Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
möglich her.«
»Was ist denn los?«
»Gil Kaffey wurde heute Nachmittag um fünf entlassen. Als man ihn gerade im Rollstuhl zum Auto fuhr, hat jemand das Feuer eröffnet –«
»Mein Gott!« Sie hielt das Handy an Olivers Ohr, damit er auch zuhören konnte. »Wer war bei ihm?«
»Grant, Neptune Brady, Piet Kotsky, Antoine Resseur und Mace Kaffey, der eigentlich gestern abreisen sollte. Da aber der Gedenkgottesdienst verschoben wurde, blieb er noch einen Tag länger. Die Kugeln haben Gil und Grant verpasst, weil Brady so schnell reagiert hat. Er und einer seiner Männer warfen sich sofort über die Brüder. Neptune hat eine Kugel in die Schulter abgekriegt, und Mace wurde am Arm verletzt. Sie sind beide im OR Alles in allem hätte es viel schlimmer ausgehen können.«
»Hat Brady das Feuer erwidert?«
»Nein, und das war klug, denn da waren jede Menge Leute.«
»Wo sind Gil und Grant jetzt?«
»Genau das ist das Problem. Sie sind zusammen mit Resseur in der wartenden Limousine abgefahren. Brady weiß eventuell, wo sie hin sind, aber der liegt noch im OP. Die Kollegen von West Hollywood waren schon in Resseurs Wohnung, aber da ist niemand, und wir haben keinen Durchsuchungsbeschluss, um reinzugehen. Im Moment stecken wir fest.«
»Wissen wir was über die Schützen?«, fragte Marge.
»Brady war fit genug, dem Auto hinterherzusehen, als es abgedüst ist. Er und Kotsky sagen, es war eine rote Limousine, ein Japaner – entweder Honda oder Toyota. Vor ungefähr fünfzehn Minuten hat einer unserer Polizeiwagen ein verlassenes Auto gefunden, keinen Kilometer vom Krankenhaus entfernt: einen rötlichbraunen Honda Accord ohne Nummernschilder. Messing und Pratt sind bereits unterwegs, um den Ort abzusichern. Wie weit seid ihr noch von St. Joseph entfernt?«
»Wir verlassen gerade den Flughafen und sollten in einer Viertelstunde da sein.«
»Fahrt gleich in den neunten Stock, ruft vorher gar nicht erst an, da mein Handy abgeschaltet sein wird. Krankenhausvorschrift. Wir sprechen uns dann später.« Er legte auf.
Marge zog den Griff ihres Rollkoffers aus. »Du fährst.« Sie warf ihm die Autoschlüssel zu. »Noch eine lange Nacht.«
»Nach einem langen Tag«, seufzte Oliver.
»Ganz schön viel davon in letzter Zeit … lauter Vierundzwanzig-Stunden-Schichten. Wenn ich schon so hart arbeiten muss, wäre ich besser Arzt geworden und würde jetzt einen Haufen Schotter verdienen.«
»Ich war mal mit einer Ärztin liiert. Sie stöhnte die ganze Zeit, wie viel sie für wenig Geld arbeiten musste. Aber so sind die Frauen. Sie beklagen sich über alles.«
»Halt die Klappe, Oliver, du jammerst genau wie jeder.«
»Bei mir ist das doch mein Image: der chronische Griesgram.«
»Wie kommt’s, dass du das Miesepeter-Image hast und nicht ich?«
»Das könnte auch deins sein, Marge, aber stattdessen hast du dir ausgesucht, putzmunter, optimistisch und hilfsbereit zu sein. Ich nahm den Miesepeter. Und jetzt bereust du das – leider zu spät. Schieb mir nicht die Schuld für deine falschen Entscheidungen in die Schuhe. Das bringt dich keinen Deut weiter.«
Der Ort des Verbrechens war der Parkplatz, aber alles spielte sich im neunten Stock ab, auf dem sich uniformierte Menschen drängelten: das Sicherheitspersonal der Klinik in Grün, Kaffeys Personenschutz in Grün und ungefähr ein halbes Dutzend Polizeibeamte in Blau. Decker redete gerade mit Piet Kotsky – dem kräftigen Mann mit der gelblichen Hautfarbe –, und als er Marge und Oliver sah, winkte er sie zu sich.
»Wir brauchen sofort einen Verteilungsplan«, befahl Decker. »An manchen Stellen sind zu viele und an anderen überhaupt keine Leute. Sprecht euch mit den Sicherheitsleuten vom Krankenhaus ab, damit garantiert ist, dass unsere Leute überall dabei sind.«
»Schon Glück gehabt beim Auftreiben von Gil und Grant?«, fragte Oliver.
Deckers Gesichtsausdruck war mürrisch, und sein Blick wanderte zu Kotsky. »Es mag hier Leute geben, die wohl wissen, wo sie sind, es aber nicht verraten.«
»Was wollen Sie sagen damit?« Kotsky hatte die Arme vor der Brust verschränkt. »Ich halte nichts versteckt. Ich nur warte auf Anweisungen von Mr. Brady.«
Decker riss sich zusammen, um ruhig zu bleiben. »Ich versuche, Mr. Kotsky klarzumachen, dass Gil Kaffeys Leben womöglich in Gefahr ist.«
»Er ist zusammen mit seinem Bruder«, erwiderte Kotsky.
»Grant zählt immer noch zu den Verdächtigen, Mr. Kotsky. Ich könnte Sie schriftlich vorladen lassen, um
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