Decker & Lazarus 09 - Totengebet
Streifenpolizist und einem Doktor in Kompositionslehre. Zusammen mit dem Veteranen Farrell Gaynor würden sie das Team für diesen Fall bilden, da Mord meistens von Fünfergruppen bearbeitet wurde. Gaynor war unterwegs. Seine Frau wurde auf Nachfrage dahingehend zitiert, dass er gerade das Haus verlassen habe. Der alte Mann bewegte sich wie eine Schnecke, hatte jedoch ein analytisches Auge fürs Detail und die nötige Geduld für Papierkram.
Decker griff in die Jacketttasche und zog ein Paar Gummihandschuhe heraus. Marge sah ihn zuerst, schob ihr seidiges blondes Haar aus der Stirn und winkte ihm kurz zu. Sie war eine große, grobknochige, muskulöse Frau. Und unverheiratet. Nicht viele Männer konnten es mit ihr aufnehmen. Weder was ihre Intelligenz noch was ihr Muskelkostüm betraf. Die anderen nickten ihm zu, als er näher trat.
Erster Eindruck, dachte Decker: Hier stehen zu viele Leute rum. »Martinez, Oliver, Webster und Dunn. Ihr bleibt«, begann er laut. »Wie viele Streifenwagen sind hergeschickt worden? Weiß das jemand?«
»Sieben«, kam die Antwort.
»Vier blockieren die Zufahrten.« Decker dachte kurz nach. »Na, gut, die restlichen drei Streifenwagen fahren Patrouille in der Gegend. Vorsicht! Achtet auf alles, was euch verdächtig vorkommt. Und ruft sofort Verstärkung. Alle übrigen gehen zu den Sperren zurück und warten auf weitere Instruktionen. Berührt nichts auf dem Weg. Passt auf, wo ihr hintretet.«
Allmählich verteilte sich die Menge und gab damit für Decker den Blick auf den Wagen frei. Die Fahrertür stand noch immer weit auf, Beine ragten heraus, Schuhe berührten den Asphalt. Gute Lederschuhe. Teure Modelle der Marke Bally oder Cole-Haan. Sie waren mit Blutspritzern bedeckt. Decker trat näher, schaute ins Wageninnere.
Schlachthausszene, dachte er sofort. Ein Jackson Pollock in Rot- und Braunschattierungen. Er hielt die Luft an und atmete vorsichtig aus, dankbar für seinen leeren Magen. Die Brust des Mediziners war mit Stichwunden übersät, Kugeln steckten in Kopf und Hals des großen Mannes. Vorsichtig berührte er die Backe.
»Die Leiche ist noch warm.« Decker sah auf seinen Handschuh. Er war feucht von Blut. Er musste ihn wechseln bevor er weitermachte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Zwanzig nach neun. »Hat jemand die Gerichtsmedizin alarmiert?«
»Klar doch.« Oliver fuhr sich mit den Händen durchs dichte, braune Haar. Der Blick seiner braunen Augen flatterte über die Szene. »Gerichtsmediziner, Spurensicherung … alle wissen Bescheid. Müssten jeden Moment da sein.«
»Was ist mit Captain Strapp?«
»Ich habe eine Nachricht für ihn hinterlassen, Pete … ehm Lieutenant«, meldete sich Marge.
Oliver grinste Marge mit blendend weißem Gebiss an. Sie ignorierte das Lächeln und den Mann. Ein Jammer, denn Scott war gut gebaut und sah gut aus. Er hatte sogar Momente, die man annähernd als charmant bezeichnen konnte. Leider waren sie zu selten.
Aus den Augenwinkeln sah Decker einen Mann im Wollpullover mit hängenden Schultern in die Straße einbiegen. Marge folgte Deckers Blick, schüttelte den Kopf. »Scheinst ihn aus seinem Nickerchen geschreckt haben.«
Decker winkte Gaynor näher. Der Mann fiel in einen leichten Dauerlauf, gab jedoch gleich wieder auf. Sein Bauch war zu dick, die Beine zu dünn. Joggen war bei seinem Gewicht nicht drin. »Mann, aus welcher Pensionskiste haben sie den denn geholt? Dachte, der sei schon längst auf dem Altenteil«, bemerkte Oliver.
»Komm schon«, murmelte Martinez ungeduldig. Er zwirbelte die Enden seines pomadigen Schnauzbartes. »Der Typ ist ein Fossil. Keine Ahnung, warum der immer noch im Dezernat rumgeistert. Der ist nicht mal Quotenpolizist im Rahmen des Programms gegen die Diskriminierung von Minderheiten.«
»Dieses Team würde bei einer Überprüfung den Anforderungen sowieso nicht genügen«, entgegnete Oliver. »Zu viele Männer, und alle weiß. Weit und breit keine Minoritäten. Keine Schwarzen, Indianer, Asiaten, Frauen …«
»Ehm! Ich muss doch bitten …«, warf Marge ein.
»Latinos …«
»Ehm, ehm …«, fiel Martinez räuspernd ein.
»Keine taubstummen Rollstuhlfahrer, keine zwergenwüchsigen Idioten, keine Irren oder Psychopathen …«
»Schau mal in den Spiegel, Scott«, schlug Marge vor.
»Keine Ahnung, zu welcher Gruppe du gehörst, Webster. Aber angloprotestantischer geht’s doch gar nicht mehr.«
»Das reicht, Scott«, erklärte Marge. Wobei Scott allerdings nicht ganz Unrecht hatte. Tom war
Weitere Kostenlose Bücher