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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Ich lachte leise. »Muss schön sein, wenn man reich ist.«
    »Keine Ahnung. Ich arbeite für jeden Pfennig, den ich besitze.«
    Ich lief rot an, sah zu ihm hin und wandte dann den Blick ab. »Herrgottnochmal, das war schrecklich von mir, so etwas zu sagen. Natürlich tust du das. Es tut mir sehr Leid.« Ich nahm die Bücher auf. »Danke für alles, Chris.«
    Er hielt mich am Arm fest. »Terry, sieh mich an.«
    Ich ließ kurz den Blick über sein Gesicht schweifen.
    »Mm – mm«, beharrte er. »Sieh mich richtig an.«
    Es gelang mir, ihm in die Augen zu sehen.
    Chris sagte: »Du hast mich nicht beleidigt. Ich weiß, was du sagen wolltest.«
    »Du brauchst mich nicht zu bezahlen.«
    »Terry!«
    »Ich sage nur, dass ich dich auch umsonst unterrichten würde.« Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen, und sah fort.
    »Ich weiß, dass du das tun würdest, Terry. Und das bedeutet mir sehr viel. Aber es ist unnötig.« Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Geh jetzt nach Hause.«
    Eine sehr gute Idee. Er hatte heute Abend eine Menge davon gehabt. Leise machte ich die Tür hinter mir zu. Ich hatte gedacht, meine Großmutter hätte mir bereits all meine Tränen entlockt. Ich hatte mich geirrt.

5
    Diese Ausflüge waren so sehr zur Routine geworden, dass er sich fragte, warum er nicht gleich einen gepackten Koffer bereit stellte. Der Inhalt war immer derselbe. Zwei weiße Hemden, zwei schwarze Hemden, zwei schwarze Hosen, ein paar Schlipse, Unterwäsche, Socken, Schuhe und einen Anzug, für den Fall, dass er beschloss, Lorraine zu besuchen. Ihr Daddy mochte es, wenn alles nett und formell zuging. Wie es sich gehörte. Er wollte nicht, dass die Dinge vor der Hochzeit außer Kontrolle gerieten. Kein Problem für ihn. Aber das Töchterchen war in den letzten zwölf Monaten schwer in die Pubertät gekommen.
    Als sie einander vorgestellt worden waren, hatte sie ihn verabscheut. Und sie hatte keine Gelegenheit ausgelassen, ihn davon in Kenntnis zu setzen. Er war unreif, hässlich, dumm, ohne Manieren (das war eine Lüge) und – das war das Schlimmste von allem: Er war ein Ire. Es war eine Beleidigung für ihre Intelligenz gewesen, dass ihr Vater dieser Verbindung zugestimmt hatte. Sie würde die Sache durchziehen, weil sie wusste, dass ihr keine andere Wahl blieb, aber er sollte nie – niemals – irgendetwas von ihr erwarten! Ihre Worte waren ihm schmerzhaft ins Gesicht gefahren wie der Wind an einem stürmischen Tag. Aber mit der Zeit hatte er gelernt, sie einfach auszublenden. So wie alles andere auch. Seine Gleichgültigkeit ihr gegenüber war so vollkommen, dass er Monate brauchte, um ihre veränderte Haltung zu bemerken.
    Zuerst hatte er sich gefragt, warum. Er hatte sich nicht verändert. Er war immer noch dieselbe Person. Bis er eines Tages in den Spiegel sah, um sich selbst zu begutachten. Seine Wangen waren von Bartstoppeln bedeckt, die die Haut, die früher mit Pubertätspickeln gesprenkelt gewesen war, männlicher wirken ließen. Seine Augen waren dunkler und durchdringender geworden; sein Mund hatte etwas Sinnliches, Hungriges bekommen. Sein Körper war härter geworden vom Hanteltraining, die Unterarme kräftig vom stundenlangen Cellospiel. Plötzlich wusste er, was passiert war. Hormone und Gene hatten endlich zu seinen Gunsten ausgeschlagen. Sie hatten einen Mann aus ihm gemacht.
    Ein rachsüchtiger Mensch hätte nun vielleicht abweisend reagiert. Aber da er Gefühle gar nicht erst in seine Rechnung einbezogen hatte, reagierte er wie immer: kontrolliert und mit Kalkül.
    Er sah sich mit ihren Augen. Es musste schwer gewesen sein für eine reiche, verwöhnte italienische Prinzessin, einen dahergelaufenen, linkischen Vierzehnjährigen zu akzeptieren, der drei Jahre jünger war als sie. Ihre früheren Freunde waren alle älter gewesen – neunzehn oder sogar Anfang zwanzig, mit tiefen Stimmen und entwickelten Muskeln. Im Vergleich dazu musste er wie ein Wurm ausgesehen haben.
    Also beschloss er, nett zu ihr zu sein. Freundlich, aber nie beflissen, verschlossen, aber nicht kühl. Körperliche Zuwendung natürlich, aber bitte nur, was die Konvention verlangt. Ein Küsschen auf die Wange, seine Hand auf ihrem Arm, während sie über den Landsitz der Familie schlenderten.
    Sie wusste, dass etwas nicht stimmte, aber sie konnte es ihm nicht auf den Kopf zu sagen. Denn er verhielt sich als der perfekte Gentleman, so wie Daddy es befohlen hatte. Sie spielten Tennis miteinander. Er gewann jedes Mal, aber immer

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