Decker & Lazarus - 18 - Missgunst
herumschnüffeln konnten. Vielleicht ist ja auch nichts an der Sache dran, Mendez heißen viele. Am einfachsten wäre es, Ana danach zu fragen, aber wir wollen sie nicht verschrecken.«
»Wir dachten uns«, sagte Oliver, »dass Brubeck und du euch die ciudads vielleicht mal selbst anschauen wollt.«
Decker grinste. »Du erteilst mir einen Auftrag.«
»Brubeck ist ein Einheimischer, und du sprichst Spanisch«, eilte Marge Oliver zu Hilfe.
»Ich würde Sheriff T lieber nicht einweihen«, riet Oliver. »Vielleicht stört es ihn, wenn ihr eure Nase in Angelegenheiten auf seinem Gebiet steckt.«
»Du magst Sheriff T nicht?«, fragte Decker.
»Er ist einfach gestrickt und hat nicht viel über sich verraten, aber warum sollte er auch?«, sagte Marge.
»Gut«, sagte Decker, »klingt nach reichlich Arbeit. Wie war’s in Oakland? Habt ihr Neptunes Vater erreicht?«
»Eigentlich ist er sein Großvater«, erklärte Oliver, »Porter Brady. Neptunes Vater war schwarz, aber seine Mutter ist weiß. Das erklärt seine Dauerbräune.«
»Was hat seine Rasse mit den Kaffey-Morden zu tun?«, fragte Decker. »Verdrängte Wut oder so was?«
»Laut Porter Brady hasst Neptune seine Mutter nicht.« Oliver brachte Decker auf den neuesten Stand ihrer Ermittlungen.
»Das erklärt auch«, sagte Marge, »warum Brady in den Dreißigern ist und der alte Herr über siebzig.«
»Bradys Anruflisten zeigen, dass er in Oakland war, als die Schießerei stattfand«, sagte Oliver. »Hältst du ihn weiterhin für einen Hauptverdächtigen, Rabbi?«
»Er ist bisher nicht von der Liste gestrichen. Wie niemand sonst auch. Und genau wie der da.«
Deckers letzte Worte bezogen sich auf Kotsky. Der Mann hatte sich keinen Millimeter bewegt und stand immer noch mit verschränkten Armen auf derselben Stelle. Er hätte einen prachtvollen königlichen Leibgardisten abgegeben.
»Dann müssen wir wohl unser Gespräch mit Neptune abwarten. Er scheint ja Schüsse magisch anzuziehen.« Decker zuckte mit den Achseln. »Vielleicht stärker, als wir denken.«
Da Dr. Rain Decker schon kannte, erlaubte er ihm, Brady zu sehen. Er durfte allerdings nur alleine zu ihm und auch nur für kurze Zeit. Neptune Bradys Gesicht war aschfahl und fleckig. Er hatte einen Sauerstoffschlauch in der Nase und eine Kanüle im Arm. Seine Lippen waren aufgesprungen, aber er hatte die Augen auf. Laken bedeckten den unteren Teil seines Körpers. Der Oberkörper, von Bandagen umwickelt, war frei. Er lag halbhoch, und als er Decker bemerkte, sah er ihn mit verschwommenem Blick an. »Ich kenne Sie.«
»Lieutenant Decker. Wie geht es Ihnen?«
»Ich schwebe, Mann … will nicht abstürzen. Schon mal angeschossen worden?«
»Ein paarmal.«
»Als ob man mit einem heißen Schüreisen aufgespießt wird. Fuck, das brennt.«
»Ja, das stimmt.«
»Aber jetzt ist alles weich und schön.«
»Ich werde mich kurz fassen.«
»Kurz ist gut … allerdings nicht bei Schwänzen.«
»Neptune, wissen Sie, wo die Kaffey-Jungs sind?«
»Nein! Keine Ahnung.«
»Sie sind einfach so in die Limousine gehechtet und verschwunden?«
»Ich hab ihnen selber noch gesagt: nix wie weg aus dem Wilden Westen.«
»Und Antoine Resseur?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Ist er mit den Kaffeys mitgegangen?«
»Ist er?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Decker, »deshalb frage ich ja Sie.«
»Fuck, das weiß ich nicht.«
»Wo könnten sie Ihrer Meinung nach hin sein?«
»In Galaxien, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat …« Er machte das Star-Trek -Victory-Zeichen: Zeige- und Mittelfinger klebten auf der einen Seite des Vs zusammen, Ringfinger und kleiner Finger auf der anderen Seite. Decker wusste, dass das ein rituelles Zeichen der jüdischen Priester – der Kohanim – war, um die Gemeinde zu segnen. Es war zweitausend Jahre alt.
»Vielleicht haben Sie ja auch einen Tipp in irdischen Grenzen?«
»Keine Ahnung.« Er lächelte noch einmal dämlich. »Ich habe es wiedergutgemacht. Diesmal bin ich angeschossen worden und nicht die Kaffeys.«
»Mace wurde getroffen.«
Brady dachte angestrengt nach. »Ja … das habe ich vergeigt.« Er schwieg für einen Moment. »Dieses Demerol-Zeug ist super, ich sollte abhängig werden.« Dann trällerte er They tried to make me go to rehab but I said no, no, no.
»Neptune, wer außer Kotsky und Ihnen wusste, dass Gil herauskommen würde?«
»Gil hatte sein Coming-Out schon vor langer Zeit …« Ein breites Lächeln.
»Dass Gil aus dem Krankenhaus entlassen werden
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