Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Decker & Lazarus - 18 - Missgunst

Titel: Decker & Lazarus - 18 - Missgunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
aufgeladenes Gespenst, als er das Handy gegen sein Ohr hielt. Er zitterte, aber diesmal vor Aufregung. »Ihr habt Cruces und Pine in Gewahrsam?«
    »Nicht schlecht für einen Tag Arbeit – einen ziemlich arbeitsreichen Tag. Ich bin seit ungefähr zwanzig Stunden auf den Beinen.«
    »Wer ist jetzt noch im Revier bei dir?«
    »Oliver, Messing und Pratt. Wer soll denn wen verhören?«
    Decker dachte einen Moment nach. »Gut, ich sehe das so: Das Beste wäre, weder Pine noch Cruces bekommen einen Deal angeboten, aber vielleicht müssen wir einen gegen den anderen ausspielen. Bei Pine haben wir nicht nur Fingerabdrücke, sondern auch Rondo Martins Aussage als Augenzeuge. Er erwähnte Pine vor mir. Rondo Martin nannte Cruces beim Namen, nachdem ich ihn erwähnt hatte. Seine Erinnerungen bezüglich Cruces sind weniger eindeutig. Es ist daher sinnvoller, Pine gegen Cruces auszuspielen. Also übernimmst du mit Oliver Pine. Falls ihr nichts erreicht, holt ihr euch jemand Frisches für einen neuen Ansatz dazu.«
    »Klingt gut. Was tut sich bei dir, Rabbi?«
    »In einer halben Stunde übernimmt ein Team vom Sheriff in Herrod – der nächstgelegenen Stadt – unsere Wache hier. Tim England sagt, er kommt dann am Morgen wieder. Martin ist gut aufgehoben.«
    »Jetzt, wo wir Pine in U-Haft haben«, sagte Marge, »kann Martin ja vielleicht mal tief durchatmen.«
    »Ein bisschen vielleicht, aber sicher nicht richtig, bis wir herausgefunden haben, wer El Patrón ist. War noch mal jemand bei Truillo, dem Barkeeper in Ernie’s El Matador?«
    »Als Bontemps und Lee bei der Bar ankamen, war sie schon geschlossen. Ich sorge dafür, dass jemand da ist, wenn sie morgen wieder aufmacht. Möglicherweise erledigt sich das ja von selbst, nachdem wir mit Cruces und Pine gesprochen haben.«
    »Alles noch mal zu überprüfen ist immer notwendig. Willy und ich nehmen den ersten Flug morgen früh.« Decker blickte auf die Uhr. Das Flugzeug ging um halb sieben – also in vier Stunden. »Wir sehen uns dann so gegen acht.«
    »Versuch, auch mal zu schlafen, Pete.«
    »Bin zu aufgekratzt. Habt ihr was von Gil Kaffey oder Antoine Resseur gehört?«
    »Nee.«
    »Keine Idee, wo sie sein könnten?«
    »Nicht den blassesten Schimmer, aber wenn sie so veranlagt sind wie die meisten Menschen zu dieser Zeit, dann schlafen sie jetzt.« Marge machte eine Pause. »Außer sie sind tot. Sollte das der Fall sein, weckt nichts und niemand sie mehr auf.«
     
    Zuerst verglich Marge Joe Pines Fingerabdrücke mit denen aus der Schulakte. Nach der Bestätigung, dass Joe/José ein und dieselbe Person war, stellten sich Marge und Oliver innerlich auf eine lange Nacht ein. Über die Videokamera sahen sie Pine dabei zu, wie er stumm gestikulierte, was fast so bedeutungsvoll war, als würde er sprechen. Er ging auf und ab, ließ sich mit dem Kopf in den Händen auf den Stuhl fallen, legte den Kopf sogar auf den Tisch, um dann wieder hin und her zu wandern. Und da war noch ein schnelles Augenreiben, mit dem er Tränen wegwischte, die er nur für sich selbst vergossen hatte und für niemand anderes.
    Pine trug eine leichte Nylonjacke zu schwarzen Jeans und einem schwarzen T-Shirt, dazu hing ihm die übliche Einbrecher-, Skimaske um den Hals. Er war eher zierlich gebaut, knapp eins siebzig groß und hatte sehnige Arme. Sein Gesicht war schmal, der Teint hatte die Farbe von Mokka mit Sahne. Seine dunkelbraunen Haare waren ein paar Millimeter länger als ein klassischer Bürstenschnitt. Seine runden braunen Augen gaben ihm einen kindlichen Gesichtsausdruck, der gemindert wurde durch ein starkes männliches gespaltenes Kinn.
    Als Marge und Oliver den Raum betraten, saß Pine gebückt da, den Blick zu Boden gesenkt. Er blickte auf und sah dann wieder nach unten. Der Raum war ungefähr zwei vierzig auf eins achtzig groß und mit einem gegen die Wand geschobenen Stahltisch und drei Stühlen möbliert. Pine saß auf dem Stuhl, der am weitesten von der Tür entfernt war. Marge wählte den Stuhl, der ihm am nächsten stand, und Oliver setzte sich ihm gegenüber.
    »Detective Scott Oliver.« Er stellte ein Glas Wasser vor Pine ab. »Wie geht es Ihnen?«
    Pine zuckte mit den Achseln. »Gut.«
    Marge stellte sich vor und legte sich ihr Klemmbrett auf den Schoß. »Wir sind ein bisschen verwirrt«, sagte sie zu Pine. »Was war denn da bloß los, Joe?«
    »Was soll da schon los gewesen sein?«
    »Wir haben Sie mit einer Waffe in einem Schrank versteckt gefunden.« Marge versuchte,

Weitere Kostenlose Bücher