Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt
Grund, warum ich nie Drogen genommen habe. Ich wusste, dass Jean meinen Vorrat finden würde.«
Er starrte mich an.
»Das war ein Witz!«, sagte ich. »Ich habe nichts mit Drogen zu tun. Eigentlich tue ich überhaupt nichts außer Lernen. Ich bin eine Streberin. Es ist ziemlich traurig mit mir.«
Er starrte mich immer noch an.
»Hör zu, vergiss es einfach.« Ich griff nach meinem Geld, aber er zog es weg und steckte es ein.
»Wollen wir einen Hamburger essen gehen oder so, Terry?«
Ich spürte meinen eigenen Herzschlag.
»Nur so unter Freunden«, korrigierte er sich. »Nichts weiter.«
Ich war am Boden zerstört und wendete den Blick ab, bevor ihn die enttäuschte Hoffnung in meinem Gesicht anspringen konnte. »Ich muss das Abendessen kochen.« Ich wandte mich zum Gehen, aber er hielt mich am Arm fest.
»Glaub mir, Terry, es liegt nicht an dir. Es liegt an mir. Ich kann nicht. Ich bin verlobt.«
Meine Augen trafen seinen himmelblauen Blick. »Du bist was?«
»Ich bin verlobt und werde heiraten.«
»Du bist erst achtzehn!«
»Ich weiß.«
Mir fehlten die Worte. Schließlich brachte ich immerhin fertig zu fragen, wer das Mädchen war.
»Jemand, den ich schon seit ewigen Zeiten kenne. Sie lebt an der Ostküste.«
»Und es ist dir wirklich ernst damit?«
»Bin ich jemals unernst?«
Das stimmte. Chris hatte zwar Humor, aber er war ein ernsthafter Junge. Immer gut durchorganisiert und absolut kontrolliert. Genau wie ich. Zwei Übererwachsene – die so geworden waren, weil ihre Familien ein Hort der Unsicherheit waren.
Ich warf die Arme in die Luft. »Ich finde deine Aufrichtigkeit sehr anerkennenswert.« Ich biss mir auf die Lippe. »Außerdem bewundere ich wahrscheinlich deine Loyalität. So was gibt’s heutzutage gar nicht mehr. Du musst sehr verliebt sein.«
»Sie ist in Ordnung«, sagte er.
»Sie ist in Ordnung? Ist das alles? Sie ist in Ordnung?«
»Sie ist in Ordnung«, wiederholte er.
»Chris, warum heiratest du ein Mädchen, das nur in Ordnung ist?«
Er zuckte die Achseln.
Mir ging ein Licht auf.
Chris sah meinen Blick. »Nein, sie ist nicht schwanger.« Er klopfte sich auf die Tasche. »Ich passe gut auf deine Kohle auf. Bye.«
Er ging, bevor ich weitere Fragen stellen konnte. Und vielleicht war das gut so.
Er wartete wie üblich nach der Schule an meinem Spind. Wir gingen zum Auto, keiner sagte etwas. Aber er fuhr nicht zu mir nach Hause. Stattdessen fuhr er zur Bank. Er fuhr auf den Parkplatz und stellte den Motor ab.
»Ich habe ein komisches Gefühl, wenn ich dein Bares bei mir aufbewahre. Was ist, wenn du es brauchst, und ich bin nicht zu Hause?«
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich es nicht zur Bank bringen kann.«
»Wir eröffnen ein gemeinsames Konto. Die Auszüge sollen sie an mich schicken.«
Ich schwieg einen Moment. »Wie süß. Wie ein richtiges Paar.«
»Terry …«
»Ich versteh immer noch nicht, warum du ein Mädchen heiraten willst, das du nicht liebst.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich sie nicht liebe.«
»Tust du es denn?«
»Nein.«
Ich ließ mich in meinem Sitz zusammensacken. »Das geht mich nichts an, stimmt’s?«
»Stimmt.« Er öffnete die Fahrertür, aber ich hielt ihn am Arm fest. Er wurde sofort stocksteif. Ich riss meine Hand zurück.
»Tut mir Leid.«
Er machte die Tür wieder zu. Dann sagte er offen heraus: »Ich habe ein Problem damit, angefasst zu werden.«
»Das habe ich bemerkt.«
»Ich würde jetzt gern in die Bank gehen. Wie steht’s mit dir?«
Ich rührte mich nicht.
Er zog die Augenbrauen hoch. »Würdest du lieber hier draußen warten, Terry?«
»Du bist sehr höflich.«
»Ich bin zu gutem Benehmen erzogen worden – jabitte, neindanke. Wenn ich nicht höflich war, wurde ich grün und blau geprügelt.« Er ließ den Motor an. »Keine gute Idee. Wir wollen das Ganze vergessen.«
Ich streckte schon wieder die Hand nach seinem Arm aus, konnte mich aber noch bremsen und zog sie wieder zurück.
»Tschuldigung. Ich fasse die Leute immer gleich an.«
Er stellte den Motor wieder ab. »Terry, wenn mich jemand anfasst, zucke ich zurück. Deshalb bin ich nicht gleich verrückt. Genau genommen heißt es inzwischen so gut wie gar nichts mehr. Es ist nur eine Gewohnheit. Also mach dir darüber keine Gedanken, okay?«
»Ist es nicht hinderlich?«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine mit deiner Verlobten … wenn du nicht angefasst werden magst …«
Er starrte mich an. Ich hätte Schadensbegrenzung betreiben und den Mund halten
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