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Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Decker & Lazarus 09 - Totengebet

Titel: Decker & Lazarus 09 - Totengebet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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seufzte Paul. »Hat jemand ein Aspirin?«
    »Paul, du hast doch gerade Blut gespendet. Du kannst eine Woche lang kein Aspirin nehmen«, ermahnte Michael ihn. »Sonst wird dein Blut zu dünn.«
    »Ich habe ein Tylenol dabei«, meldete sich David.
    »Tylenol hilft bei mir nicht.«
    »Kein Aspirin, kein Advil, Motrin, Ecotrin«, führte Michael aus. »Hast du den Handzettel nicht gelesen, den man dir gegeben hat?«
    »Nein, Michael, ich habe ihn nicht gelesen«, stöhnte Paul.
    »Bitte, streitet euch nicht«, sagte Dana.
    »Niemand streitet sich«, widersprach Paul. »Streit ist das Letzte, was ich jetzt will. Entschuldige, Michael.«
    Michael lächelte zaghaft, versuchte etwas zu sagen, brachte jedoch kein Wort heraus. Stattdessen begann er auf und ab zu gehen. Nach einer Minute wandte er sich mit feuchten Augen an Decker: »Ich habe mich noch gar nicht bei Ihnen bedankt …«
    »Nicht nötig«, unterbrach Decker ihn.
    »Manche Leute können gleichzeitig denken und reagieren.« Er schüttelte den Kopf. »Andere stehen einfach nur rum wie die Ölgötzen.«
    »Michael, ich bin beim Militär Sanitäter gewesen. Ich habe nicht gedacht. Einfach gehandelt.«
    »Waren Sie aktiv? Im Kampfeinsatz?«, wollte Paul wissen.
    Decker nickte.
    »Vietnam?«
    »Ja.«
    »Ein Überlebender«, flüsterte Paul. »Spricht für Sie. Ich hätte so was nicht durchgehalten, ich wäre gestorben.«
    »Der Selbsterhaltungstrieb ist meist stärker als man denkt«, erwiderte Decker.
    Erneutes Schweigen.
    »Hat er überhaupt mit Ihnen gesprochen, Lieutenant?«, wollte Luke schließlich von Decker wissen.
    »Wenig.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat gebetet, Luke«, warf Michael ein.
    »Hat er im Krankenhaus was gesagt?«, bohrte Luke weiter.
    Decker schüttelte den Kopf.
    »War er bewusstlos?«
    Decker nickte.
    »Dann hatte er keine Schmerzen, oder?«
    »Nein«, log Decker vorsichtshalber.
    Tränen liefen Eva übers Gesicht. »Du solltest zu Mutter fahren, David. Je früher desto besser. Geh jetzt lieber.«
    David wippte auf den Fußsohlen hin und her. »Wenn du das möchtest …«
    »Ja. Geh!«
    Er warf seiner Frau einen überraschten Blick zu. Decker gab ihm die Adresse des Untersuchungsgefängnisses und den Namen des zuständigen Beamten. David bedankte sich und verließ die Klinik. Kaum war David verschwunden, zog Eva den Arm unter ihrer Schwester hervor und legte ihn um deren Schultern.
    Maggie richtete sich abrupt auf, rieb sich die Augen. »Du meinte Güte! Bin ich eingenickt?«
    »Das ist gut«, murmelte Eva.
    »Nein, ist es nicht!«, empörte sich Maggie. »Es ist furchtbar. Wie konnte ich nur schlafen, während … ich bin unmöglich!«
    Sie brach in Tränen aus. Eva nahm sie in die Arme. »Du bist nicht unmöglich. Ich bin unmöglich.«
    »Niemand ist unmöglich!«, warf Luke ein.
    »Ich hab ihn immer nur angeschrien«, brach es aus Eva heraus.
    »Eva, wir alle haben Bram immer nur angeschrien«, bemerkte Paul. »So war’s doch, ständig? Ständig haben wir was von ihm gewollt! Tu dies! Tu das! Hol jenes! Geh dorthin! Kümmere dich um Mom! Ordne mein Leben!« Er verbarg den Kopf in den Händen. »Braucht jemand Reue? Ich habe genug für alle.«
    »Vielleicht wird ja alles wieder gut«, meldete sich Dana. »Ich meine, er … wir …«
    Ihre Stimme verhallte im Nichts.
    »Wie konnte ich nur schlafen?«, jammerte Maggie. »In einer solchen Situation!«
    »Maggie, Kleines, du hast nichts Schlimmes gemacht«, beruhigte Luke sie. »Der einzige Grund, weshalb du schlafen kannst und wir nicht, ist, dass du ein reines Gewissen hast.«
    »Amen«, sagte Paul.
    »Ich verstehe nicht … wie meinst du das?«, murmelte Maggie.
    »Ganz einfach, Paul, Eva und ich haben ein schlechtes Gewissen. Uns gehen lauter Sätze wie ›Hätte ich doch‹ oder ›Wäre ich doch‹ im Kopf herum.« Tränen traten in Lukes Augen. »Ich erwarte keine Wunder. Für mich muss sich nicht das Rote Meer teilen oder Lazarus von den Toten auferstehen. Was ich möchte ist nur die Chance, noch mal mit ihm zu reden. Ist das zu viel verlangt, verdammt?«
    »Amen«, wiederholte Paul.
    »Du hast ihm geholfen, Luke«, begann Dana.
    »Nein, Dana. Er hat mir geholfen!«
    »Mein Gott, er ist doch noch nicht …« Dana hielt mühsam die Tränen zurück. »Hör auf zu reden, als sei alles schon endgültig.«
    Lukes Blick schweifte über Deckers Schulter hinweg zum Eingang. Decker drehte sich um.
    Rina.
    Sie trug noch immer das rostbraune Baumwollkleid vom Vorabend. Lichtjahre schien das her

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