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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gemacht hatte, eine Telefonnummer zu wählen.
    Ich konnte mir einigermaßen zusammenreimen, was passiert war. Sie hatten sich auf Wunsch meines Vaters in Luft aufgelöst. Er war der Meinung gewesen, dass ich nie eine wirkliche Bindung zu meiner neuen Stiefmutter, lean, entwickeln würde, solange die Erinnerung an meine Mutter in mir wach gehalten würde. Sie hatten nur das Beste für mich gewollt, also hatten sie sich zurückgezogen. Sie erzählten mir meine Geschichte und verteidigten meinen Vater, wo es nur ging. Ich aber fühlte nur Wut und Abscheu.
    Hatte ich denn die Weihnachtskarten und Geschenke bekommen, die sie mir geschickt hatten?
    Ich sagte ihnen, dass ich nie etwas bekommen hatte.
    Und die Geburtstagswünsche und Geschenke?
    Die auch nicht.
    Ich sagte, dass ich ihnen schreiben würde. Und Bilder würde ich ihnen schicken. Ich sagte, ich würde anrufen, wann immer ich eine Gelegenheit dazu hätte. Wenn sie mir etwas schicken oder schreiben wollten, sollten sie es an Chris senden, dann gab ich ihnen seine Adresse. Nach fünfundvierzig Minuten ununterbrochenen Redens überließ ich die Leitung schließlich dem Dauerton.
    Ich war so erschöpft, dass ich mich auf Chris’ Ledersofa ausstreckte und die Augen schloss. Er kam zehn Minuten später zurück. Er wirkte abgekämpft, seine Augen waren wie erloschen.
    Ich stand auf. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s gut.« Er strich sich das Haar aus den Augen. »Wie ist es gelaufen?«
    Ich lächelte. »Großartig … es war …« Wieder kamen mir die Tränen. »Ich weiß nicht, wie ich dir jemals dafür danken soll.« Ich trat auf ihn zu und hielt dann inne.
    Er lachte. »Komm her.«
    Ich lief zu ihm und umarmte ihn fest. Es war, als würde man einen Granitblock umfassen. Er fuhr mit den Fingern durch meine Haare. Dann küsste er mich auf die Stirn. »Freut mich, dass es gut gelaufen ist.«
    Ich schmiegte mich fester an seine Brust und lauschte auf seinen regelmäßigen Herzschlag. Nach einigen Augenblicken wurde ich mir bewusst, dass etwas Hartes gegen meinen Hüftknochen presste. Ich änderte meine Position, dann wurde mir heiß vor Scham, als ich begriff, was es war. Ich kicherte nervös.
    Chris flüsterte: »Ja, ich habe eine Erektion.«
    »Wenigstens weiß ich jetzt, dass du mich magst.«
    »Ich mag dich sehr.«
    Ich fing seinen Blick auf. »Warum willst du dann …«
    »Nicht jetzt, Terry. Bitte.« Er löste sich von mir und zog die Jacke aus. Schenkte sich einen Scotch ein und trank ihn mit einem einzigen Schluck. »Wir werden unsere Nachhilfestunde verschieben müssen. Ich habe einen Gig. Ich muss packen.«
    Seine Stimme klang ruhig, aber sein ganzer Körper war angespannt.
    Ich klatschte in die Hände. »Also, wenn du Hilfe brauchst, ich kann prima packen. Ich packe immer die Sachen für meine Stiefmutter, wenn sie verreist.«
    Er lächelte, aber es fehlte die Wärme. »Ich komme schon zurecht.«
    »Okay.« Ich zuckte die Achseln. »Danke noch mal. Ich schulde dir Geld für ein superlanges Telefongespr …«
    »Vergiss es.«
    »Und ich habe ihnen gesagt, sie sollten mir an deine Adresse schreiben. Ich hab sie ihnen gegeben. Ich hoffe, das war in Ordnung.«
    »Schon okay, Terry.«
    Er war wirklich darauf erpicht, dass ich ging. Aber ich hatte irgendwie Blei in den Füßen. »Wann kommst du zurück?«
    »Weiß nicht. Vielleicht Donnerstag oder Freitag.«
    »Und wohin fährst du?«
    »An die Ostküste.«
    Es wurde still im Zimmer. Dann sagte ich: »Wirst du dich mit deiner Verlobten treffen?«
    Chris zog eine Augenbraue hoch. »Du quälst dich wirklich gern selber, oder?«
    »Ich fühle mich am Kreuz sehr wohl.«
    »Ja. Ich werde sie wahrscheinlich treffen.«
    »Du wirst dich mit Lorraine treffen?«
    »Wahrscheinlich. Es wird spät.«
    Das wurde es überhaupt nicht, aber er wollte, dass ich ging. Ich sagte: »Dann gehe ich jetzt. Nochmals danke.«
    »Nimm meine Bücher mit.«
    »Wieso?«
    »Weil ich im Stoff zurückfallen werde, und du wirst die Stunden vorbereiten müssen, damit ich wieder aufhole.« Er steckte die Hand in die Tasche und zog drei Fünfziger hervor. Hielt sie mir hin. »Für die ausgefallene Woche. Ich zahle es auf dein Konto ein.«
    »Christopher, ich werde keine zehn Stunden brauchen, um deinen Unterricht vorzubereiten.«
    »Betrachte es als Vorschusshonorar.« Er strich mir mit einer Ecke der Scheine über die Nase, dann steckte er das Geld wieder ein. »Du bist jetzt bei mir angestellt.«
    »Du sagst das so voller Genugtuung.«

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