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Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt

Titel: Decker & Lazarus 08 - Doch jeder toetet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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weibliche. Die Mädchen sahen auf mein Kleid, die Jungs auf das, was drin war. Ich hörte sie tuscheln, während ich mit Daniel hinüberging, um mich fürs Erinnerungsfoto anzustellen. Nach außen hin blieb ich vornehm gelassen, aber innerlich schwebte ich.
    All die Jahre hatte ich mich zurückgehalten. Aber nicht heute Abend. Heute war ich mal dran.
    Angelegentlich schaute ich mich im Raum um.
    Ich sah ihn, bevor er mich sah. Er war umwerfend – völlig zu Hause in seinem formellen Anzug. Ich dachte mir, dass er wohl schon bei einigen Hochzeiten gewesen war. Er sprach mit seinen Freunden, Cheryl war an seiner Seite. Aber sie hielten Abstand. Kein Körperkontakt.
    Dann nahm sie ihn am Arm, und er erstarrte. Sie machte ein enttäuschtes Gesicht.
    Ich fühlte mich mies.
    Er drehte sich um und sah in meine Richtung.
    Ich fing seinen Blick auf.
    Plötzlich wich jede Regung aus seinem Gesicht – es war kalt und ausdruckslos wie die Augen eines toten Fisches. Ich sah weg und rückte ein wenig näher an Daniel heran. Als ich wieder aufsah, war er nicht mehr da.
    Ich tat, als wäre nichts geschehen. Ich tanzte, ich lachte, flirtete, ich trank Bowle und aß Gurkensandwiches. Als der Abend halb vorüber war, sah ich ihn wieder, wie er sich einen Weg durch die Menge zum Seitenausgang bahnte. Ohne nachzudenken, entschuldigte ich mich bei Daniel und jagte hinterher. Ich fand ihn allein unter einem Baum, mit hochgezogenen Knien – in derselben Position, in der ich für seine Zeichnungen gesessen hatte. Ich setzte mich neben ihn und schlang die Arme um mich, weil mir kalt war.
    »Ziemlich stickig da drin«, sagte ich.
    Er antwortete nicht.
    »Gefallen dir meine Ohrringe?«
    Er bewegte sich nicht.
    »Hör mal, Chris …«, versuchte ich es noch einmal. »Es tut mir Leid, dass es so schlimm ausgegangen ist. Es tut mir Leid, dass am Ende alles so verzwickt war. Du warst ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben. Ich empfinde sehr viel für dich, und …«
    »Trägst du eine Strumpfhose oder Strapse?«, fragte er.
    Ich war einen Moment lang sprachlos. »Wie bitte?«
    Jetzt sah er mich zum ersten Mal an. Seine Stimme war ganz ruhig. »Ich habe gefragt, ob du eine Strumpfhose trägst oder Strapse.«
    Ich starrte ihn an.
    Er zuckte die Achseln. »Wenn ich mir vorstelle, wie ich mit dir vögel, will ich wenigstens, dass die Details stimmen.«
    Ich machte den Mund auf – und gleich wieder zu. Wortlos erhob ich mich und ging in die Turnhalle zurück. Daniel hatte nach mir gesucht und fragte, wo ich gewesen sei. Ich antwortete nicht. Ich war fix und fertig.
    Dann eine Stunde lang so tun, als ob nichts gewesen wäre.
    Jemand legte Tom Petty auf.
     
    Oh my my. Oh hell yes.
    Honey, put on that party dress.
     
    In meinem Kopf begann es zu hämmern.
     
    Last dance with Mary Jane
    One more time to kill the pain …
     
    Ich bat Daniel, mit mir in ein Restaurant zu gehen. Ich wusste, dass es noch ziemlich früh war, aber ich musste unbedingt hier raus.
    Er sagte, mein Wunsch sei ihm Befehl.
    Wir waren bei seinem Volvo, schon beinahe eingestiegen, als wir hörten, wie Chris Daniels Namen rief. Wir drehten uns um.
    »Hey, Reiss«, sagte er laut. »Kann ich dein Mädchen fünf Minuten sprechen, bevor du sie entführst?«
    Ich fühlte, wie die Wut mit mir durchging. »Warum fragst du ihn um Erlaubnis, wenn du mit mir reden willst?«
    Er wandte sich mir zu, sein Gesicht war schweißnass. Die Augen gingen unstet hin und her. Er wurde von einem Gefühl bewegt, das ich noch nie an ihm gesehen hatte. Er war nervös.
    »Nur fünf Minuten, Terry. Danach lass ich dich in Ruhe, ich schwör’s.«
    Ich verdrehte die Augen und sah Daniel an. Er lächelte verlegen. »Na, dann geh ich wohl mal und hol mir noch ein Glas Bowle.«
    »Danke«, sagte Chris.
    Wir sahen ihm beide hinterher. Als er außer Sichtweite war, wischte Chris sich mit einem Taschentuch übers Gesicht, dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Füßen.
    »Es tut mir Leid.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Terry, ich hab mich wirklich idiotisch benommen. Nicht nur heute Abend, sondern die ganzen letzten Monate. Ich war wütend über meine eigene Situation und hab es an dir ausgelassen. Aber ich will mich nicht entschuldigen. Ich habe mich wie ein absolutes Oberarschloch benommen.«
    Ich zuckte wieder die Achseln. »Hat sich irgendjemand beschwert?«
    Er atmete hörbar. Dann rieb er sich den Nacken und lachte. »Das war ziemlich heftig, Terry.«
    »Wenn du Absolution willst,

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