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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Gründe haben, warum sie den Kontakt zu mir abgebrochen haben.«
    »Das bezweifle ich, Terry. Ich bin sicher, sie würden liebend gern von dir hören.«
    »Ich werde sie nicht anrufen.« Mein Blick fiel wieder auf die Todesanzeige. Mit zitternden Händen hielt ich sie Chris hin. »Kannst du das auch für mich aufbewahren?«
    Er nahm den Ausschnitt. »Morgen Abend wieder?«
    Ich holte tief Luft und atmete dann ganz langsam wieder aus. »Ich kann auch jetzt arbeiten, wenn du willst.«
    Chris sah mir forschend ins Gesicht. »In Ordnung. Ich hole meine Bücher aus dem Auto.«
    »Chris?«
    »Was?«
    »Wie heißt sie?«
    Er verdrehte die Augen. »Du stellst viele Fragen. Das könnte dich in Schwierigkeiten bringen.«
    Ich sagte nichts und wartete einfach ab. Schließlich sagte er: »Lorraine.«

4
    Am nächsten Abend gab Chris mir ein Stück Papier, kaum dass ich sein Apartment betreten hatte – der Name meiner Großeltern und eine Telefonnummer. Er schloss die Tür und winkte mich mit gekrümmtem Finger weiter. Dann zeigte er auf den Tresen.
    »Ich habe die Nummer rausgefunden, aber du rufst an. Da steht das Telefon.«
    Mein Blick wanderte wieder zu dem Papier. »Ich kann nicht.«
    »Terry, heb einfach den Hörer ab und tipp die Nummer ein. Den Rest übernehmen die unterirdischen Kabel.«
    Ich konnte mich nicht rühren.
    Chris blies die Luft aus, dann nahm er mir den Zettel aus den zitternden Händen. »Gut, dass du intelligent bist. Wenn du mit Eigeninitiative durchkommen müsstest, würdest du abschmieren.«
    Er nahm den Hörer auf, aber ich rannte zum Telefon und drückte die Gabel runter. »Bitte nicht.« Meine Stimme kippte über. »Da drüben ist es jetzt wahrscheinlich sowieso spät nachts.«
    »In Chicago ist es jetzt neun Uhr abends. Ich bin sicher, dass sie noch auf sind.«
    Sobald er wieder die Nummern zu tippen begann, versuchte ich noch einmal, ihm das Telefon zu entreißen. Aber diesmal hielt er es für mich unerreichbar über seinen Kopf.
    Die Säure in meinem Magen schwappte plötzlich hoch wie in einem Wellenbad. Ich konnte hören, wie es klingelte und schließlich jemand abnahm. Chris fing an zu reden, und ich fühlte mich, als müsste ich jetzt sterben.
    »Hallo, mein Name ist Christopher Whitman, und ich bin ein Freund Ihrer Enkelin, Teresa McLaugh … hallo?«
    »Hat sie aufgelegt?«, flüsterte ich.
    Chris winkte ab. Ins Telefon sagte er: »Ja, ich bin noch da … Sie können sie selber fragen. Sie steht neben mir. Möchten Sie mit ihr sprechen?«
    Chris hielt mir den Hörer hin.
    »Sie würde gern mit dir sprechen.«
    Langsam nahm ich ihm das Telefon ab. Meine Hand war kalt und feucht, und ich hätte den Hörer beinahe fallen gelassen. Ich suchte Halt am Tresen und räusperte mich. »Hi.«
    »Teresa?«
    Die Stimme am anderen Ende klang schwach und wie von Emotionen erstickt.
    »Wie geht es dir, Großmutter?«
    »O mein Gott!« Sie schwieg einen Moment. »Du hörst dich genauso an wie … entschuldige bitte … ich glaube, ich fange gleich an zu weinen.«
    Ich war schneller. Die Tränen liefen mir nur so übers Gesicht. So viele Jahre hindurch war meine Vergangenheit abgeschlossen gewesen, und plötzlich schwang da ohne jede Vorwarnung eine Tür weit auf.
    Wir redeten beide gleichzeitig drauflos, dann mussten wir lachen, und dann weinten wir.
    Ich hörte ein Piepen und sah auf. Ich hatte nicht gewusst, dass Chris einen Pieper bei sich trug. Er zog eine Lederjacke an.
    »Ich bin bald zurück.«
    »Was?« Ich begann plötzlich unkontrollierbar zu zittern. »Warte. Geh nicht weg.«
    »Teresa, ist alles in Ordnung?«, fragte meine Großmutter.
    Ich sagte in den Apparat: »Großmutter, kannst du einen Moment dranbleiben?« Ich deckte den Hörer mit der Hand ab und sagte: »Chris, lass mich nicht allein.«
    Chris kam zu mir herüber, nahm mein Gesicht in die Hände und wischte mir mit den Daumen die Tränen ab. »Ich muss weg. Aber ich komme wieder. Sprich so lange du willst. Bis dann.«
    Er war aus der Tür.
    Ich nahm den Hörer wieder ans Ohr. Im Grunde war es gut, dass er fort war, denn es wurde ein sehr emotionales Gespräch. Wir lachten, und wir weinten; ich stellte ihr Fragen und sie mir. Dann kam mein Großvater an den zweiten Apparat, und dann redeten wir alle so schnell, dass es schwer war, überhaupt etwas zu verstehen. Aber das war nicht wichtig. Denn schon nach wenigen Minuten sprach ich mit Verwandten. Elf fahre Leere verschwanden mit einem einzigen Schlag, und nur weil jemand sich die Mühe

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