Decker & Lazarus 11 - Der wird Euch mit Feuer taufen
stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Decker auf die Wange. »Wie war dein erster Arbeitstag?«
»Ja, wie war er?«, fragte Marge.
»Ganz gut.«
»Ich hoffe, dass ich in einem Monat wieder da bin.«
»Nichts würde mich glücklicher machen.«
Nach kurzer Pause fragte Marge: »Hat sich was Neues ergeben?«
»Ja, allerdings. Judy Little hat …« Er sah zu Rina. »Brennt da nicht was an?«
Sie warf Marge ein wissendes Lächeln zu. »Er glaubt, dass er mich schützen muss.« Sie tätschelte Deckers Wange. »Ich lass ihm diese Illusion. Bis morgen dann.«
Rina verließ das Zimmer. Decker wartete noch einen Moment, dann flüsterte er: »Sie hat ein Stück von einem Unterkiefer gefunden, mit zwei Backenzähnen. Ziemlich verbrannt, aber das Amalgan hat gehalten. Annie Hennon hat eine Übereinstimmung mit einer Röntgenaufnahme von Venus festgestellt.«
»Ah …« Marge nickte. »Sie war also dabei?«
»Sieht so aus.«
»Und Bob Russo?«
»Immer noch nichts Definitives. Was aber nichts bedeutet. Das Ganze ist ein riesiger Friedhof. Ironischerweise sind nur die Knochen von Jupiter nicht dabei. Er liegt nach wie vor in der Kühlkammer und wartet darauf, genauer auf Arsenvergiftung untersucht zu werden – sollten wir jemals die Vitaminfläschchen finden …«
»Was heißt das?«
»Offenbar sind die Fläschchen verlegt worden …«
»Was?« Marge war entsetzt. »Das Labor hat die Fläschchen verloren?«
»Angeblich hat man sie in die Asservatenkammer zurückgebracht. Aber da sind sie nicht. Also muss ich jetzt Sherlock Holmes spielen und rausfinden, wo die verdammten Beweismittelbeutel sind. Hat sich übrigens alles erst heute herausgestellt. Kam auf meinen Tisch, kaum dass ich das Büro betreten hatte. Die Hälfte meines ersten Arbeitstages ist damit draufgegangen, die dämlichen Laborberichte durchzugehen.«
Er hielt inne und warf die Hände hoch.
»Du siehst, es geht mir psychisch bereits besser. Mich nerven schon wieder Kleinigkeiten.« Er lächelte. »Wenn du das nächste Mal kommst, bring Vega zum Essen mit. Vielleicht färben ihre Manieren auf meine Kinder ab.«
»Eher umgekehrt.«
»Wohl wahr.« Decker hörte den Motor von Sammys Auto. »Warte mal.« Er öffnete die Haustür und rief: »Park nicht direkt hinter ihr, Sammy. Sie will gerade gehen.«
Sammy steckte nur den Kopf aus dem Wagenfenster. »Sag mir, wann, und ich fahr das Auto weg.« Dann stiegen er, Jacob und Hannah aus dem Volvo. Die Jungs wankten unter ihren schweren Schulrucksäcken, aber Hannah war frei wie der Wind.
»Dadiiiiiiie«, schrie sie.
»Hannah Rosiiiiie«, rief Decker zurück, fing sie auf und schwang sie über seinen Kopf.
Marge trat hinaus in die dunstige Abendluft. »Ich fahr jetzt, Sam.«
Sammy warf seinem Stiefvater die Schlüssel zu. »Gut gefangen, Dad. Mit einer Hand. Kannst du das Auto wegfahren? Ich muss ’ne Menge Hausaufgaben machen.«
Marge starrte den Jungen an, der überhaupt nicht merkte, was er gerade getan hatte. Sie fing an zu lachen.
Decker lachte mit ihr. Er klimperte mit den Schlüsseln und trug Hannah auf den Schultern. »Und das willst du freiwillig auf dich nehmen?«
»Ich muss verrückt sein«, sagte Marge.
Sind wir das nicht alle ? dachte Decker, als er den Wagen wegfuhr. Aber er betrachtete es als Kompliment, dass Sammy ihn nicht mehr mit Samthandschuhen anfasste. Die Normalität hatte wieder eingesetzt.
Er ging zurück ins Haus, hob Hannah von der Schulter. »Warum gehst du nicht und schaust dir Cartoons an, Süße?«
»Kommst du mit?«
»Kann ich mich eine Minute lang ausruhen?«
»Daddy, du kannst dich auch zwei Minuten ausruhen.«
»Wie großzügig!« Er küsste sie auf ihre weiche Kinderwange. »Ich glaube, jetzt läuft Scooby-Doo. Bis gleich.«
Sie hüpfte davon. Er ließ sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen, legte den Kopf auf das Kissen und starrte zur Decke. Gleich darauf setzte sich Jacob neben ihn und legte den Kopf an Deckers Schulter.
»Müde?«, fragte Jacob.
»Ein bisschen.« Decker küsste seinen Sohn auf die Stirn. »Und du?«
»Ein bisschen.«
»Es ist schon nach sechs«, sagte Decker. »Wo wart ihr?«
»Sammy und Hannah haben mich beim Krisenzentrum der Teenager-Hotline abgeholt.«
»Oh!« Decker setzte sich auf, genau wie Jacob. »Wie ist es gelaufen?«
»Na ja … Großvater hat mich nie vergewaltigt, also kann ich mich wohl wirklich glücklich schätzen.«
Decker zuckte zusammen.
»Und ich hab rausgefunden, dass Scheidungen … was ziemlich
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