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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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…«
    »Ich rufe Vater sofort an. Beweise ihm, dass das ein Irrtum ist.« Sie trat vor, dann knickten ihr die Beine weg. Decker fing sie auf, hielt sie, während sie sich an seine Schulter lehnte. Decker brauchte all seine Kraft. Die Frau war gut einsfünfundsiebzig groß und wog mindestens hundertsiebzig Pfund. »Wo ist ihr Schlafzimmer?«
    »Ich mach das schon.« Michael packte seine Mutter. Er war nur wenig größer als sie, aber er hatte sie fest im Griff. »Komm, ich bringe dich wieder ins Bett.«
    »Oh, Michael, was ist bloß geschehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hast du Bram angerufen?«
    »Gerade im Moment …«
    »Vielleicht weiß er was. Bram weiß doch immer alles.«
    »Vielleicht, Mom.«
    »Er soll sofort kommen.«
    »Ja, ich sorge dafür«, versprach Michael. »Komm jetzt, Mom. Du bist krank.«
    »Lass mich nur schnell Vater anrufen. Damit ich dem Mann beweisen kann, dass er sich irrt.«
    »Mom, er irrt sich nicht.«
    »Aber er muss sich täuschen. Es kann nicht sein!«
    Sie begann heftig zu schluchzen, als Michael sie in ein Zimmer zog. Dann wurde die Tür vor Deckers Nase geschlossen. Er blieb allein und hilflos auf dem Treppenabsatz zurück. Er hörte Geräusche hinter der Tür … Stöhnen, Schluchzen, aber kein einziges Wort. In diesem Moment fühlte er sich wie ein Spanner, wie jemand, der sich an der Trauer anderer weidete. Schmutzig und pervers. Er hatte noch nie begriffen, weshalb sich Leute Talkshows ansahen. Was reizte sie an Bloßstellungen dieser Art?
    Er atmete langsam aus und hoffte, dass Dolores Sparks über genügend moralische und physische Kraft verfügte, die Nacht durchzustehen. Er hätte ihr gern einige Fragen gestellt, unter anderem die, was ihr Mann wohl in dieser finsteren Gasse hinter dem Tracadero’s in seinem Wagen gemacht haben könnte … hätte gern mehr über Sparks tägliche Gewohnheiten erfahren. Aber solange sie die Wahrheit negierte war sowieso nichts mit ihr anzufangen. Wenn der erste Schock überwunden war, würde er sich mit ihr unterhalten. Morgen wollte er es noch einmal versuchen.
    Da es keinen Sinn hatte, länger herumzustehen, ging er hinunter. Maggie zitterte am ganzen Körper, den Telefonhörer in der rechten Hand. Sie wandte sich Decker zu, die Wangen glänzten von Tränen. »Er ist nicht zu Hause. Was soll ich tun?«
    »Setzen Sie sich erst mal, Maggie. Gibt es einen Arzt, den ich anrufen kann? Vielleicht einen Freund der Familie?«
    Michael kam die Treppe herunter. »Sie verlangt nach Bram, Mag. Hast du ihn erreicht?«
    »Er ist nicht da! Ich habe dreimal in seiner Wohnung angerufen. Es läuft nur der Anrufbeantworter.«
    »Du hast in der Wohnung angerufen? Maggie, da ist er nicht. Das weißt du doch. Er ist in der Kirche.«
    »Ogottogott! Welche Nummer … Wahltaste eins … stimmt’s?« Sie hob den Hörer ans Ohr.
    Michael begann auf und ab zu gehen. »Ich habe ihr ein Beruhigungsmittel gegeben«, sagte er zu Decker, rieb sich das Gesicht und lief weiter auf und ab.
    »Bram!«, schrie Maggie plötzlich in den Hörer. »Wenn du da bist … bitte nimm den Hörer ab! Es ist ein Notfall … Hallo? Hier spricht Maggie Sparks. Können Sie mir bitte meinen Bru …«
    Michael riss ihr den Hörer aus der Hand. »Holen Sie meinen Bruder ans Telefon! Schnell! Es handelt sich um einen Notfall.« Zu Maggie sagte er: »Geh rauf und schau nach Mom. Und versuch, nicht hysterisch zu werden.«
    Maggie rannte die Treppe hinauf.
    »Du musst herkommen! Schnell!«, brüllte Michael ins Telefon. »Es ist was Schreckliches …« Tränen schossen ihm aus den Augen. »Die Polizei ist da, Bram. Dad ist ermordet worden.«
    Decker hörte am anderen Ende eine Stimme sagen: »O mein Gott!«
    »Kommst du?«, fragte Michael.
    Wieder eine Pause. »Ist im Schlafzimmer mit Maggie«, fuhr Michael dann fort. »Ich hab ihr ein Beruhigungsmittel gegeben … Nein … Nein, noch nicht. Kannst du sie anrufen? Ich kann nicht … Nein … Nein … Nein … Er sagt, er glaubt, es sei Dad. Aber ich bin nicht sicher … Warum redest du nicht selbst mit ihm?« Er hielt Decker den Hörer hin und ging wieder unruhig auf und ab.
    »Lieutenant Peter Decker«, meldete sich Decker. »Mit wem spreche ich bitte?«
    Ein Herzschlag lang war alles still. Dann eine sanfte Stimme: »Ich bin Dr. Sparks Sohn Abram. Was ist passiert?«
    Die Stimme klang ruhig, ein krasser Gegensatz zur hysterischen Atmosphäre des Sparks’schen Hauses. »Es wäre besser, wir könnten persönlich miteinander sprechen«, sagte

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