Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
den Aufenthaltsort zu erfahren, aber bis ich das angeleiert habe, ist Gil Kaffey vielleicht schon tot.«
Kotsky wischte Deckers Bedenken mit einer Handbewegung weg. »Ich glaube nicht, Grant tut seinem Bruder etwas.«
»Darf ich Sie zitieren, falls Gil als Toter endet? Vielleicht haben die Schützen ihn in dieser Minute zur Strecke gebracht.«
»Und weshalb?«
»Was meinen Sie mit ›weshalb‹?« Decker war fassungslos. »Um Gil endlich zu ermorden und den Job zu Ende zu bringen. Vielleicht hat der Mörder diesmal mehr Glück und macht sie alle kalt.«
Kotsky war unbeirrbar. »Ich warte auf Neptune Brady Er ist Boss. Er ist nicht mehr in OP. Ärzte sagen, wir können in etwa halben Stunde mit ihm reden.«
Es klang wie »etwahalunde«.
»Wie ist es denn genau passiert?«, wollte Marge von Decker wissen.
»Frag ihn.« Decker zeigte mit dem Finger auf Kotsky. »Er war dabei.«
»Jemand schießt«, berichtete Kotsky »Mr. Brady springt auf Gil und Grant und reißt sie am Boden. Ich werfe Mace um, aber der wird in Arm geschossen. Ich spüre Kugel … den Wind.« Er wischte sich mit dem Handrücken über sein Gesicht. »Ich höre es wie eine Biene an Ohr vorbei. Ich hatte Glück.«
»Und die Schützen?«, fragte Oliver.
»Ich nicht gesehen viel«, sagte Kotsky, »und als ich aufblicke, sehe ich rotes Auto. Ich glaube, Toyota oder Honda.«
»Was war mit Antoine Resseur?«, fragte Marge.
»Er ist nicht getroffen. Er ist auch weg«, berichtete Kotsky.
Decker sah Kotsky an. »Entschuldigen Sie uns für einen Moment.«
»Klar, ich nicht gehen nirgendwo.«
Decker führte Oliver und Marge in eine abgesonderte Ecke. »Rina hat Alejandro Brand als einen der Männer identifiziert, deren Unterhaltung über die Morde Harriman belauscht hat. Ich habe Foothill gebeten, ein paar Männer auf ihn anzusetzen. Messing und Pratt sind auch an ihm dran. Ich will wissen, wo Brand sich in den letzten Stunden herumgetrieben hat, da er unsere einzige Spur zu sein scheint.«
»Wer sucht nach den Kaffeys und Resseur?«
»Ich habe eine Suchmeldung nach ihnen rausgegeben.«
»Vielleicht ist es eine Falle, Loo, an der alle drei beteiligt sind«, überlegte Oliver. »Gil und Grant bekommen das Geld, und Resseur bekommt Gil zurück. Du hast doch erzählt, dass er sauer über seine Trennung von Gil war und dass er den Eltern die Schuld daran gibt.«
»Das sind aber ganz schön extreme Maßnahmen, um deinen Freund wiederzuerhalten.«
»Wenn die Leidenschaft hochkocht …«, sagte Oliver. »Und warum sollten die drei abhauen, wenn jemand sie wirklich umlegen will? Man würde doch meinen, dass sie viel zu viel Angst davor hätten, ungeschützt unterwegs zu sein.«
»Bewacht zu werden hat ihnen bis jetzt auch nicht geholfen«, sagte Marge. »Vielleicht haben sie mehr Angst davor, hierzubleiben. Vielleicht vertrauen sie niemandem außer sich und den beiden anderen.«
»Also gut … nehmen wir mal an, die Schießerei war echt«, sagte Oliver, »wer ist das Ziel?«
»Was weiß ich?«, meinte Marge. »Der einzige Kaffey, der bislang nicht angeschossen wurde, ist Grant. Wir sollten ihn uns genauer ansehen.«
»Ich muss immer wieder an den veruntreuenden Onkel denken«, sagte Oliver. »Wie ernst ist Maces Schusswunde?«
»Weit entfernt von lebensbedrohlich, aber es ist und bleibt eine Kugel im Arm. Wir haben immer noch einen verschwundenen Wachmann, Leute. Was gibt’s Neues über Rondo Martin?«
»Der Mann war selbst in Ponceville ein einziges Rätsel«, berichtete Marge. »Niemand weiß, wo genau er eigentlich herkam.«
»Martin war nicht besonders gesellig«, fuhr Oliver fort, »hier und da mal ein Bier oder zwei. Seine Freizeit verbrachte er wohl gerne in den Wohnquartieren der Hilfskräfte, den sogenannten ciudads, die hinter den Farmen liegen. Da sieht es aus wie in Tijuana an einem schlechten Tag.«
»Es handelt sich eher um Barackensiedlungen als um Städte«, erklärte Marge. »Und es gibt da wahrscheinlich Prostituierte.«
»Nicht viel los sonst in der Gegend.«
»Rondo Martin besuchte regelmäßig die Quartiere im Norden.«
»Sie sind in vier Zonen eingeteilt?«, fragte Decker.
»Offenbar«, sagte Marge. »Der Sheriff heißt Tim England, aber jeder nennt ihn T. Seine Sekretärin ratterte einige Nachnamen von Familien herunter, die im nördlichen Teil leben. Einer davon war Mendez.«
»Wie in Ana Mendez?«, fragte Decker sofort.
»Ganz genau«, antwortete Marge, »aber wir mussten los, bevor wir ein bisschen
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