Jahrzehnt voller Erinnerungen in der Außenstelle Foothill zurückgelassen – meistens gute Erinnerungen, manche schlechte und eine an einen im Übereifer aus einer Verbrecherjagd ins Politische abgeglittenen Albtraum, der die Stadt noch auf Jahre hinaus verfolgen würde. Er hatte sich wenige Freunde gemacht und vermißte kaum jemanden. Aber gewöhnt bleibt gewöhnt, und manchmal hatte er Sehnsucht nach seiner alten Gegend.
    Nachdem er vom 118 Boulevard abgefahren war, bog er ein paarmal ab, bis er in westlicher Richtung auf den Devonshire Boulevard kam. An dieser Stelle wurde die breite, am Rand von Pinien bestandene Straße von kleinen, hölzernen Ranchhäusern gesäumt, die auf winterlich blassen Rasenflecken standen. Die Auffahrten waren das Zuhause für Kombis und Tracks älterer Bauart, Fahrräder und Dreiräder. Die meisten Wohnhäuser hatten angebaute Doppelgaragen mit den allgegenwärtigen Basketballkörben über dem Tor.
    Irgendwo in den USA. Das einzige, was auf Südkalifornien deutete, waren die ausgewachsenen Orangenbäume, die die Häuser in ihrer Mitte mühelos überragten. Es gab sogar ein paar Zitronenwäldchen an der Straße – Überreste aus L. A.s längst vergangener landwirtschaftlicher Zeit.
    Decker klappte die Sonnenblende herunter, um das grelle Licht abzuhalten, und setzte eine Sonnenbrille auf. Er dachte über seinen neuen Job nach.
    Der Übergang war ihm leichter gefallen als erwartet, weil Marge mitgekommen war. Ursprünglich hatte das Morddezernat in Devonshire nur eine freie Stelle gehabt. Aber Decker war es mit ein bißchen Verstand gelungen, eine Doppelstelle daraus zu machen. Angesichts der Tatsache, daß das Los Angeles Police Department dringend liberaler werden mußte, hatte man seine Anregung in den oberen Etagen bereitwillig aufgenommen. Ja, die wohlüberlegte Entscheidung, Detective Dunn – und noch dazu den weiblichen Detective Dunn – bei der Mordkommission unterzubringen, war durch und durch politisch korrekt. Die Beförderung war gerechtfertigt. Marge hatte die nötige Erfahrung, einen scharfen Verstand und endlose Geduld – eine super Kombination für jemanden, der Mordfälle lösen muß.
    Decker kurbelte das Seitenfenster herunter, atmete die klare Luft ein und freute sich an dem, in den kälteren Monaten üblichen, smogfreien Himmel. Weiter gen Westen machten die Häuser größeren Gebäuden Platz – Apartmenthäusern, Ausstellungsräumen von Fabriken, Ärztehäusern und dem unvermeidlichen Einkaufszentrum. Es herrschte wenig Verkehr, und das in den ersten Gebirgsausläufern gelegene Gebiet war saftig grün vom kürzlich gefallenen Regen. Die Berge bildeten die Grenzen zur Stadt L. A. – das Santa Ciarita Valley im Norden, im Westen das Simi Valley. Das Berggebiet selber war weitgehend unerschlossen oder Parkgelände, so daß es im San Fernando Valley eine Menge gute Luft zum Atmen gab.
    Decker dachte an seine Partnerin.
    Marge war zum ersten Mal bei der Mordkommission, und sie gierte nach einem richtigen Fall. Bisher hatten sie nur zwei Vergeltungsaktionen unter rivalisierenden Banden, ein halbes Dutzend feuchtfröhliche Schießereien am Samstagabend und ein paar ausgerastete Ehefrauen mit der falschen Einstellung gegenüber dem untreuen Gatten hereinbekommen. Schweinereien ohne Sinn und Verstand.
    Aber so ist das eben.
    Die Fälle mochten ja »Routine« sein, aber die Opfer waren deshalb nicht weniger tot. Marge war mit

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