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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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heftig. Ich brauche eine Pause. Wie wär’s, wenn du mich in einer Woche anrufst, okay?«
    Er sah mich lange unverwandt an.
    »Bitte, Christopher. Wenn es Liebe ist, kann es auch eine Woche warten.«
    Chris fixierte mich mit Blicken. Wer als Erster wegschauen würde. Schließlich zuckte er die Achseln. »Klar. Ich ruf dich in einer Woche an.«
    Plötzlich konnte ich wieder atmen. »Bist du nicht böse?«
    »Böse auf dich?« Er lächelte breit, aber abwesend. »Ich könnte niemals böse auf dich sein. Klar, ich ruf dich in einer Woche an.«
    Wir wussten beide, dass er nie mehr anrufen würde. Er ließ meine Hände fallen und kratzte sich am Kopf. »Bis dahin … also ich hab dir ein paar Dinge ganz im Vertrauen gesagt.«
    »Du weißt, dass ich sehr verlässlich bin.« Ich lachte nervös. »Und ganz nebenbei hast du ein paar ziemlich detaillierte Zeichnungen von mir. Wenn’s ums Kräfteverhältnis geht, bist du klar im Vorteil.«
    Er lachte laut los. »Ja, da hast du Recht.«
    »Kann ich die Bilder haben, Chris?« Ich sah ihn so ernst an, wie ich nur konnte. »Bitte?«
    Aber er schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen. Ich schließe sie gut weg. Niemand wird sie je zu Gesicht bekommen.« Er bekreuzigte sich. »Das kann ich dir schwören.«
    »Warum darf ich sie nicht haben?«
    Ein Lächeln breitete sich ganz langsam auf seinem Gesicht aus. »Weil es meine sind.«

9
    Übers Wochenende kamen mir Zweifel. Am Montag war ich entschlossen, mit ihm zu reden. Ich entdeckte ihn gleich vor Unterrichtsbeginn. Er war mit seinen Freunden zusammen, Cheryl Diggs saß auf seinem Schoß, und seine Hände liefen geschäftig wie Ameisen über ihren Körper. Sie war auch nicht zurückhaltender. Aus der Entfernung sah es aus, als hätte er mich gesehen. Er hielt kurz inne, dann drehte er Cheryls Gesicht zu sich herum und küsste sie mit gierig geöffneten Lippen.
    Irgendwas in mir machte klick, als ich ging, irgendein tief vergrabener Schmerz, der nun als alles verschlingende Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung an die Oberfläche trat.
    Ich war wie besessen, und Chris wusste es genau. Und wie er es wusste! Die nächsten drei Monate verwickelte er mich in ein grauenvolles Hab-ich-dir-doch-gesagt-Spielchen, und je mehr er mich folterte, umso gieriger sog ich alles in mich auf. Ich wusste, dass ich den absoluten Tiefpunkt erreicht hatte, als ich mich selber beim Flirten mit Steve Anderson überraschte. Und schon ging ich auch zu den Partys.
    Die Partys.
    Irgendwo war immer sturmfreie Bude bei jemandem, dessen Eltern gerade verreist waren. Es gab Drogen bis zum Abwinken, der Alkohol floss in Strömen, und es kam häufig und in aller Offenheit zu Sex. Chris streckte sich auf dem Fußboden aus, eine Hand in Cheryls Bluse, die andere in ihrer Hose. Sie fummelte mit den Händen in seinem Schritt herum, bis er eine enorme Erektion bekam. Ich sah weg.
    Aber ich ging immer wieder hin. Alles, was ich zu meiner Verteidigung sagen kann, ist, dass ich mich nie in aller Öffentlichkeit von Steve habe anfassen lassen. Ich bewahrte mir zwar meine Jungfräulichkeit wie mit einem Keuschheitsgürtel, aber es blieb mir trotzdem nichts anderes übrig, als Steve irgendwas zu geben, wenn ich ihn halten wollte. Und ich musste ihn halten, weil er meine Verbindung zu Chris war. Ich hasste das, was ich mit ihm tat, und fragte mich, ob er wohl seinen Freunden von mir erzählte. Ich fragte mich, ob er Chris davon erzählte. Wie ich mich verabscheute!
    Aber ich war immer wieder mit dabei, weil ich Chris sehen musste. Was ich tatsächlich sah, war ein angehender Alkoholiker – mein früherer Schüler, der die Drinks runterkippte, ohne abzusetzen. Der Alkohol machte Chris gesellig – was in meinen Augen überhaupt nicht zu ihm passte. Dann lächelte er und riss Witze und wurde der tolle Kumpel mit einem Haufen Anhänger. Sehr viel Alkohol machte Chris liebestoll. Dann tobte er eine Stunde herum und verschwand schließlich mit Cheryl in einem Hinterzimmer.
    Und er achtete immer darauf, dass ich auch sah, wie er mit ihr raus ging.
    Meine Noten wurden schlechter. Mich verließ der Mut. Wie ein Sack lag ich in meinem Bett, hörte Vivaldis Vier Jahreszeiten und dachte an Selbstmord. Aus lauter Verzweiflung und weil ich sonst niemanden hatte, an den ich mich wenden konnte, verfiel ich aufs Beten – auf meine Beichtpflicht. Und so umnebelt ich auch war, ging mir schließlich doch ein Licht auf. Es war gar nicht, dass ich nackt für Chris posiert hatte. Hätte er mich

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