Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
hier aus der Gegend.« Sie trat zur Seite, hämmerte gegen die Hintertür und rief nach Harriman. Als sie das Ganze wiederholte und immer noch keine Antwort von ihm bekam, befestigte sie die Taschenlampe am Gürtel und zog ihre Dienstwaffe. »Geben Sie mir Deckung, Rangler, wir gehen da rein.«
Nichts lief nach Plan.
Keins der beschissenen Lichter funktionierte!
Sie hämmerten gegen die Hintertür.
Und Sirenen kamen näher.
Du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen, sagte er sich. Dann fang nicht ausgerechnet jetzt damit an!
Verzweifelt ging er alle Möglichkeiten durch, unentdeckt zu bleiben. Beide Ausgänge wurden bewacht. Er war ein in die Enge getriebenes Tier, kurz vorm Abschuss.
Denk nach, du Arschloch, denk nach!
Er nahm sein gutes Stück in die Hand. Es würde ihm zwar nützen, aber letztendlich wäre er zahlenmäßig unterlegen. Eine Schießerei war sicher keine gute Lösung.
Weglaufen ging nicht, also konnte er sich genauso gut verstecken.
37
Harriman konnte das Hämmern an seiner Tür hören. Sein Herz, das schon galoppierte, platzte ihm jetzt fast aus der Brust. Würden sie ihn hören, wenn er unter dem Bett losschrie? Oder würde er sich damit nur an den Einbrecher verraten?
Besser warten, bis sie näher kamen.
Geduld, Geduld.
Wie es so schön hieß: Geduld ist Gold wert.
Breslau kam atemlos nach wenigen Augenblicken zurück. »Ich habe den Funkspruch gehört.«
»Welchen Funkspruch?«
»Ein Notruf, von dieser Adresse abgesetzt.«
»Gütiger Himmel!«, rief Marge. »Wenn Harriman den Notruf abgesetzt hat, dann ist da jemand drin. Die Tür ist verriegelt. Ich will keine Geiselnahme, aber ich will die Tür auch nicht ohne kugelsichere Weste einrammen. Der Kerl könnte eine Waffe dabeihaben.«
Fieberhaft schweifte ihr Blick über den Hinterhof und blieb an den Terrassenstühlen hängen. Sie stapelte die vier aufeinander, hob sie hoch und hielt sie sich wie einen Schutzschild vor die Brust.
»Das muss reichen«, sagte sie. »Gebt mir Rückendeckung.«
»Ich ramme die Tür, Sergeant«, sagte Rangler, »ich bin viel schwerer.«
»Das hier ist kein Kevlar, Rangler. Da geht eine Kugel durch, als wär’s Schnee.«
»Wir haben alle diesen Job angenommen.« Rangler streckte die Arme aus. »Ich bin schwerer. Immer der, der am besten dafür geeignet ist, okay?«
»Wo Sie recht haben, haben Sie recht.« Marge würde diese professionelle Einstellung im Hinterkopf behalten, und sie übergab Rangler die Stühle. Er hielt sie so locker wie einen Stapel Decken vor sich. Dann machte er zwei Schritte Anlauf und rammte die Tür.
Einmal.
Zweimal.
Beim dritten Mal splitterte der Türrahmen, und die Hintertür sprang auf. Aus der Ferne hörten die drei Sirenen näher kommen.
Marge spähte nach innen: Alles war dunkel und still.
»Harriman, sind Sie da?« Als Marge keine Antwort erhielt, zückte sie ihre Halb-Automatik. »Rangler, Sie nehmen die Taschenlampe und halten das Licht so, dass ich etwas sehen kann. Breslau, Sie sind meine Deckung. Los geht’s.«
Es gab nicht annähernd genug Licht, um zu schießen. Marge presste sich flach gegen die Wand und bewegte sich zentimeterweise vorwärts. Ihre Hand tastete nach dem Lichtschalter. Als ihre Finger ihn endlich entdeckt hatten, kontrollierte sie ihre Atmung und machte das Licht an.
Nichts passierte.
Sie wiederholte den Vorgang, und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Der Typ war blind.
Marge fragte sich, ob sie in der ganzen Wohnung irgendwo eine einzige Lichtquelle finden würde. Sie dachte einen Moment nach. Brett hatte eine Freundin erwähnt, die ihn zu Rina gefahren hatte. Sie musste ja auch mal über Nacht hier sein, also brauchte sie künstliches Licht. Ihrer Umgebung nach zu urteilen, befand sie sich in der Waschküche, die direkt in die Küche führte.
Die Küche!
Vielleicht gab es da eine Lampe mit einer funktionierenden Glühbirne in der Abzugshaube über dem Herd. »Leuchten Sie mir mal die Küche aus«, sagte sie.
Der Raum wirkte leer, aber es könnte sich jemand versteckt haben. Sie bewegte sich langsam in Richtung Herd vorwärts. Sie griff unter die Abzugshaube, suchte nach dem Schalter und drückte ihn.
Voilà!
Es war heller, aber noch lange nicht hell genug. Sie sah einen Doppelschalter in der gekachelten Spritzwand. Einer davon war für den Müllschlucker, aber der andere schaltete ein in den Hängeschränken über dem Tresen angebrachtes Lichtsystem ein. Sie konnte jetzt genug erkennen, um die Küche
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