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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ging zu ihm, die beiden Brüder fielen sich um den Hals. Die Schwestern umarmten sich unter lautem Wehklagen.
    Luke blieb für sich. Brams Zwillingsbruder schlug die Hände vors Gesicht, während Laute tiefster Verzweiflung aus seiner Kehle drangen. Seine Frau hielt ihn in ihren Armen, schaukelte ihn sanft hin und her, während er weinte. Trotzdem konnte Dana ihn in dieser bitteren Stunde nicht trösten.
    Und Decker sah jetzt das Unglück, die ungezügelte Trauer, die er erwartet hatte, als er damals zu ihnen gekommen war, um die Nachricht von Azors Tod zu überbringen. Trotz aller Liebe zu den Eltern, verfielen sie erst bei Brams Tod in wahre Verzweiflung.
    Angesichts der unnahbaren, strafenden Vaterfigur Azor und der labilen, unausgeglichenen Dolores als Mutter hatten sie Bram zu ihrer geliebten Leitfigur erkoren.
    Abram Sparks der Goldjunge.
    Decker sah Rina an.
    Stoisch nahm sie seine Hand. »Wir müssen jetzt sehen, dass sich jemand um deinen Arm kümmert, Peter.«
    Decker nickte. Sie ließen die Familie in ihrer Trauer allein. Einerseits aus Pietät, andererseits aus Angst. Trauer und Schmerz dieser Ausmaße sind schwer zu ertragen.

33
    »Bist du sicher, dass du wirklich hier bleiben willst?«, fragte Marge.
    Decker beugte sein Ellbogengelenk, ballte die Finger zur Faust und stöhnte. »Kann nicht behaupten, dass ich mich blendend fühle. Aber da ich schreiben kann, kann ich genauso gut arbeiten.« Er schüttelte den Kopf. »Besser hier als zu Hause. Die letzte Woche war die Hölle.«
    »Wie geht es Rina?«
    Decker dachte über die Frage nach. »Sie … lebt.«
    »Sollte ich ihr eine Kondolenzkarte schicken?«
    »Ich glaube über einen Anruf würde sie sich freuen. Bist du gestern bei der Anklageerhebung gegen Polinski gewesen?«
    »Nein. Tom und Bert waren dort. Scott und ich haben den Tag damit verbracht, das Tonband von Watersons Geständnis aufzuarbeiten.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Scheint eine ziemlich klare Sache zu sein«, erwiderte Marge. »Schätze, er wird einen glaubwürdigen Zeugen für die Staatsanwaltschaft abgeben. Der Staatsanwalt fordert für Polinski vermutlich die Todesstrafe.«
    »Gut.«
    »Willst du meine Meinung hören? Waterson und Dolores haben dasselbe verdient. Vielleicht sogar noch mehr.«
    »Möglich.«
    »Sie hatten vielleicht nicht den Finger am Abzug, aber sie haben den Mord, die Morde in Auftrag gegeben. Zumindest Waterson. Er hat Polinski beauftragt, Azor hinter dem Tracadero’s aufzulauern. Dieser Hund hat alles arrangiert.«
    »Stimmt.«
    »Und Dolores …« Marge schüttelte den Kopf. »Eine kaltblütige Hexe. Lockt ihren Mann und einen seiner Kollegen in eine tödliche Falle und erschießt dann ihren eigenen Sohn. Wobei sie wohlgemerkt zwei Pistolen eingesteckt hatte. Eine als Ersatz, falls die erste nicht funktionieren sollte. Die Kinder haben irgendeinen berühmten Psychiater engagiert. Muss sie eine hübsche Stange Geld kosten …« Sie hielt inne. »Aber ich nehme an, sie können sich das jetzt leisten. Das Gericht wird sie sowieso in eine Anstalt einweisen lassen. Aber ich sage: Wie wär’s mal mit dem elektrischen Stuhl statt mit Elektroschock?«
    Decker fuhr sich mit der linken Hand durchs Haar. »Dolly Sparks würde dir vielleicht sogar beipflichten.«
    »Blödsinn. Zuerst wollen sie alle sterben. Aber wenn ein bisschen Zeit vergangen ist, klammern sie sich dann doch an ihr Leben. Wollen nur noch ihren Arsch retten. Würde mir kaum den Schlaf rauben, wenn sie mit ihr kurzen Prozess machen.«
    Decker nickte.
    »Du bist so wortkarg«, bemerkte Marge.
    »Ich habe Schmerzen.«
    Einen Moment sagte keiner von beiden etwas.
    »Warum machst du hier nicht einfach Schluss?«, drängte Marge.
    »Nein, ich steh das durch. Ich bin ein Mann. Ich kann mir keine Blöße geben.«
    Marge lächelte.
    »Wann hat Berger seinen Auftritt vor den Geschworenen?«, wollte Decker wissen.
    »Ursprünglich war der Prozess für nächste Woche angesetzt. Aber das FBI ist offenbar weiter fündig geworden. Fisher/Tyne hat wohl nicht nur Daten manipuliert – was ein Bundesverbrechen ist, weil sie sich überall im Land in Datenbanken eingehackt haben –, sondern auch negative Testergebnisse und negative Nebenwirkungen ihrer Medikamente vertuscht.«
    »Wie denn das?«
    »Sie schreiben Nebenwirkungen als Anomalien ab oder berücksichtigen gewisse Daten nicht in ihren Statistiken. Wenn sich dann ein Arzt über die Medikamente beschwert, drohen sie ihm mit einer Verleumdungsklage. Sie halten den

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